Jamel rockt den Förster
Festival-Wiese an mutmaßlichen Neonazi verpachtet
Jamel / Lesedauer: 2 min
In der für ihr alljährliches Musikfestival gegen Rechts bekannten Gemeinde Jamel (Landkreis Nordwestmecklenburg) bleibt die unbebaute Dorfmitte im Pachteigentum eines mutmaßlichen Rechtsextremisten. Die für das 40-Seelen-Dorf zuständige Gemeindevertretung von Gägelow erneuerte am Dienstagabend den umstrittenen Pachtvertrag.
Die Abstimmung sei mit sieben Ja- und zwei Nein-Stimmen sowie zwei Enthaltungen deutlich ausgefallen, sagte der parteilose Bürgermeister Uwe Wandel.
Das Künstlerehepaar Birgit und Horst Lohmeyer, das sich seit seinem Zuzug 2004 Anfeindungen der den Ort dominierenden Neonazis ausgesetzt sieht und als Reaktion das vielbeachtete Festival für Demokratie ins Leben rief, reagierte mit Unverständnis. Sie warfen der Gemeindevertretung „fehlendes Problembewusstsein” vor.
Bürgermeister rechtfertigt die Entscheidung
Beim jüngsten Musikfestival „Jamel rockt den Förster” Ende August hatte Herbert Grönemeyer als Künstler der ersten Reihe Zeichen gegen rechte Gewalt, Fremdenhass und Intoleranz gesetzt. Die Schirmherrschaft für das Festival lag bei Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD).
Wandel verwahrte sich gegen Vorwürfe, die rechte Szene zu verharmlosen und rechtfertigte die Entscheidung. „Es sind Bürger. Und auch wenn uns ihre Gesinnung nicht gefällt, haben sie Bürgerrechte”, sagte der Bürgermeister.
Einen anderen Pachtantrag für die Wiese, die zum Musikfestival im August als Parkplatz und Stellplatz der Polizei genutzt wird, habe es nicht gegeben. Die Pacht für die Fläche von der Größe eines halben Fußballfeldes liegt laut Wandel bei 65 Euro im Jahr.