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Anti-Mvgida-Demo

Licht aus am Schweriner Schloss

Schwerin / Lesedauer: 3 min

Nach dem Rückzieher in Rostock will die islamfeindliche Pegida- Bewegung nun in Schwerin und Stralsund demonstrieren. Doch formiert sich auch dort breiter Widerstand.
Veröffentlicht:09.01.2015, 16:55
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Kirchen, Verbände und Politik finden sich in Mecklenburg-Vorpommern zu einem breiten Bündnis gegen die für Montag geplanten Aktionen der anti-islamistischen Bewegung Mvgida zusammen. Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) kündigte am Freitag demonstrativ seine Teilnahme an der Schweriner Demonstration für ein weltoffenes Mecklenburg-Vorpommern an.

"Ich freue mich sehr, dass sich auch bei uns im Land viele Menschen dafür einsetzen, dass Deutschland ein weltoffenes Land bleibt. Das will ich mit meiner Teilnahme an der Gegendemonstration unterstützen. Wir dürfen nicht zulassen, dass das Klima in unserem Land vergiftet wird", betonte Sellering.

Mit Gebet und Stille gegen Ausgrenzung

Wie zuvor schon in Stralsund, wo ebenfalls ein Aufmarsch des Pegida-Ablegers Mvgida (Mecklenburg-Vorpommern gegen die Islamisierung des Abendlandes) geplant ist, kündigten auch die Kirchengemeinden in Schwerin Aktionen an.

In den Sonntagsgottesdiensten werde das Gebet der Vereinten Nationen gesprochen. Darin heißt es: "Herr, unsere Erde ist nur ein kleines Gestirn im großen Weltall. An uns liegt es, daraus einen Planeten zu machen, dessen Geschöpfe nicht von Kriegen gepeinigt werden, nicht von Hunger und Furcht gequält, nicht zerrissen in sinnlose Trennung nach Rasse, Hautfarbe oder Weltanschauung."

Am Montag laden evangelische und katholische Kirche zu Gebet und Stille in die Gotteshäuser der Landeshauptstadt, die aus Protest gegen die Ausgrenzung von Flüchtlingen verdunkelt sein würden.

Auch in Theater und Staatskanzlei soll das Licht ausgehen

Auch das Schweriner Schloss, historisches Wahrzeichen der Stadt und Sitz des Landtags, wird im Dunkeln bleiben. Die Entscheidung, die Beleuchtung anlässlich der islamfeindlichen Demonstration abzuschalten, sei in Abstimmung mit den Fraktionen erfolgt, sagte ein Landtagssprecher.

Mvgida hatte zu einer Protestaktion "gegen religiösen Fanatismus" aufgerufen, die in unmittelbarer Nähe des Schlosses starten soll. Auch Stadtverwaltung und Landesregierung reagierten darauf und kündigten an, weitere repräsentative Bauwerke des Historismus in Schlossnähe wie Theater und Staatskanzlei zu verdunkeln.

Neben Sellering sagten weitere Landes- und Kommunalpolitiker ihre Teilnahme an den Gegendemonstrationen zu den Mvgida-Aktionen in Stralsund und Schwerin zu. "Wir setzen damit ein Zeichen der Solidarität mit den Flüchtlingen und ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern", erklärte SPD-Landtags-Fraktionschef Norbert Nieszery.

Flüchtlinge sind in der Landeshauptstadt willkommen

Gerade nach dem Attentat auf die französische Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" gelte es, für demokratische Grundwerte wie Presse- und Meinungsfreiheit und für eine offene und freie Gesellschaft einzutreten. Auch der Grünen-Landesvorstand rief dazu auf, an den friedlichen Protesten gegen Ausgrenzung und Abwertung von Mitmenschen teilzunehmen.

Wie Schwerins Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow (Linke) sagte, beteiligt sich auch das "Aktionsbündnis für ein friedliches und weltoffenes Schwerin". "Schwerin ist eine Stadt der Vielfalt. Wir nehmen die Ängste der Menschen ernst, tolerieren aber nicht, dass Fremdenfeindlichkeit und Ausländerhass geschürt und Asylbewerber angegriffen werden. In der Landeshauptstadt sind alle Flüchtlinge willkommen", betonte Gramkow.

Hunderte Demonstraten auf beiden Seiten erwartet

Die Mvgida-Organisatoren haben laut Polizei für Stralsund eine Veranstaltung mit 200 Teilnehmern angemeldet. Die Gegendemonstranten rechnen dort mit 500 Menschen. In Schwerin meldete Mvgida 100 Personen an.

Eine für Rostock geplante Rogida-Aktion war überraschend und ohne Angabe von Gründen abgesagt worden. Am vergangenen Montag hatten in Rostock unter dem Motto "Willkommen im Abendland! Rostock für alle" mehrere Hundert Menschen für Offenheit und Toleranz demonstriert.