StartseiteRegionalMecklenburg-VorpommernMV-Landkreise rufen Bürger zur Krisenvorsorge auf

Stromausfall

MV-Landkreise rufen Bürger zur Krisenvorsorge auf

Schwerin / Lesedauer: 5 min

Die Landkreise von Mecklenburg-Vorpommern rufen die Bürger dazu auf, auf Krisen vorbereitet zu sein. Als Anlass sehen sie Sorgen über Energiemangel oder einen Stromausfall.
Veröffentlicht:04.11.2022, 12:00

Artikel teilen:

Die Landkreise in Mecklenburg-Vorpommern rufen die Bürger dazu auf, sich auf Krisensituationen vorzubereiten und im Ernstfall in der Lage zu sein, sich und ihr Umfeld selbst zu organisieren. Dazu haben sie eine Reihe von Hinweisen formuliert, mit denen sie nach eigenen Angaben auf Sorgen reagieren wollen, dass im Winter zu wenig Energie zur Verfügung steht. So heißt es in einem am Freitag verschickten Bürgerbrief der sechs Landkreise: „Derzeit machen sich viele Bürgerinnen und Bürger Sorgen, dass es im Zusammenhang mit einer im kommenden Winter drohenden Energiemangellage zu einem längeren Stromausfall kommen könnte.”

Falls eine Krisensituation eintrete, würden staatliche und kommunale Behörden im Rahmen ihrer Möglichkeiten die Bevölkerung unterstützen. Neben einer Energiemangellage nennen die Landkreise als mögliche Krisensituationen Unwetter, Überschwemmungen oder Stromausfälle.

Wärmeinseln und Leuchttürme

Im Ernstfall sei unter anderem vorgesehen, sogenannte „Wärmeinseln“ und „Leuchttürme“ einzurichten. Daneben würden sich die Behörden um die Gefahrenabwehr (Brandschutz, Rettungsdienst) kümmern, sowie um die möglichst weitgehende Aufrechterhaltung der kritischen Infrastruktur kümmern. Generell stehe die Abwehr von Gefahren für Leib und Leben im Vordergrund. Mit „Wärmeinseln“ solle auf einen möglichen Ausfall von Heizungen reagiert werden: „Die Wärmeinseln sind für den zeitweisen Aufenthalt gedacht und sollen nach Möglichkeit Sitzgelegenheiten sowie – je nach den Gegebenheiten vor Ort – Möglichkeiten zur Zubereitung eines heißen Getränks und ggf. zur Zubereitung einer warmen Mahlzeit vorsehen.”

Zudem sollen in Kombination mit den Wärmeinseln oder auch als eigenständige Einrichtungen sogenannte „Leuchttürme” geschaffen werden. Im Bürgerbrief heißt es dazu: „Die Leuchttürme dienen der Aufrechterhaltung der Kommunikationsfähigkeit beim Ausfall der üblichen Kommunikationswege. Damit sind Informationen „von oben nach unten“ gemeint, also z. B. wichtige Warnhinweise von staatlichen Stellen an die Bevölkerung. Gleichermaßen sollen Informationen „von unten nach oben” ermöglicht werden, also z. B. Meldungen über Notsituationen vor Ort, Anforderungen des Rettungsdienstes oder Hinweise auf besondere Gefahrenlagen.”

Einstellung des öffentlichen Lebens

Krisensituationen können das gesamte öffentliche Leben umkrempeln. So schreiben die Landkreise weiter: „In besonderen Krisensituationen muss damit gerechnet werden, dass alle nicht lebensnotwendigen und unkritischen Dienstleistungen eingestellt werden. Bei lebensnotwendigen Dienstleistungen ist an eine Verlegung gedacht, etwa an Orte, die über eine Notstromversorgung verfügen. Daneben werden die staatlichen und kommunalen Anstrengungen darauf gerichtet sein, möglichst bald wieder eine Wiederherstellung der Stromversorgung zu erreichen, insbesondere für kritische Bereiche wie Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, Wasserversorgung und -entsorgung.”

