StartseiteRegionalMecklenburg-VorpommernEvakuierung wegen Waldbrand bei Lübtheen möglich

Keine Entwarnung

Evakuierung wegen Waldbrand bei Lübtheen möglich

Lübtheen / Lesedauer: 3 min

Der Brand auf dem hoch munitionsbelasteten Gebiet bei Lübtheen ist unter Kontrolle – vorerst: Denn der angekündigte Wind bereitet der Feuerwehr Sorgen.
Veröffentlicht:26.06.2019, 14:40

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Auch wenn der Waldbrand auf dem munitionsbelasteten Gebiet in Volzrade bei Lübtheen (Landkreis Ludwigslust-Parchim) laut einer Pressemitteilung des Umweltministeriums derzeit unter Kontrolle zu sein scheint – Entwarnung gibt es vorerst noch nicht. Denn der angekündigte Wind, die Hauptsorge der Einsatzkräfte, könnte die Bodenfeuer schlimmstenfalls wieder zu Vollfeuern anfachen.

„Der weitere Verlauf der Brandbekämpfung ist daher maßgeblich von der Wetterentwicklung abhängig“, erklärte Agrarminister Till Backhaus (SPD). „Eine Evakuierung ist nicht vom Tisch, wir können die Witterung nicht vorhersagen”, sagte ein Feuerwehrsprecher der dpa am Mittwoch. Wenn viel Wind aufkomme, sei man vorbereitet, zur Not die kleine Gemeinde Jessenitz-Werk zu evakuieren. Die umliegenden Ortschaften hatten die Feuerwehren sofort durch Bewässerung von Riegelstellungen gesichert. Sie sollen das Übergreifen des Feuers verhindern.

Der Brand, zu dessen Größe derzeit keine gesicherten Angaben gemacht werden können, war nach aktuellem Kenntnisstand am Dienstag gegen 16 Uhr in der Nähe eines Marinearsenals bei Jessenitz auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Lübtheen ausgebrochen. Auf den laut Ministerium „hochgradig munitionsbelasteten Flächen” gestalten sich die Löscharbeiten schwierig.

Löschpanzer im Einsatz

Die 60 Einsatzkräfte müssen einen Sicherheitsabstand von einem Kilometer zum Brandherd wahren. Seit Mittwochmorgen ist deshalb ein Löschpanzer im Einsatz, die weiter in das gefährliche Gebiet vordringen können, ein weiterer steht zur Reserve bereit. Landrat Stefan Sternberg (SPD) hatte die Gefährte am Dienstagabend aus dem benachbarten Brandenburg an den Brandort beordert und dies mit dem Schutz der heimischen Feuerwehrleute und der umliegenden Ortschaften begründet. Den Angaben zufolge wird dieser Schritt im Innenministerium als überzogen bewertet.

Die Debatte um Spezial-Löschtechnik für ehemalige Militärgebiete im Land ist durch den Brand neu entfacht. Agrarminister Till Backhaus (SPD) sprach sich dafür aus, in der Region gepanzerte Löschfahrzeuge zu stationieren. „Es ist an der Zeit, das durchzusetzen”, betonte der Minister am Mittwoch bei einem Besuch in Lübtheen. Fachleute hätten auf früheren Truppenübungsplätzen bis zu 45,5 Tonnen Munition ermittelt. In solchen Gebieten könnten aus Sicherheitsgründen keine herkömmlichen Löschangriffe geführt werden, sagte Backhaus.

200 Meter breiter Schutzsstreifen um die Ortschaften

Für den ehemaligen Truppenübungsplatz Lübtheen sei ein Konzept zum Schutz der gefährdeten Ortschaften erarbeitet worden, meldete das Ministerium. Darin seien unter anderem 200 Meter breiten Schutzstreifen um die betroffenen Ortschaften vorgesehen sowie die schrittweise Anlage eines Waldbrandriegelsystems beidseits der bestehenden Ringstraße.

Bereits Anfang 2019 sei mit der Umsetzung erster Maßnahmen begonnen worden. Der weitere Fortschritt sei aber von der Kampfmittelbelastung bzw. deren Beseitigung abhängig.

2019 bereits 37 Waldbrände

Die Waldbrandgefahr ist spätestens seit 2018 ein heißes Thema: In jenem Sommer waren nach dpa-Angaben in der Region mehrere Brände am ehemaligen Truppenübungsplatz ausgebrochen, die zum Teil erst nach einigen Tagen gelöscht werden konnten. Wegen des trockenen Wetters steigt die Waldbrandgefahr auch in diesem Jahr.

So gab es 2019 im Land bislang 37 Waldbrände auf einer Fläche von etwa 8 Hektar mit einem geschätzten Schaden von insgesamt rund 36000 Euro. Im Jahr 2018 waren es insgesamt 89 Brände auf über 30 Hektar Waldfläche.

Nach dem Waldbrandjahr 2018 prüfte eine interministerielle Lenkungsgruppe den vorbeugenden und abwehrenden Waldbrandschutz in MV. Nach Angaben des Ministers Backhaus habe die Analyse darauf abgezielt, neben fachlichen, technischen, finanziellen und personellen Fragen auch die zu Grunde liegenden Rechtsnormen zu überprüfen. Die Arbeitsgruppen haben unter anderem erste Handlungsempfehlungen zum Schutz der Bevölkerung, zur Sondierung und Beräumung kampfmittelbelasteter Flächen und auch bezüglich der Löschwasserbereitstellung und weiterer technischer Vorsorgemaßnahmen in der Forstverwaltung und der Forstwirtschaft erarbeitet.