StartseiteRegionalMecklenburg-VorpommernEinwohner wehren sich gegen Villenabriss auf Usedom

Umstrittener Immobilienverkauf

Einwohner wehren sich gegen Villenabriss auf Usedom

Bansin / Lesedauer: 3 min

Über 18 Jahre lang standen sie auf der Denkmalliste: Nun sollen zwei historische Gebäude auf der Insel Usedom verschwinden. Im Ort spricht man von „Sylter Verhältnissen“.
Veröffentlicht:20.10.2013, 20:08
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Der geplante Abriss von zwei historischen Villen mit Meerblick empört Einwohner des Seeheilbades Bansin auf Usedom. Die Häuser Emma und Aegir, um die vorletzte Jahrhundertwende errichtet, wurden von der Denkmalliste des Landes gestrichen. Einwohner vermuten einen Zusammenhang mit dem Verkauf der Immobilien an den Geschäftsführer der Adler-Reederei, Sven Paulsen von der Insel Sylt. Der Unternehmer will die Grundstücke nach Angaben des Chefs der Historischen Gesellschaft Heringsdorf, Fritz Spalink, mit 29 Ferienwohnungen bebauen.

Am Sonntag protestierten rund 100 Einwohner mit einer „Abrissparty“ gegen die Beseitigung der einstigen Baudenkmale. „Wir wollen hier keine Sylter Verhältnisse“, sagt Spalink. Der Landeskonservator Klaus Winands zuckt mit den Schultern: Wer die Häuser 1994 auf die Denkmalliste gesetzt hat, ist nicht klar. „Es hat 2012 eine Überprüfung gegeben und es hat sich herausgestellt, dass sie nie auf die Liste kommen sollten“, sagt er. „Es fehlt an wesentlicher Originalsubstanz.“ Das heißt, es gab zu viele Umbauten. Viele Elemente der Bäderarchitektur seien nicht mehr vorhanden. Dass die Streichung von der Liste und der Verkauf der Häuser zeitlich nahe beieinander lagen, ist Winands zufolge Zufall: „Der Verkauf war uns nicht bekannt.“

Kaufen, verfallen lassen und dann abreißen

Der Chef der Historischen Gesellschaft Heringsdorf glaubt das nicht. Anfang der 1990er Jahre habe der Immobilienverwalter Gerd Thormählen die Villen gekauft und sich selbst überlassen. Laut Fritz Spalink war es nach der Wende das Prinzip einiger Leute, Häuser wegen der Grundstücke zu kaufen, sie verfallen zu lassen und abzureißen. Die Grundstücke würden heute für 900 Euro oder mehr pro Quadratmeter verkauft.

Dass Gebäude von der Denkmalliste gestrichen werden, ist Winands zufolge nicht selten. Genaue Zahlen nannte er nicht. 25  000 Objekte umfasse die Liste in Mecklenburg-Vorpommern. Besonders schwierig sei es wegen des demografischen Wandels mit Bürgerhäusern in kleinen Städten wie Parchim oder Goldberg, Tribsees oder Loitz. Familien zögen weg, alte Leute seien nicht mehr in der Lage, die Gebäude instand zu halten. Wenn der bauliche Zustand schlecht und dem Eigentümer wegen fehlender Wirtschaftlichkeit der Erhalt nicht zumutbar sei, müssten Häuser von der Liste gestrichen werden – zumal es keinen Anspruch auf eine Förderung für Baudenkmäler gebe.

Manche der Immobilien-Eigentümer ignorierten allerdings den Denkmalschutz, zum Teil aus Unkenntnis, wie Landeskonservator Klaus Winands meint. Beim Verkauf der Häuser sei es allgemein Pflicht, den Käufer über den Denkmalstatus eines Gebäudes zu informieren. Geschehe das nicht, und der neue Eigentümer nehme Um- und Anbauten vor, gehe der Denkmalwert verloren. Ein solcher Verstoß werde dann von den Behörden als Ordnungswidrigkeit geahndet.