StartseiteRegionalMecklenburg-VorpommernMit klarer Haltung die Kirche durch die DDR-Zeit geführt

Trauer um Altbischof

Mit klarer Haltung die Kirche durch die DDR-Zeit geführt

Rostock / Lesedauer: 3 min

Die Nordkirche trauert um Christoph Stier, den ehemaligen Bischof der Mecklenburgischen Landeskirche. Besonders sein Wirken in der Wendezeit bleibt in Erinnerung.
Veröffentlicht:16.02.2021, 18:30

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Während der friedlichen Revolution 1989 war er der Bischof der Mecklenburgischen Landeskirche: Christoph Stier. In der Nacht zum Sonntag ist der Theologe, der von 1984 bis 1996 an der Spitze der damals noch selbstständigen Landeskirche stand, im Alter von 80 Jahren in Rostock verstorben. Das teilte die Evangelisch-Lutherische Landeskirche in Norddeutschland am Montag mit.

Kirchengemeinde im Plattenbauviertel aufgebaut

Nach einem Theologiestudium und einer Zeit als wissenschaftlicher Assistent in Rostock fand Stier seine erste Pfarrstelle 1970 im Rostocker Plattenbauviertel Lütten Klein. Dort baute er eine Kirchengemeinde von Grund auf auf. „Christoph Stier hat mit der Gründung der Kirchengemeinde Lütten-Klein nicht nur eine Gemeinde, sondern eine ganze Generation von bis heute aktiven Gemeindegliedern geprägt“, würdigt der Rostocker Propst Wulf Schünemann diese Etappe des Verstorbenen.

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Im Jahr 1976 wurde Stier dann zum Landespastor für Weiterbildung und Akademiearbeit berufen. Im Alter von nur 43 Jahren wurde er 1984 zum Landesbischof gewählt – und trat, ungewöhnlich für einen Bischof, 1996 nicht zu einer Wiederwahl an. Stattdessen wurde er bis zu seiner Pensionierung Landessuperintendent von Stargard. Nach der Wende war er zudem Mitglied des Rates der EKD und von 1998 bis 2008 Vertreter des Landes Mecklenburg-Vorpommern im Beirat der Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen.

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In einem Nachruf würdigt Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt Stiers „exemplarisches Leben als Christ“: „Christoph Stiers tiefe Verwurzelung im christlichen Glauben hat ihn zu DDR-Zeiten eine klare und mutige Haltung einnehmen lassen, mit der er wie sein Amtsvorgänger Heinrich Rathke jeden Kontakt zu SED und Staatssicherheit ablehnte.“ Er habe die mecklenburgische Landeskirche „mit freundlicher Besonnenheit, Klarheit und im Vertrauen auf Gottes Wort und seine Verheißung ruhig und sicher geleitet.“ Der heutige Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern, Tilman Jeremias, nannte Stier einen „im besten Sinne frommen Mann, dessen Richtschnur die Bibel war und der seine Kraft aus dem Gebet gezogen hat.“

Ernsthaft und bedächtig, aber auch mit viel Humor

Betroffen über den Tod des früheren Landesbischofs zeigten sich am Montag auch Weggefährten des Theologen. Die Begründerin des Neuen Forum in Rostock, Dietlind Glüer, nannte Stier im Gespräch mit unserer Zeitung einen „sehr ernsthaften, bedächtigen Menschen – aber auch einen Menschen mit sehr viel Humor“. In der Wendezeit habe Stier sehr entschieden an der Seite der Friedens- und Umweltgruppen in der Landeskirche gestanden. Nach der Wiedervereinigung habe er sich sehr für Stasi-Überprüfungen auch in der Kirche eingesetzt.

Und egal, mit wem man über Christoph Stier spricht: Allen Erinnerungen gemein ist die besonnene, überlegte Art des Theologen, die der frühere Landespastor der Diakonie, Martin Scriba, treffend zusammenfasst: „Er war für mich kein Bischof schneller Entscheidungen und deshalb auch kein Bischof vorschneller Entscheidungen.“