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Projekt startet

Land will Daten zu Kegelrobben-Bestand

Schwerin / Lesedauer: 3 min

Mit einem Forschungsprojekt sollen die Bestandsentwicklung der geschützten Kegelrobbe und das Konfliktpotenzial ermittelt werden. Fischer fordern eine Obergrenze für das Raubtier.
Veröffentlicht:21.02.2018, 19:43
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Die aufgeheizte Diskussion um die streng geschützten Kegelrobben und ihre Auswirkungen auf die Fischerei soll versachlicht werden. Der Fischereiabgabeausschuss des Landes stimmte am Mittwoch in Schwerin einstimmig einem dreijährigen Forschungsprojekt des Instituts für Fisch und Umwelt in Rostock zu, wie eine Sprecherin des Umweltministeriums am Mittwoch sagte.

Mit dem wissenschaftlichen Beobachtungsprogramm sollen die Bestandsentwicklung der Kegelrobben in den Küstengewässern des Landes und mögliche Konfliktpotenziale mit Fischern ermittelt werden. Die Kosten für das Projekt in Höhe von rund 70.000 Euro werde das Land übernehmen. Die Ergebnisse sollten als Diskussionsgrundlage dafür dienen. Das Projekt startet noch in dieser Heringssaison.

Die Kegelrobbe kehrt seit etwa 15 Jahren aufgrund des Populationsdrucks in Schweden und Finnland sowie der verbesserten Umweltbedingungen an die deutsche Ostseeküste zurück. Der Bestand wird hier inzwischen auf grob 100 Tiere geschätzt, rund 50 Tiere sollten allein im Greifswalder Bodden leben. In dem Gewässer zwischen den Inseln Rügen und Usedom, das als „Kinderstube des Herings” gilt, wurden im Herbst 23 Robbenkadaver entdeckt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt, ob die geschützten Tiere möglicherweise ertränkt wurden.

Fischer halten an Obergrenze für Kegelrobben fest

Die Fischer beklagen in den letzten Jahren zunehmend Fraß- und Netzschäden und forderten jüngst eine Obergrenze. Den Verdacht, für den Tod der Robben verantwortlich zu sein, haben sie zurückgewiesen.

Der Landesverband der Kutter- und Küstenfischer begrüßte das Projekt. Das Programm werde hoffentlich erstmals auf wissenschaftlicher Basis Daten zur Bestandsentwicklung und zu den Schäden liefern, sagte der Vize-Chef des Landesfischereiverbandes, Michael Schütt, am Mittwoch. Die Fischer würden entstandene Fraßschäden an das Institut melden. „Damit haben wir eine fundierte Datenlage.” Dennoch dürfe mit einem Robben-Managementplan nicht abgewartet werden, bis in drei Jahren die ersten Ergebnisse vorliegen.

Schütt bekräftigte Forderungen nach einer Obergrenze für die Kegelrobbe. Dies sei nicht nur im Interesse der Fischer, sondern auch anderer Arten wie den Schweinswalen. Schütt verwies auf Studien, denen zufolge auch Kegelrobben für den Tod von Schweinswalen verantwortlich sein sollen. „Die Wissenschaft muss vor allem die Frage beantworten, wie viele Robben vertragen die vorpommerschen Küstengewässer, um dort nicht andere Arten zu gefährden.”

In Schweden und Finnland dürfen Kegelrobben geschossen werden

Der EU-Abgeordnete Werner Kuhn (CDU) erneuerte seine Forderung nach einer Bestandsregulierung des Raubtiers. Die Kegelrobbe habe keine natürlichen Feinde. „Niemand will die Kegelrobben ausrotten. Aber es muss ein vernünftiges Gleichgewicht geben, damit andere Arten und auch die Fischer nicht gefährdet werden”, sagte er.

In Schweden und Finnland ist der Abschuss erlaubt, um den Bestand zu regulieren. Allerdings: Vor Schwedens Küste leben mit 14 000 Tieren deutlich mehr Robben als vor der deutschen Küste mit maximal 100 Tieren. Im vergangenen Jahr durften in Schweden 560 Tiere geschossen werden, 263 Kegelrobben wurden tatsächlich erlegt. In Polen, das ebenso wie Deutschland an der südlichen Ostseeküste liegt, werden inzwischen Entschädigungen an betroffene Fischer gezahlt.

Der Umweltverband Nabu und die Grünen hatten Forderungen nach einer Begrenzung des Robbenbestandes als „schäbig” kritisiert. Das Umwelt- und Agrarministerium wies Forderungen zur Bejagung der Robben zurück. Die Kegelrobbe unterliege derzeit nicht dem Jagdrecht, deshalb sei eine Ausnahmegenehmigung für bejagbares Wild derzeit keine Option, hieß es aus dem Ministerium.