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CO2-Emissionen

Moore in Mecklenburg-Vorpommern sind Klimakiller

Schwerin / Lesedauer: 2 min

Trockengelegte Moore geben Jahr für Jahr Kohlendioxid ab. In MV stammt ein Drittel aller CO2-Emissionen aus solchen Gebieten. Dagegen hilft nur Wasser.
Veröffentlicht:12.12.2017, 16:56
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Sein Moorreichtum bringt Mecklenburg-Vorpommern in eine Zwickmühle: Von den rund 300.000 Hektar, die in den vergangenen Jahrhunderten größtenteils trockengelegt worden sind, geht ein Drittel der Treibhausgas-Emissionen des Landes aus. „Momentan emittieren die Moore mehr CO2, als alle Windräder im Land einsparen”, verdeutlichte der Moorexperte Hans Joosten von der Universität Greifswald am Dienstag in Schwerin. Und Agrar- und Umweltminister Till Backhaus (SPD) erklärte: „Die Emission aus den Mooren ist die mit Abstand größte Treibhausgas-Einzelquelle des Landes.“

Moorexperte Joosten schlussfolgerte:„Da hilft nur eins: Deckel drauf.” Der „Deckel” ist Wasser. Die Moore müssten wieder nass werden, um den CO2-Ausstoß zu stoppen. Aber letztlich könnten nicht alle Moore aus der Produktion genommen und auf das Land verzichtet werden, sagte er. Daher müsse es auf den nassen Standorten auch eine landwirtschaftliche Nutzung geben, durch sogenannte Paludikulturen.

Heizwerk Malchin bezieht Biomasse aus Moor

Backhaus stellte die Fachstrategie Paludikultur am Dienstag in Schwerin vor. Angebaut werden könnten etwa nässetolerante Futtergräser für Wasserbüffel, Schilf für Reetdächer, Rohrkolben für Baustoffe oder Roterlen, deren Holz für den Außen- oder Nassbereich verwendbar sei. Vieles sei auch energetisch nutzbar. So beziehe das Heizwerk Malchin von 400 Hektar Moorflächen Biomasse, mit der pro Jahr 300.000 Liter Heizöl eingespart werden können. Zugleich würden 500.000 Tonnen Kohlendioxid im Moor gebunden.

Das Schilf für Reetdächer im Land kommt derzeit zu 80 Prozent aus dem Ausland, wie Christian Schröder vom Greifswald Moor Centrum sagte, das sich mit dem Anbau von Paludikulturen befasst. Bislang wachsen diese Kulturen aber auf weniger als 1000 Hektar. Vieles sei noch ungeklärt, etwa die Förderung.

Hat der Moorschutz die A20 absacken lassen?

Für die Bewirtschaftung von Nasswiesen werde die Grünlandprämie gezahlt. Schilf oder Rohrkolben dagegen seien noch nicht als landwirtschaftliche Kultur anerkannt. Schröder mahnte von der Politik Regelungen an. Die Landwirte, die derzeit auf 140.000 Hektar trockengelegten Mooren traditionelle Landwirtschaft betrieben, brauchten eine Alternative.

Auch in einem anderen Zusammenhang wird ein Moor im Nordosten kritisch beäugt. Die Wiedervernässung des Grenztalmoors zwischen Mecklenburg und Vorpommern bei Tribsees steht als Ursache für das Absacken der A20 im Verdacht.