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Kommentar – MV wälzt Impf-Verantwortung auf Hausärzte ab

Neubrandenburg / Lesedauer: 2 min

Impfstoff ist immer noch knapp und trotzdem sollen sich jetzt noch mehr Menschen um die raren Termine drängen. Hausärzte sind die Leidtragenden dieser politischen Finte. Ein Kommentar.
Veröffentlicht:07.05.2021, 12:45

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Die Landesregierung von MV steht dieser Tage mächtig unter Druck. Andere Länder sind offenbar nicht nur bei Urlaubsöffnungen schneller, sondern auch bei den Impfangeboten für jüngere Menschen. Das will man in Schwerin nicht auf sich sitzen lassen. Also scheint die Agenda zu sein: Trotzdem im Vergleich irgendwie gut dastehen! So kündigte jetzt auch Mecklenburg-Vorpommerns Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU) eine weitere Öffnung der Impfangebote an – für Angehörige der Prioritätengruppe 3.

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Terminvergabe völlig überlastet

Nur hat das Impfmanagement des Landes ein Riesenproblem: Impfstoff ist weiter knapp. Bei Zweitimpfung muss kräftig aufgeholt werden – schließlich rangiert MV laut dem Landesamt für Gesundheit dort auf dem drittletzten Platz. Die Hotline zur Vermittlung von Terminen ist bekanntlich seit Wochen überlastet. Und erst in dieser Woche berichtete der Impfmanager des Landkreises Mecklenburgischen Seenplatte von einem Stau von Zehntausenden bei der Vermittlung, was die Aussicht auf eine Impfung in den kommenden Wochen für viele verdunkelt.

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Hausärzte sollen richten, was Schwerin nicht schafft

Da kommt es kaum überraschend, dass der Minister eine ungewöhnliche Differenzierung an das neueste Angebot für die dritte Gruppe knüpft: Erstmal sollen nur die Hausärzte die Wünsche der ganzen dritten Gruppe anhören. In der Hotline werden dagegen nur bestimmte Personen der Gruppe an die Impfzentren vermittelt. Auf die Hausärzte wird jetzt also eine große Last abgewälzt, um die Hörer in der Hotline zu schonen.

Dabei klagen die Hausärzte ebenfalls über zu wenig Impfstoff – und sehen sich nun allein mit dem Ansturm einer weiteren riesigen Bevölkerungsgruppe konfrontiert. Denn viele Verkäufer im Einzelhandel, aber auch Angehörige von Schwerkranken wünschen sich natürlich schon lange ein Impfangebot. Eigentlich müsste die Landesregierung nunmehr den Hausärzten zusätzliches Personal am Telefon organisieren. Dann kann sie auch gerne mit einem Schritthalten im Impfwettlauf prahlen.