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Fachkräftemangel

Firmen im Nordosten legen bei Gehältern nach

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Auch wenn die Wirtschaft der Region zuversichtlich in die Zukunft schaut, wachsen in einigen Branchen die Sorgenfalten.
Veröffentlicht:29.05.2019, 06:00

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Auch wenn sie im Nordosten im Straßenverkehr noch eher selten anzutreffen sind – die weltweit rasant steigende Nachfrage nach E-Autos sichert auch in Neubrandenburg Arbeitsplätze. Der Automobilzulieferer Webasto hat in seinen Standort im Zentrum der Mecklenburgischen Seenplatte in diesem und im vergangenen Jahr rund 32 Millionen Euro investiert.

Konzernweit wird Neubrandenburg als Kompetenzzentrum für Heizungen ausgebaut, die weltweit in Elektroautos eingebaut werden, so eine Unternehmenssprecherin. Bis Ende des Jahres will das Werk mehr als 700 Menschen beschäftigen.

Exportschwäche hat auch eine positive Seite

Webasto gehört zu den industriellen Vorzeigefirmen im Nordosten. „Davon bräuchten wir deutlich mehr“, sagt Torsten Haasch, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Neubrandenburg (IHK), mit Blick auf die unterdurchschnittliche Kaufkraft in der Region. Um Industriebetriebe anzulocken, werde ein großes Gewerbegebiet bei Pasewalk jetzt als Gewerbepark Berlin/Stettin vermarktet.

„Wohlstand hängt nicht zuletzt vom Export ab“, schätzt Haasch ein. Mit knapp acht Milliarden Euro gehört Mecklenburg-Vorpommern zu den exportschwachen Regionen in Deutschland. Grund sei der eher geringe Anteil an Industrie. Dementsprechend zählt das Land zu den Schlusslichtern bei den Einkommen.

Doch die Firmen zwischen Müritz und Greifswalder Bodden legen bei den Gehältern nach. Wer Fachkräfte an sich binden wolle, habe oft keine andere Wahl, erklärt Haasch bei der Vorstellung der Sommerumfrage der IHK. Dabei wachse jedoch die Furcht kleinerer Unternehmen, durch den Wettbewerb mit den Großen an die Grenzen der eigenen Leistungsfähigkeit zu geraten, weil die Arbeitskosten steigen. „Der Mangel an Fachkräften aber wird von der heimischen Wirtschaft als noch größeres Risiko für die eigene Entwicklung bewertet“, betont er.

Rund 800 Unternehmen in der Seenplatte und in Vorpommern-Greifswald hat die IHK zu deren aktueller wirtschaftlicher Lage und zur Geschäftsentwicklung in den kommenden zwölf Monaten befragt. Das Ergebnis: Während sich deutschlandweit nach eigener Einschätzung der Wirtschaft das Konjunkturklima eintrübt, koppeln sich die Unternehmen der Region von diesem Trend positiv ab. „Das haben wir so noch nie beobachtet“, sagt Haasch.

Aus der Krisen- wird eine Vorzeigebranche

Auch die Kammern in Rostock und Schwerin gehen von weiterem Wachstum aus. Die Abkühlung der Weltwirtschaft wirke sich in Mecklenburg-Vorpommern nicht so stark aus, weil Unternehmen mit Exporten in Länder außerhalb der EU unterdurchschnittlich vertreten seien, so Haasch. Die andere Seite der Medaille: Bei starker Konjunktur bleibt der Nordosten hinter dem bundesweiten Wachstum zurück.

Laut IHK-Umfrage gehen 88 Prozent der Firmen im Osten des Landes von besseren und gleichbleibenden Geschäftserwartungen aus. Dabei hat sich in den vergangenen Jahren die Bauwirtschaft von einer Krisen- zu einer Vorzeigebranche entwickelt. Volle Auftragsbücher sorgen dafür, dass ein Drittel der Unternehmen von einer weiteren Umsatzsteigerung ausgeht, kein einziges rechnet mit Einbußen.

Auch die befragten Einzelhändler planen angesichts der wachsenden Kaufkraft in der Region mit gleichbleibenden und besseren Geschäften. Der Vormarsch der Online-Anbieter sorgt demnach vor Ort nicht für sinkende Einnahmen.

Angesichts fehlender Fachkräfte hat die IHK erstmals verglichen, in welchen Branchen die Betriebe damit rechnen, nicht genügend Fachkräfte einstellen zu können. Damit ist oder wäre verbunden, dass Aufträge nicht im gewünschten Umfang angenommen und ausgeführt werden. Neben Bau und Einzelhandel zählen Speditionen sowie Hotels und Gaststätten zu den Wirtschaftszweigen, die angesichts fehlender Mitarbeiter in ihrer Entwicklung gehemmt werden.