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Neue Wege zum Erhalt des Schwimmunterrichts

Kindern wird das Wasser abgegraben

Neustrelitz / Lesedauer: 3 min

Die Todesfälle an den Badestränden häufen sich, gleichzeitig können immer weniger Kinder schwimmen. Torsten Krüger will das nicht hinnehmen. Er warnt vor den Gefahren und sieht vor allem die Schulen in der Pflicht.
Veröffentlicht:08.08.2014, 19:04

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Torsten Krüger hat schon genug Sorgen, über ausbleibenden Zuspruch für die Schwimmlager in den Ferien muss er sich glücklicherweise nicht auch noch ärgern. „Wir können uns kaum retten, die Nachfrage ist super“, so der Schwimmmeister in Diensten der DRK-Wasserwacht. Kaum haben er und seine ehrenamtlichen Helfer die Termine für die Ferienschwimmkurse im Strandbad am Glambecker See bekanntgegeben, sind diese auch schon ausgebucht. Ein Wermutstropfen bleibt: Die Nachfrage dürfte auch deshalb so groß sein, weil der Schwimmunterricht an den Schulen immer häufiger ausfällt. Allein im Schuljahr 2012/2013 war das an jeder achten Schule im Land der Fall (der Nordkurier berichtete). Die Folgen dessen beobachtet Torsten Krüger Tag für Tag in seinem Freibad.

Besonders augenfällig wurde das Problem im vergangenen Jahr. „Damals haben wir einen Schwimmfähigkeits-Test durchgeführt, die Ergebnisse waren krass“, erinnert sich Krüger. Nur 60 der 213 getesteten Drittklässler aus dem Altkreis Mecklenburg-Strelitz hatten alle fünf gestellten Aufgaben der Rettungsschwimmer erfüllt. 36 Prozent und damit jedes dritte Kind war nicht in der Lage, 25 Meter am Stück zu schwimmen. „Das Ergebnis war erschreckend“, sagt Torsten Krüger, „das hatten wir so nicht erwartet“. Besonders ärgert ihn, dass die Schwimmfähigkeit der Kinder scheinbar vom sozialen Status der Eltern abhängt. So beendeten 90 Prozent der Schüler der einzigen teilnehmenden Privatschule den Test als Schwimmer, bei den öffentlichen Schulen lag der Wert teils deutlich unter
50 Prozent.

Die Probleme sind vielfältig

Doch auch wenn ein Einfluss der Eltern auf die Schwimmfähigkeit ihrer Kinder auf der Hand liegt, für Torsten Krüger ist klar: „Die Probleme liegen auch bei den Schulen, da wird zu wenig gegengesteuert.“ Er muss es wissen. Seit zwei Jahren arbeitet Krüger als Koordinator für die Schularbeit im Altkreis Mecklenburg-Strelitz. Der Rettungsschwimmer hält Kontakt zu den Schulen, versucht sie bei der Umsetzung eines regelmäßigen Schwimmunterrichts zu unterstützen. Die Probleme sind vielfältig. Mal fehlt es an ausgebildetem Personal, mal an der fehlenden Flexibilität der Schulleitungen. Auch die Motivation der Lehrkräfte spiele eine entscheidende Rolle. „Da gibt es alle Facetten“, so Torsten Krüger. Einigen Lehrern sei der Schwimmunterricht selbst während der Unterrichtszeiten zu aufwendig, andere wiederum opfern die eigenen Ferien, um ihren Schülern Schwimmkurse anzubieten. Immer häufiger würden sogenannte Schwimmlager auffangen, was die Schulen aufgrund verschiedenster Probleme nicht mehr anbieten.

Das zu ändern hat sich Krüger auf die Fahnen geschrieben. „Wir sind auf dem Weg einige Sachen hinzukriegen.“ Mitarbeiter der Wasserwacht würden vertretungsweise als Schwimmlehrer auftreten, auch einige Schulen hätten das Problem jetzt erkannt. „Allein können wir den Kampf gegen Windmühlen aber nicht gewinnen, wir brauchen Unterstützung von außen.“ Größtes Problem seien für viele Schulen die langen Fahrtwege bis zu den wenigen Schwimmhallen der Region. Hier hofft Krüger auf Sponsoren oder das Entgegenkommen der Verkehrsunternehmen. Bleibt diese aus, wird die Nachfrage nach dem Ersatzunterricht am Glambecker See wohl noch steigen.