Zur Vorbereitung auf solche Situationen verweisen die Landkreise auf Informationen und Checklisten, die das Bundesamt für Bevölkerungs- und Katastrophenhilfe stellt auf seiner Internetseite zur Verfügung stellt.

Vorbereiten auf den Blackout

Als Schlüssel, um gut durch eine Krise zu kommen, nennen die Landkreise gute Vorbereitung. Demnach würden sich die Landkreise in Mecklenburg-Vorpommern auch auf mögliche Energieengpässe in der Wärme-und Stromversorgung vorbereiten. Bei der Vorbereitung sehen sie aber auch die Bürger in Pflicht. Dazu heißt es: „Prüfen Sie bitte mit Augenmaß, ob Sie auf einen längeren Ausfall von Strom, Wärme oder Trinkwasser vorbereitet sind.”

So sollten in jedem Haushalt Vorräte für zehn Tage vorhanden sein, am besten insbesondere auch unverderbliche Lebensmittel und Flüssigkeiten. „Ein kleiner Vorrat ist besser als kein Vorrat!” Gleichzeitig raten die Landkreise von Hamsterkäufen ab, Vorräte sollten besser über einen langen Zeitraum aufgebaut werden.

Immer im Haushalt ausreichend vorhanden sein sollten demnach auch: Kerzen, Teelichter, Streichhölzer, Taschenlampen und Batterien. Ebenso lebenswichtige Medikamente. Weitere Hinweise stehen im Bürgerbrief.

Die Landkreise rufen in ihrem Bürgerbrief auch zur Kooperation auf: „Wenn eine Krise eintritt, tauschen Sie sich auch mit Ihrer Familie, Ihren Freunden und Ihren Nachbarn aus. Vielleicht hat die Familie nebenan gerade einen größeren Vorrat vom dem, was Sie brauchen und Sie haben etwas, was dort gebraucht wird. Zieht man für die Zeit zusammen, um die Kinderbetreuung oder Pflege von Angehörigen besser organisieren zu können? Wie hilft man sich, wenn solch eine Situation eintritt? Diese Fragen kann man schon im Vorfeld besprechen und dadurch einen Plan in der Hinterhand haben. Gemeinsam und gut vorbereitet lässt sich eine Krise immer leichter ertragen.”

„Wir wünschen einen krisenfreien Winter!”

Am Ende ihres mahnenden Bürgerbriefes schließt der Landkreistag mit einer offenbar optimistisch gemeinten Botschaft: „Die beste Krise ist natürlich die, die nicht eintritt. In diesem Sinne wünschen wir uns einen krisenfreien Winter!”

Zum Landkreistag von Mecklenburg-Vorpommern gehören die sechs Landkreise Mecklenburgische Seenplatte, Vorpommern-Greifswald, Vorpommern-Rügen, Landkreis Rostock, Ludwigslust-Parchim und Nordwestmecklenburg. Ziel sei es, in der Bevölkerung ein Bewusstsein zu schaffen, im Ernstfall auf mögliche Krisen vorbereitet zu sein, wie der Geschäftsführer des Landkreistages, Matthias Köpp, am Freitag auf Nachfrage mitteilte. So hätten sich in den vergangenen Wochen immer wieder Bürger an die Behörden gewandt und nachgefragt, was etwa bei einem Stromausfall zu beachten sei. "Ich habe den Eindruck, dass sich die Leute ganz unterschiedlich vorbereiten", so Köpp. Im Brief wolle man zeigen, was im Ernstfall vom Staat vorgehalten und was den Bürgern empfohlen wird. Viele Punkte darin seien nicht neu, andere auf die aktuelle Lage angepasst.

Stromausfälle, wie sie aktuell diskutiert werden, aber auch andere Versorgungskrisen seien schon sehr lange her, die Bürger daran nicht mehr gewohnt, so Köpp. Naturkatastrophen wie das Hochwasser im Ahrtal oder auch der Tornado von Bützow hätten aber gezeigt, dass es immer sinnvoll sei, auf Risiken vorbereitet zu sein. Neben den Landkreisen würde sich in der kommenden Woche zudem auch das Land mit Informationen an die Bürger richten wollen.

Aktualisierung: Artikel wurde um 14 Uhr um weitere Informationen ergänzt.