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Kaarzer Holz

Haben Wölfe ein weiteres Kalb auf dem Gewissen?

Schwerin / Lesedauer: 2 min

Wölfe breiten sich seit geraumer Zeit im Nordosten aus. Da wundert es nicht, dass Risse nicht ausbleiben. Auch im Kaarzer Holz kam es nun offenbar zu einem Vorfall.
Veröffentlicht:01.10.2018, 14:17

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Im Schweriner Raum hat es höchstwahrscheinlich eine weitere Wolfsattacke gegeben. Zumindest sprechen erste Indizien eindeutig für einen Riss, wie Heiko Peters, angestellter Jagdaufseher im Weitendorfer Wald, in einem Interview mit der Schweriner Volkszeitung (SVZ) berichtet. Er meint, dass ein heranwachsender Wolf ein weibliches Rotwildkalb im Kaarzer Holz durch einen klaren „Kehlbiss” getötet habe.

Der Vorfall ereignete sich bereits gegen Ende September, wurde allerdings erst jetzt publik. Bei einem Routinespaziergang in frühen Morgenstunden des 25. Septembers wurde er durch eine Vielzahl Kolkraben und Seeadler geradewegs zu dem gerissenen Kalb geführt, so der Jagdaufseher aus Thurow. Vor Ort habe er dann auch gleich die Bissspuren, im Abstand von 4,7 Zentimetern, am Hals des toten Rotwilds festgestellt, wie er hinzufügt.

Infolge des ersten Eindrucks setzte sich Peters umgehend mit der Wolfsbetreuerin Karen von Blomberg in Kontakt. Die Eickelbergerin wurde speziell für diesen Posten in der Lausitz geschult und ist seit mehren Jahren für die sogenannten Rissgutachten verantwortlich. Auch Marika Schuchardt, Koordinatorin beim Wolfsmanagement in Mecklenburg-Vorpommern, untersuchte das gerissene Kalb.

„Riss stammt ziemlich wahrscheinlich von einem Wolf“

„Dieser Riss stammt ziemlich wahrscheinlich von einem Wolf“, erklärt Karen von Blomberg in dem Interview mit der Volkszeitung. Allerdings weise sie auch daraufhin, dass erst eine Analyse der DNA die ersten Vermutungen untermauern könne, heißt es weiter. Dafür wurden Speichelproben per Wattestäbchen an der Bissstelle entnommen und an ein Labor des Fachgebiets Naturschutzgenetik am Senckenberg-Standort im südhessischen Gelnhausen geschickt. Aufgrund der langwierigen Auswertung erwarte man das Ergebnis allerdings erst in ein paar Monaten.

Das die Wolfspopulation im Land stetig wächst, belegen auch aktuelle Zahlen. Norman Stier, Forstzoologe und Koordinator des Wolfsmonitorings in MV, berichtete von 13 aufgezogenen Wolfswelpen – allein in diesem Sommer. In der Lübtheener Heide konnten mindestens drei Welpen per Fotos und Fotofallenbildern nachgewiesen werden. Die weitläufigen Waldflächen und zahlreiche stillgelegte Truppenübungsplätze, wie auch das Kaarzer Holz, bieten den Wölfen zudem einen idealen Lebensraum, um ihren Nachwuchs nahezu ungestört großzuziehen, wie zahlreiche Experten immer wieder bestätigen. Deutschlandweit wurden im vergangenen Jahr 60 Rudel, 16 Paare und zwei Einzeltiere mit festem Territorium nachgewiesen.

Sowohl in Mecklenburg-Vorpommern als auch Brandenburg kommt es immer wieder zu Wolfssichtungen und auch Zwischenfällen, wie neulich in Wusterwitz (Potsdam-Mittelmark). Dort wurden in einem Damwildgehege gleich zwei tote Kälber entdeckt – ebenfalls mit den wolfstypischen Kehlbissen. Auch dort wurde ein Rissgutachten ausgestellt, welches dem Landesumweltamt aktuell zur Prüfung vorliegt.