StartseiteRegionalMecklenburg-VorpommernEinreisestopp nach MV trifft Tourismus-Branche hart

Stornierungs-Welle

Einreisestopp nach MV trifft Tourismus-Branche hart

Rostock / Lesedauer: 3 min

Immer mehr Orte in Deutschland, darunter auch Berlin, werden zum Corona-Risikogebiet – und damit gilt de facto ein Einreisestopp nach Mecklenburg-Vorpommern. Auf die Hoteliers rollt eine Stornierungswelle zu.
Veröffentlicht:11.10.2020, 15:53
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„In den Rezeptionen stehen die Telefone nicht still, unzählige Mails sind eingegangen”: So schildert der Präsident des Landesverbands Mecklenburg-Voprommern des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga), Lars Schwarz, die Situation in seiner Branche. Viele Gäste, die aus Risikogebieten anreisen wollen, müssten nun stornieren. Denn die restriktiven Regelungen bedeuten in den meisten Fällen de facto ein Einreiseverbot für Touristen aus Corona-Hotspots.

Ungeklärt: Ist bei Corona-Stornierungen ein Schadenersatz fällig?

Für Gäste aus Risikogebieten wie Berlin und immer mehr anderen Regionen Deutschlands gilt vierzehntägige Quarantäneregelung. Menschen aus Gebieten mit mehr als 50 Infizierten pro 100 000 Einwohnern binnen sieben Tagen müssen bei der Einreise einen negativen Corona-Test vorlegen. Die Quarantäne kann durch einen zweiten negativen Test nach fünf bis sieben Tagen verkürzt werden.

Mehr lesen: Kommentar - MV-Landesregierung blamiert sich in der Corona-Krise

Bei einem Einreiseverbot wäre die Frage nach einer Schadenersatzleistung klar geregelt. Da die Einreise nur erschwert, aber prinzipiell möglich sei und die Unterkunft zur Verfügung stehe, sei die Frage strittig, sagte Schwarz. Er appellierte, an diese Fragen mit dem nötigen Fingerspitzengefühl heranzugehen: „Das ist eine unangenehme Situation, die uns und die Gäste quasi überfährt.“ Eine Kulanzregelung müsse möglich sein, bei vielen Gäste handele es sich um Stammgäste.

Dehoga-Chef kritisiert Corona-Regelung: Ist das noch verhältnismäßig?

Die Restriktionen träfen die Branche hart. Nach dem Totalausfall der Vorsaison hätten sich die Betreiber in der Hochsaison gerade wieder berappelt und nun auf einen „goldenen Herbst“ gehofft. Schwarz betonte, dass bisher keine Corona-Gefahr von Touristen ausgegangen sei - darauf hatte kürzlich auch Vorpommern-Greifswalds Landrat Michael Sack (CDU) hingewiesen. Schwarz sagte weiter: „Die Quarantäne-Verordnung sollte dringend auf ihre Verhältnismäßigkeit untersucht werden.“

Damit geht eine gewichtige Branche auf Distanz zur Corona-Politik der Landesregierung. Während der ersten Corona-Monate im Frühjahr hatte die Dehoga die strengen Regelungen in Mecklenburg-Vorpommern noch demonstrativ unterstützt, Lars Schwarz trat gemeinsam mit Ministerpräsidentin Schwesig vor die Presse. Davon kann nun offenbar keine Rede mehr sein.

Linken-Fraktionschefin Oldenburg kritisiert Regelungen

Nach der am Freitag erlassenen Verordnung gibt es zahlreiche Ausnahmen von der Quarantäne-Regelung in Mecklenburg-Vorpommern. Dazu zählte die Landesregierung etwa Transporteure von Personen oder Waren oder Abgeordnete von Bundes- oder Landtag. Auch Personen mit Tätigkeiten zur Aufrechterhaltung der Lebensmittelversorgung, des Gesundheitswesens oder der öffentlichen Sicherheit seien ebenso ausgenommen wie Menschen, die zur medizinischen Behandlung einreisten. Dies gelte auch für Schüler und Studenten oder Menschen mit einer Nebenwohnung in Mecklenburg-Vorpommern.

Bei den Ausnahmen nicht erwähnt sind jedoch private Besuche. Wie der Sender NDR 1 Radio MV berichtete, geht nach Ansicht von Staatskanzleichef Heiko Geue (SPD) das größte Risiko von privaten Feiern aus. Deshalb müsse alles dafür getan werden, die Ansteckungsrisiken niedrig zu halten. Sollte es logische Lücken in der Verordnung geben, werde noch nachgebessert.

Die Vorsitzende der Linksfraktion, Simone Oldenburg, twitterte am Sonntag: „Schluss mit dem Corona-Kuddelmuddel der Landesregierung. Wir brauchen klare und nachvollziehbare Regelungen.“ Menschen übten Berufe aus und hätten gleichzeitig ein Privatleben. „Das lässt sich nicht voneinander trennen.“ Nicht nachvollziehbare Regelungen könnten nicht eingehalten werden. „Das sorgt nicht für Akzeptanz“, sagte Oldenburg.