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Awo-Affäre

Ex-Awo-Manager wegen schwerer Untreue angeklagt

Schwerin / Lesedauer: 3 min

Die juristische Schlinge um Peter Olijnyk zieht sich zu. Jetzt wurde Anklage gegen den Ex-Awo-Manager erhoben.
Veröffentlicht:06.02.2020, 10:02

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Was für aufwändige und komplexe Recherchen: Seit dem 20. Mai 2016 hatte zunächst die Staatsanwaltschaft Neubrandenburg und wenige Monate später die Staatsanwaltschaft Schwerin gegen Peter Olijnyk wegen des Verdachts der Untreue ermittelt. Jetzt, fast vier Jahre nach dem Beginn der Ermittlungen, hat die Staatsanwaltschaft Schwerin Anklage gegen Peter Olijnyk erhoben. Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft hat es in sich: Der langjährige Geschäftsführer der Awo Müritz soll sich der Untreue in drei besonders schweren Fällen schuldig gemacht haben. Dabei geht es laut Staatsanwaltschaft um einen entstandenen Vermögensschaden von über 1,2 Millionen Euro.

Lukrative Verträge zugeschanzt

Olijnyk und und sein langjähriger Kompagnon, der frühere Awo-Kreisvorsitzende und ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete Götz-Peter Lohmann sollen sich ohne Wissen des Awo-Vorstandes über viele Jahre lukrative Verträge zugeschanzt haben. Der heute 71-jährige Olijnyk hatte gegen Ende seiner 22-jährigen Geschäftsführertätigkeit bei der Awo Müritz ein Jahresgehalt von 150000 Euro plus 30000 Euro Tantiemen plus eine lebenslange Betriebsrente in Höhe von 2000 Euro kassiert. Lohmann stand in einer hundertprozentigen Tochtergesellschaft der Awo Müritz, bei der ansonsten nur Reinigungskräfte angestellt waren, als Diplom-Psychologe auf der Gehaltsliste – und kassierte über einen Zeitraum von fast zehn Jahren 5200 Euro im Monat. Ohne jede Arbeitsnachweise. Böse Zungen behaupten, er habe das Geld fürs Nichtstun erhalten. Lohmann muss sich ebenfalls vor Gericht verantworten, ihm wird Beihilfe zur Untreue vorgeworfen. Er soll einen Vermögensschaden in Höhe von 675000 Euro verursacht haben.

Olijnyk droht Gefängnis

Olijnyk und Lohmann werden vor der Wirtschaftskammer des Landgerichts Schwerin angeklagt. Olijnyk droht bei einer Verurteilung eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zehn Jahren.

Lohmann, der auch Vize-Landeschef der Awo in Mecklenburg-Vorpommern war, war zum Jahreswechsel 2015/16 seines Posten enthoben worden. Olijnyk war im Frühsommer 2016 fristlos entlassen worden.

Zivilrechtlich war Olijnyk vom Oberlandesgericht Rostock (OLG) in zweiter Instanz im März 2019 zur Rückzahlung von knapp 400000 Euro an zu viel kassierten Gehältern verurteilt worden. Das OLG hatte ein entsprechendes Urteil des Landgerichts Neubrandenburg vom Oktober 2017 bestätigt.

Awo-Affäre zieht weite Kreise

Im Zuge der staatsanwaltlichen Ermittlungen war bei einer Hausdurchsuchung im Frühjahr vergangenen Jahres auch Olijnyks Vermögen beschlagnahmt und gepfändet worden. Hintergrund der spektakulären Aktion, während der Olijnyk im Urlaub weilte: Die Staatsanwaltschaft hatte bereits seinerzeit den Verdacht geäußert, dass Olijnyk Vermögen an Familienmitglieder verschoben habe, um dadurch gegebenenfalls bei einer strafrechtlichen Verurteilung nicht mehr zahlungsfähig sein zu können.

Olijnyk hatte sich selbst immer wieder als unschuldig bezeichnet. Er sei das Opfer einer Awo-internen Intrige geworden, so seine wiederholten Aussagen. Zuletzt hatte der Ex-Wohlfahrtsmanager im Gespräch mit dem Nordkurier nochmals betont, dass der damalige Vorstand der Awo Müritz stets über seine Verträge informiert gewesen sei. Die von Olijnyk ausgelöste Awo-Affäre hat mittlerweile sowohl weitere Kreisverbände in MV als auch Awo-Organisationen in Frankfurt/Main, Wiesbaden und Erfurt erfasst. Immer wieder ermitteln Staatsanwaltschaften wegen üppiger Gehälter sowie wirtschaftlicher Verstrickungen und personeller Verflechtungen zwischen SPD-Politikern und Awo-Funktionären. In MV versucht ein Parlamentarischer Untersuchungsausschuss seit drei Jahren die Awo-Affäre politisch aufzuarbeiten.