Sie sitzen auf dem Vordach und auf dem Schornstein – Fünf Aktivisten haben seit 5.30 Uhr das Greifswalder Blockheizkraftwerk in der Kapaunstraße besetzt. Sie wollten damit für ein besseres Klima und für mehr erneuerbare Energien protestieren.
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Ihre Aktion richtet sich nicht nur gegen die Greifswalder Stadtwerke, sondern auch gegen die Politik als Ganzes. „Die Stadtwerke müssen, wie alle anderen Energieproduzenten auch, schnellstmöglich 100 Prozent erneuerbar werden”, so schreiben die Protestler in einem Statement.
Lebensgefahr auf dem Kraftwerk
Die örtliche Polizei und die Feuerwehr eilten sofort vor Ort und versuchten die Aktivisten zum Aufgeben zu überzeugen. Denn auf dem Kraftwerk herrscht Lebensgefahr. Der Schornstein sei zwar inzwischen abgeschaltet, ist aber immer noch sehr heiß und könne unverträgliche Dämpfe ausstoßen, teilte Polizeisprecher Andrej Krosse am Freitagvormittag mit.
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Die Kommunikation zu den Aktivisten wurde zunächst gegen 11 Uhr beendet, so die Polizei. „Die Aktivisten sind nicht bereit, freiwiilig von dem Kraftwerk herunter zu kommen”, sagte Andrej Krosse.
Die Stadtwerke warnten, dass es für Stadtwerke-Kunden zu Versorgungsausfällen kommen könne. 450 Haushalte und 25 Unternehmen seien zeitweise von der Warmwasserversorgung abgeschnitten, so ein Sprecher der Stadtwerke. Auch die Mobilfunkantenne auf dem Kraftwerkdach wurde deaktiviert, sodass es auch zu Störungen im Mobilfunknetz kam.
Um 11.30 Uhr wurde die Besetzung des Kraftwerkes durch die Aktivisten nach aktuellen Informationen beendet. "Die Protestler verhielten sich passiv kooperativ", sagte der Einsatzleiter beim Beenden der Aktion. Auch Greifswalds Oberbürgermeister Stefan Fassbinder (Die Grünen) wohnte der spektakulären Räumungsaktion bei: "Ich bedanke mich bei allen Einsatzkräften für die humane Räumung", so der Oberbürgermeister, den die Aktion vollkommen überraschte, wie er sagte. Um 11.45 Uhr vermeldete die Stadtwerke, dass die Versorgung wieder hergestellt sei.
Es könnte sich um dieselben Personen handeln, die im Mai 2019 in die neu verlegten Erdgas-Rohre der Eugal-Pipeline kletterten und einen Weiterbau, auch mit Blick auf Nord Stream 2, verhindern wollten. Der damals von den Erdgas-Gegnern genutzte Twitter-Account zeigt nun auch Fotos von der Kraftwerksbesetzung in Greifswald:
6:30 Guten Morgen vom Kraftwerk Kapaunenstraße. Wir starten in den Tag mit einer wunderschönen Morgenaussicht. #GasIsOver pic.twitter.com/E0EKcN5jIj
— Pipelines verSTOPfen! (@verstopfen) September 10, 2021
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