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Klimawandel

März deutlich zu warm – schummelt der Wetterdienst?

Neubrandenburg / Lesedauer: 2 min

Beim Rückblick auf das Wetter widersprechen die persönlichen Empfindungen gern den amtlich abgelesenen Werten. Neuerdings kommt eine weitere Besonderheit dazu.
Veröffentlicht:01.04.2021, 06:00

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Die Kritik hat nicht lange auf sich warten lassen, wie Andreas Friedrich einräumt. Erst am Dienstag hatte der Deutsche Wetterdienst (DWD) seine vorläufige Wetterbilanz für den März veröffentlicht und damit Fragen ausgelöst. „Wir hatten doch noch Schnee, und es war kalt“, berichtet Friedrich über die in gemeldeten Beobachtungen aus Deutschland. „Leute erinnern sich eben eher an das Wetter, das noch nicht so lange zurückliegt“, meint er.

Das war passiert: Der DWD hatte den März als zu warm eingestuft. Mit durchschnittlich 4,6 Grad Celsius soll der Beginn des meteorologischen Frühlings um 1,2 Grad zu warm ausgefallen sein. Was kaum noch durchdrang: Diese Differenz bezieht sich auf den Vergleichszeitraum von 1961 bis 1990. Diese Elle angelegt, wäre der März in Mecklenburg-Vorpommern mit 4,5 Grad sogar um 1,7 Grad wärmer gewesen, in Brandenburg um 1,2 Grad im Vergleich zu 1961 bis 1990.

„Den Klimawandel sichtbar machen”

Wird dagegen die Periode von 1991 bis 2020 angelegt, war es deutschlandweit jedoch nicht zu warm. Es sei exakt der vieljährige Mittelwert der gerade zurückliegenden 30 Jahre erreicht worden, wie der DWD später mitteilt. Das sei von vielen gefühlt worden, denn einen nachhaltigen Frühlingsdurchbruch habe es erst zum Monatsende gegeben, so der staatliche Wetterdienst. „Wiederholt fuhren die Temperaturen Achterbahn“, heißt es im Rückblick auf den März.

Mit zwei unterschiedlichen Werten für das zurückliegende Wetter müssen Interessierte auch künftig klarkommen. Der DWD werde künftig beide Referenzzeiträume nutzen, verweist Sprecher Friedrich auf internationale Absprachen.

„Es geht darum, durch Rückgriff auf langfristige Vergleichswerte den Klimawandel sichtbar zu machen“, betont er. Deswegen werde auch künftig zu diesem Zweck der Zeitraum von 1961 bis 1990 herangezogen. Werde über das „erlebte“ Wetter berichtet, würden die darauffolgenden Jahre als Maßstab angelegt. Damit weicht die Meteorologie von einer lange geübten Praxis ab, sowohl für den Klimawandel als auch das aktuelle Wetter eine Vergleichsperiode anzusetzen und nach 30 Jahren einen neuen Zeitraum verbindlich einzuführen.

Bei dieser Gelegenheit wird eine weitere Neuerung eingeführt: Die Referenzperiode für den kurzfristigen Wetter- und Klimavergleich wird künftig alle zehn Jahre fortgeschrieben.