StartseiteRegionalMecklenburg-VorpommernFreiheit der Bio-Bienen endet beim gewöhnlichen Raps

Honigbienen haben oft zu wenig Platz

Freiheit der Bio-Bienen endet beim gewöhnlichen Raps

Cambs / Lesedauer: 3 min

Nicht nur Hühner, Puten oder Schweine werden beengt gehalten, auch Bienen haben oft zu wenig Platz. Diesen gewähren ihnen aber Bio-Imker – in Kästen aus Naturmaterial.
Veröffentlicht:21.03.2014, 18:34
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Es klingt unglaublich – Honigbienen haben oft zu wenig Platz im Bienenstock. „Das ist der Fall, wenn der Imker den Schwerpunkt auf maximale Honigausbeute legt“, erklärt Mirko Lunau, der mit Hartmut Heldt in Cambs-Ahrensboek bei Schwerin eine Öko- Imkerei betreibt. Bei ihnen stehe die Biene im Mittelpunkt. „Aber natürlich müssen wir auch Honig verkaufen“, sagt Heldt. Die Bestäubungsleistung ihrer Bienen bekämen sie ja nicht bezahlt. Die Männer arbeiten nach den Richtlinien des Bio-Verbandes Demeter. „Dort sind die Richtlinien am schärfsten.“ Die Kriterien kämen den Bedürfnissen und dem natürlichen Verhalten der Biene am nächsten.

Die Biene ist ein wirtschaftliches Schwergewicht. Dem Würzburger Bienenforscher Jürgen Tautz zufolge gilt sie als wichtigstes Nutztier nach Rind und Schwein. Er bezifferte den Nutzen weltweit aus der Bestäubungsleistung und dem Honig einmal auf 153 Milliarden Dollar im Jahr, zwei Milliarden in Deutschland. Der Wert der Bestäubung sei dabei zehnmal höher als der des Honigs.

Bienen statt einer Karriere in der Wissenschaft

Heldt und Lunau sind Partner in der „Lebensmittelpunkt – Dr. M. Lunau und H. Heldt GbR“, einer Mosterei und Imkerei. Während der 49-jährige Heldt nach dem Studium der Elektrotechnik in der Wendezeit gleich die Imkerei zu seinem Beruf machte, kam Lunau als Seiteneinsteiger dazu. Der gebürtige Nordrhein-Westfale ist promovierter Meeresbiologe und arbeitete zuletzt im Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde. „Karriere in der Wissenschaft zu machen hätte bedeutet, am Schreibtisch zu sitzen und Geld zu organisieren“, meint der 42-Jährige. Er verlegte sich lieber aufs Imkern und aufs Obst.

Mosterei und Imkerei ergänzen sich gut. 100 Bienenkästen haben Lunau und Heldt auf Streuobstwiesen und anderen Flächen stehen. 300 Völker brauchten sie, um von der Imkerei leben zu können. Derzeit sind sie beim Frühjahrsschnitt der Apfel- und Birnbäume in Kleefeld. Die Bienen fliegen zeitig in diesem Jahr. Blüten finden sie fast nur in den Gärten. Später werden sie die Obstbäume bestäuben. Äpfel, Kirschen und Birnen würden ohne ihr Zutun nur etwa ein Viertel des Ertrags bringen, sagt der Chef des Bienenzuchtzentrums Bantin, Winfried Dyrba. Unwiderstehlich wirkt auf Bienen blühender Raps.

„Sie fliegen natürlich auch konventionellen Raps an“, sagt Lunau. Damit der Honig trotzdem Bio ist, müssen unabhängige Analysen zeigen, dass er rückstandsfrei ist. Vor allem aber sind strenge Öko- Kriterien für die Haltung wichtig. „Das Entscheidende der Demeter- Bienenhaltung ist nicht wie bei anderen Haustier-Arten die Bindung an die Futterflächen des Betriebes, sondern die Art und Weise dieser wesensgemäßen Bienenhaltung“, heißt es in der Richtlinie.

Die Kästen müssen aus Holz, Stroh und Lehm sein

So dürfen die Bienen bei Krankheiten nur mit natürlichen Mitteln statt konventionellen chemisch-synthetischen Medikamenten behandelt werden, erklärt Heldt. Die Bienenkästen müssen aus Materialien wie Holz, Stroh und Lehm sein. Die Völker vermehren sich durch die natürliche Bildung neuer Schwärme, es werden keine Zuchtköniginnen zugekauft. Der Brutraum soll so groß sein, dass jederzeit außer der Brut auch noch Pollen- und Honigvorräte in ihm Platz finden. Außerdem bauen die Bienen die Waben in der Demeter-Imkerei selbst. Es dürfen nicht zu viele Völker an einem Fleck stehen. Noch macht sich der Mehraufwand für die Imker nicht bezahlt – „insbesondere in einem Umfeld, in dem viele Imker ihren Honig immer noch zu billig abgeben“, bemerkt Lunau.