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Ist der Ruf der Sozialverbände in MV ruiniert?

Schwerin / Lesedauer: 2 min

Die Caritas schreitet bei ihrer Transparenz-Offensive voran – und setzt andere Sozialverbände unter Druck. Aus gutem Grund: Die „Maserati-Affäre” lässt grüßen.
Veröffentlicht:01.04.2019, 14:11

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Als Sozialverband hat die Caritas bereits in ihrer unmittelbaren Nähe die negativen Auswirkungen eines Skandals durchleben müssen. Der Caritasverband im Erzbistum Berlin, zu dem auch der Regionalverband Vorpommern gehört, litt wie auch andere Wohlfahrtsorganisationen unter dem offensichtlichen Größenwahn des Sozialunternehmens Treberhilfe in Berlin.

Dessen damaliger Geschäftsführer Hans-Harald Ehlert war vor rund zehn Jahren mit seiner Treberhilfe, die ursprünglich den Ärmsten der Armen helfen sollte, in die Negativschlagseilen geraten – teure Autos (unter anderem ein Maserati), Luxus-Villa, 365.000 Euro Jahresgehalt und viele Annehmlichkeiten mehr waren dem Chef der Treberhilfe zum Verhängnis geworden. Doch nicht nur der exorbitante Lebensstil, sondern auch Steuerhinterziehung sowie Insolvenzverschleppung wurden dem Geschäftsführer später zum Verhängnis – Ehlert wurde in der „Maserati-Affäre” zu einem Jahr Haftstrafe auf Bewährung verurteilt.

„Aus diesen Vorfällen haben wir schon damals umgehend unsere Konsequenzen gezogen und bereits im Jahr 2009 eine Transparenz-Charta gemeinsam mit dem Berliner Senat unterzeichnet”, machte Stefan Dybowski, von 2010 bis 2013 ehrenamtlicher Vorsitzender des Caritasverbandes im Erzbistum Berlin, am Montagmorgen vor dem Parlamentarischen Untersuchungsausschuss zur Förderpraxis der Wohlfahrtsverbände in Mecklenburg-Vorpommern deutlich.

Sozialverbände halten sich bedeckt

Damit nicht genug – im Jahr 2012 trat die Caritas der Initiative Transparente Zivilgesellschaft bei. Heißt konkret: Die Offenlegung der Gehälter der Geschäftsführung, der detaillierte Umgang mit öffentlichen Geldern sowie Bescheide des Finanzamtes sind bei der Caritas für die Allgemeinheit einsehbar.

Nachdem die Caritas diese Transparenz auch in Mecklenburg-Vorpommern in ihren Regionalverbänden implementiert hat, sind andere Sozialverbände zähneknirschend teilweise gefolgt und haben einige Unternehmensdaten veröffentlicht. Allerdings lediglich auf Landesebene. Die mächtigen und wirtschaftlich autarken Kreisverbände aber halten sich weiter – gemessen am vorgegebenen Standard der Caritas – noch sehr bedeckt.

„Unregelmäßigen schaden unserer gesamten Branche”, forderte Dybowski Awo, DRK und Co. indirekt auf, der Caritas und ihrer Transparenz-Offensive komplett zu folgen. Geschäftsgehälter beispielsweise halten Awo und DRK weiter strikt unter Verschluss. „Transparenz darf nicht nur ein Wort sein, es müssten auch Taten folgen”, sagte Dybowski.