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Energiekrise

Kommen unsere Brötchen bald nur noch vom Discounter?

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Die Handwerksbäckereien in MV schlagen Alarm: Die steigenden Energiekosten bedrohen die Existenz vieler Betriebe, weil die Kunden die damit verbundenen höheren Preise nicht mehr mittragen.
Veröffentlicht:12.08.2022, 11:54

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Erst haben die Supermärkte mit eigenen Backstrecken und Discountpreisen um Kunden gebuhlt, jetzt bringen dramatisch steigende Energiepreise gerade die rund 160 Handwerksbäckereien in Mecklenburg-Vorpommern an den Rand des Ruins. „Wenn diese Entwicklung anhält oder sich weiter verschärft, sind flächendeckend eine Vielzahl der Betriebe und Arbeitsplätze in Gefahr”, erklärte Landesinnungsmeister Matthias Grenzer. Betroffen von der Unsicherheit sind im Land rund 4000 Beschäftigte.

Zusatzbelastung von mehreren tausend Euro pro Betrieb

Der Landesinnungsverband des Bäcker- und Konditorenhandwerks fordert vor diesem Hintergrund, dass das neue fünf Milliarden Euro schwere EnergieKostenDämpfungsProgramm (EKDP) der Bundesregierung so ergänzt wird, dass auch Handwerksbäckereien und -konditoreien Zuschüsse zu den stark gestiegenen Energiekosten erhalten. „Unsere Betriebe sind seit Monaten einer dramatischen Kostensteigerung im Bereich der Energie-, Rohstoff- und Personalkosten ausgesetzt. Preiserhöhungen können mittlerweile kaum mehr an die Kunden weitergeben werden”, sagte Grenzer, der in Rostock ein Café betreibt. Zusätzliche Belastungen von mehreren tausend Euro pro Betrieb seien durch die angekündigte Gasanlage zu erwarten.

„Das versteht kein Mensch!”

Täglich werden laut Innung in den Handwerksbetrieben über 84.000 Brote und eine halbe Million Brötchen produziert. „Es kann nicht angehen, dass die energieintensiven Handwerksbäckereien und Konditoreien keine Zuschüsse aus dem Programm beantragen können”, betonte er. Dagegen seien zum Beispiel die Herstellung von Wermutwein oder Tapeten förderfähig. „Das versteht kein Mensch!“, so Bäckermeister Grenzer. Zugleich forderte er, dass die Branche im Falle von Gasknappheit vorrangig beliefert werde. In Mecklenburg-Vorpommern werden Brot und Brötchen zu 40 Prozent mit Gas gebacken, bundesweit etwa 70 Prozent. „Ohne Aufnahme in den Gasnotfallplan drohen Betriebsschließungen”, stellte er klar.

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Unterstützung erhält die Innung von den Handwerkskammern in MV. „Es ist es überhaupt nicht nachzuvollziehen, dass große Discountbäcker die Möglichkeit für Energiekostenzuschüsse in voller Höhe erhalten, während kleinere Bäckereien leer ausgehen. Steigende Kosten können nicht vollständig an den Kunden weitergegeben werden. Deshalb fordern die Handwerkskammern des Landes, sofort auch kleinere handwerkliche Betriebe bei den Gas- und Stromkosten mit staatlichen Entlastungsmaßnahmen zu unterstützen“, sagte Präsident Axel Hochschild von der Arbeitsgemeinschaft der Handwerkskammern in MV.

Wirtschaftsministerium verteidigt seine Ablehnung

Das Bundeswirtschaftsministerium verteidigt die versagte Einstufung für die Handwerksbäckereien. „Nach dem Energiekostendämpfungsprogramm sollen nur Unternehmen in einer extremen Zwangslage gefördert werden, weil sie sich sehr hohen Energiepreissteigerungen gegenübersehen, die sie aufgrund ihrer Wettbewerbssituation nicht weitergeben können”, erklärte eine Sprecherin. Daher habe die Bundesregierung entschieden, nur Unternehmen zu fördern, für die nach EU-Richtlinien privilegierte Beihilfen erlaubt seien. Normale Bäckereien gehörten im Gegensatz zu Herstellern von Dauerback- und Teigwaren nicht dazu, weil da die Produkte vorwiegend regional und nicht international vertrieben werden