StartseiteRegionalMecklenburg-VorpommernHitze in MV ist Stress für die Fische

Fischer treten kürzer

Hitze in MV ist Stress für die Fische

Schwerin / Lesedauer: 3 min

Im Hochsommer herrscht Flaute bei der Berufsfischerei. Gut für die Fische, die von den hohen Wassertemperaturen gestresst sind. Tödlich ist die Hitze bisher aber nur für wenige.
Veröffentlicht:11.08.2018, 09:28
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Das warme Wasser in Ostsee, Bodden und Binnenseen tut den Fischen nicht gut. In der Wismarbucht werden seit etwa zwei Wochen vermehrt tote Aale entdeckt, wie die Geschäftsführerin der Wismarer Fischereigenossenschaft, Ilona Schreiber, berichtete. Die Aalfänge in ihrer Genossenschaft seien drastisch zurückgegangen. „Das Wasser ist einfach zu warm”, sagte Schreiber, die auch Vorsitzende des Landesverbandes der Kutter- und Küstenfischer ist. Um die 25 Grad haben Bodden- und Küstengewässer, die Binnenseen sind teilweise noch wärmer. Insgesamt kommen die Fische mit den hohen Temperaturen aber zurecht, wie eine Umfrage der dpa ergab.

Für die Berufsfischerei ist im Hochsommer ohnehin Flaute. Die meisten Fischer nutzen den Sommer als Stilllegungszeit für den Heringsfang, zu der sie verpflichtet sind, um Ausgleichszahlungen zu erhalten, erläuterte Michael Schütt, Geschäftsführer der Fischereigenossenschaft Freest (Vorpommern-Greifswald). Zugleich sei die Sommerzeit für die Fischer Werftzeit, sie würden ihre Fahrzeuge reparieren und streichen. Gerade einmal ein paar Flundern würden gefangen.

Für die Meeresfische in der Ostsee ist die Hitze der vergangenen Wochen stressig, aber nicht tödlich, wie der Direktor des Thünen-Instituts für Ostseefischerei in Rostock, Christopher Zimmermann, sagte. „Sie können sich problemlos in die tieferen Regionen zurückziehen und so auch dem geringeren Sauerstoffgehalt im warmen Wasser an der Küste ausweichen.” Für die Jungtiere gelte das gleiche. Auch sie würden sich eher aus dem „richtigen” Lebensraum verziehen als zu ersticken.

Fische im Netz sterben und verderben schnell

Wenn sie das nicht können, weil sie schon im Netz gefangen sind, sterben und verderben die Fische schnell, wie der Vorsitzende der Fischereigenossenschaft Stahlbrode, Bernd Schütze, sagte. Dann müssten die Stellnetze aller zwei bis drei Stunden kontrolliert werden. Ein Aufwand, der nicht lohne, denn wer kaufe jetzt Frischfisch? „Bei der Wärme sind die Einheimischen skeptisch”, sagte Schütze.

Von einem Fischsterben kann auch in den Binnenseen keine Rede sein, selbst in kleinen Seen nicht, wie der Prokurist der Fischerei Müritz-Plau GmbH in Waren, Sebastian Paetsch, sagte. Dennoch hoffe er, dass es kühler werde, aber auch, dass es sonnig bleibe. „So, wie das Wetter angesagt ist, wäre es perfekt”, meinte er. „Die Sonne muss scheinen, damit die Photosynthese der Pflanzen angeregt wird und sie Sauerstoff produzieren.”

Barsche und Hechte beißen gut

Wie Paetsch sagte, würden derzeit die Barsche und sogar Hechte noch gut beißen. Das sei vor allem für den Verkauf von Angelkarten wichtig, der neben der klassischen Fischerei, der Vermietung von Ferienwohnungen und der Direktvermarktung ein Standbein der Fischerei GmbH sei. Auch Weißfisch komme mit dem warmen Wasser zurecht. Probleme hätten die Maränen, die es klar und kühl brauchen. Nennenswerte Störungen gibt es Paetsch zufolge in den Gewässern der Mecklenburgischen Seenplatte weiterhin nicht. Das Wasservolumen der Seen sei groß genug.

„Für uns ist in der kälteren Jahreszeit Hauptsaison”, sagte der Freester Fischer Schütt. Von Oktober bis Dezember gehe es auf Dorschfang. Ab September würden einige Schleppnetzfischer schon versuchen, Heringe zu fangen.