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Kein drittes Geschlecht

Für die Nordkirche bleibt es bei Mann und Frau

Schwerni / Lesedauer: 3 min

Die Landessynode der Nordkirche hat einen Antrag abgelehnt, der ein drittes Geschlecht in den Kirchenordnungen der evangelischen Kirche aufgenommen festschreiben sollte.
Veröffentlicht:28.02.2022, 06:07

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Für die Evangelische Nordkirche war das ein kleiner Paukenschlag: Der Versuch, mit einem Kirchengesetz das dritte Geschlecht in den Kirchenordnungen der Landeskirche zu verankern, fiel am Samstag auf der als Digitalkonferenz tagenden Landessynode durch.

Knappe Entscheidung: nur drei Stimmen fehlten

Das Kirchengesetz verfehlte die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit der Landessynode um drei Stimmen: Statt der erforderlichen 104 Kirchenparlamentarier stimmten nur 101 Delegierte dafür, dass künftig eine verbindliche Parität in allen Gremien der Nordkirche eingeführt wird.

Mit der Wahl zur Landessynode 2024 sollte das auch auf Landesebene umgesetzt werden. Zudem sollte in kirchlichen Gesetzen künftig die Formulierung „Menschen jeden Geschlechts“ statt „Frauen und Männer“ verwandt werden, um auch nicht binär empfindende Menschen einzubeziehen.

Bischof aus Mecklenburg-Vorpommern war dagegen

Bereits am Donnerstag hatte jedoch der Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern der Nordkirche, Tilman Jeremias, Kritik an den Plänen geübt. Unter Bezugnahme auf die biblische Schöpfungsgeschichte sprach er sich dafür aus, in der Kirche an der Binarität der Geschlechter festzuhalten. „Dass wir Menschen Frauen und Männer sind, wird in engem Zusammenhang mit der Gottesebenbildlichkeit der Menschen gesehen“, sagte Jeremias.

Der Hamburger Synodale Hans-Peter Strenge verwies darauf, dass staatliche Paritätsgesetze in Brandenburg und Thüringen vor den Verfassungsgerichten gescheitert seien. „Und nun soll unser Landeskirchenamt das schaffen?“, fragte Strenge. Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt erklärte dagegen, die Bibel kenne ebenfalls mehr als zwei Geschlechter, so würden zum Beispiel Eunuchen erwähnt. Dagegen zeigte sich Synodenpräses Ulrike Hillmann enttäuscht über den Ausgang der Abstimmung. „Ich persönlich hätte mir ein anderes Ergebnis gewünscht“, sagte Hillmann. Die Synode habe aber „intensiv und wertschätzend“ in alle Richtungen debattiert. Das Ergebnis sei deswegen zu respektieren. „Gemeinsam mit der Kirchenleitung werden wir nun die weiteren Schritte überlegen.“

Klimawandel treibt auch die Kirche um

Hauptthema der Synode war indes der Klimawandel. Mit großer Mehrheit beschloss das Kirchenparlament einen Klimaschutzplan, wonach die Synode bis 2035 klimaneutral sein will. So soll der Energiebedarf der mehr als 5.000 beheizten Gebäude der Landeskirche bereits bis 2027 um 30 Prozent reduziert und zu 50 Prozent auf erneuerbare Energieträger umgestellt werden. Bis 2035 soll die Umstellung auf erneuerbare Energieträger komplett vollzogen sein. „Es ist möglich seinen Lebenswandel so zu ändern, dass man das Klima ändert“, sagte der Klimaforscher und Physik-Nobelpreisträger Klaus Hasselmann, der der Synode als Gast zugeschaltet war. „Und zwar ohne dass man Nachteile in seinem Lebenswandel hat.“

Und sein Kollege Mojib Latif erinnerte an die „Fridays for Future“-Bewegung. „Ich frage mich, warum es Friday for Future überhaupt geben muss?“, sagte Latif. „Warum hat es nicht Church for Future gegeben? Das ist doch die ureigenste Aufgabe der Kirche, hier voran zu gehen, es geht doch um die Bewahrung der Schöpfung.“ Schließlich forderte Bischof Jeremias die Kirche auch zu etwas mehr Demut auf. Im Umgang mit der Corona-Krise komme es auf Solidarität und gute Kommunikation an: „Wir sollten regelmäßig auch Orte und Gelegenheiten anbieten, die Menschen ermutigen, die eigene Meinung frei heraus aussprechen zu können und dabei auf offene Ohren zu stoßen.“