StartseiteRegionalMecklenburg-VorpommernGünstiger Polen-Sprit steigert Verkehr in Vorpommern

Tanken in Polen

Günstiger Polen-Sprit steigert Verkehr in Vorpommern

Löcknitz / Lesedauer: 3 min

Nach der Senkung der Treibstoffsteuer in Polen sind Diesel und Benzin dort deutlich billiger. Am Dienstag gab es an der Grenze in Vorpommern bereits mehr Tanktourismus.
Veröffentlicht:01.02.2022, 13:48
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Die starke Senkung der Mehrwertsteuer hat die Spritpreise in Polen seit Dienstag deutlich sinken lassen, was auch gleich zu mehr Verkehr in Vorpommern geführt hat. Wie der Sprecher der Bundespolizei in Pasewalk (Vorpommern-Greifswald) Igor Weber am Dienstag sagte, haben die Beamten auf der Bundesstraße 104 und auf der Autobahn 11 Berlin-Stettin deutlich mehr Verkehr durch Tagestouristen registriert.

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Das hänge vermutlich mit mehr Tanktourismus zusammen, der aber Anfang des Monats, wenn viele Menschen mehr Geld haben, immer größer ist als sonst.

Polen hatte zum 1. Februar die Mehrwertsteuer unter anderem auf Sprit von 23 auf 8 Prozent gesenkt. Dadurch war Diesel am Morgen bei Stettin um bis zu 60 Cent billiger als bei den Tankstellen in Deutschland, wo der Preis um die 1,65 Euro lag. Ähnlich war es bei Super-Benzin. „Die Fahrer berichteten, dass fast alle Nutzer Kanister dabei hatten und es an den polnischen Tankstellen gleich hinter der Grenze bereits zu kleineren Staus kam”, sagte Weber.

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Über die Bundesstraße 104 und Löcknitz läuft das Gros des Einkaufstourismus von Mecklenburg-Vorpommern nach Polen. In der Regel fahren Menschen aus den Landkreisen Vorpommern-Rügen, Vorpommern-Greifswald und Mecklenburgische Seenplatte dort hin, um Zigaretten oder Lebensmittel zu kaufen oder zum Friseur zu gehen.

„Die Corona-Regeln sind dafür im Augenblick kein Hindernis, da es Aufenthalte unter 24 Stunden sind”, sagte Weber. Kaum mehr Verkehr als sonst üblich wurde von Ahlbeck auf der Insel Usedom gemeldet. Weber rechnet aber am Wochenende mit einer Zunahme von Einkaufstouristen.

Auch der Verband des Garagen- und Tankstellengewerbes Nord-Ost geht davon aus, dass der Tanktourismus ins Nachbarland deutlich zunehmen wird. Wie Verbandschef Hans-Joachim Rühlemann der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag sagte, könne man die Lage nach dem kommenden Wochenende besser einschätzen. Der Verband rechnet mit etwa 65 Cent Preisunterschied und betreut in Berlin und in den ostdeutschen Bundesländern etwa 300 Tankstellen.

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Die polnische Regierung hat die Steuer auf Diesel und Benzin vom 1. Februar an vorübergehend von 23 auf 8 Prozent gesenkt. Mit der Maßnahme sollen die Menschen in Polen von den Folgen der Inflation entlastet werden.

Der Verband sieht für die Branche in der Grenzregion „katastrophale Folgen.” Einige Hundert Tankstellen müssten um ihre Existenz bangen. „Wir haben jetzt eine Situation, wie sie so schlimm noch nie gewesen ist. Da werden sich viele überlegen, ob sie nicht zumachen”, sagte er.

Tankstellen profitierten zwar auch vom Nebengeschäft wie Kaffee- oder Imbissangebot und vom Zeitungsverkauf. Wenn Tankkunden aber ausblieben, fielen auch diese Einnahmen weg. Da lohne auch eine Investition in mehr Imbissangebote nicht. „Wenn die Kollegen mich anrufen, sind sie verzweifelt, weil sie nicht mehr wissen, wie sie es weiter händeln sollen”, berichtete Rühlemann, der in Berlin selbst eine Tankstelle betreibt.

Deutlich kritisierte der Verbandschef die Mineralölgesellschaften. Denen sei es egal, ob die Autofahrer vor oder hinter der Grenze tankten, denn sie verkauften überall ihren Sprit und hörten nicht auf die Hilferufe der Pächter. Rühlemann forderte erneut, dass die Mineralölgesellschaften den Betreibern eine höhere Provision für Kraftstoffe pro Liter zahlen. Bislang liegt sie Rühlemann zufolge zwischen 1 und 1,2 Cent pro Liter – was viel zu wenig sei.