Harald Ringstorff galt als Norddeutscher wie er im Buche steht – eigensinnig und mit Beharrungsvermögen. Vor Kameras wirkte er oft wortkarg, im gerne auf plattdeutsch geführten Gespräch mit Mecklenburgern und Vorpommern hingegen leutselig und humorvoll. Zehn Jahre lang lenkte er die Geschicke des Landes. Ringstorff kündigte im August 2008 seinen Rücktritt zum 3. Oktober an. Als er mit 68 Jahren in den Ruhestand ging, war er einer der dienstältesten deutschen Regierungschefs – und der erste einer rot-roten Landesregierung. Am Montag informierte die Staatskanzlei in Schwerin darüber, dass Ringstorff vergangene Woche im Alter von 81 Jahren verstorben ist.
Zeichen für Versöhnung in Ostdeutschland gesetzt
Helmut Holter, heute Kultusminister von Thüringen und früher als PDS-Landesschef Ringstorffs Partner, bezeichnet den Verstorbenen als wahren Freund, der immer zu ihm gehalten habe. „Als wir uns im März trafen, hoffte ich, dass es nicht das letzte Treffen sein würde.“ Ringstorff sei ein kluger und weitsichtiger Politiker gewesen und habe mit der ersten SPD-PDS-Koalition Zeichen für die Versöhnung in Ostdeutschland gesetzt.
Natürlich ist besonders unter Ringstorff Genossen die Trauer groß. Michael Stieber, SPD-Fraktionschef in Neubrandenburg, hob hervor, wie volksnah Ringstorff gewesen sei. Er habe auch den Mut gehabt, unpopuläre Entscheidungen zu treffen, wie die erste rot-rote Regierungskoalition in Deutschland gegen den Widerstand der Bundes-SPD gezeigt habe.
Lobende Worte nicht nur aus der eigenen Partei
SPD-Urgestein Reinhardt Friedrichs aus Demmin sagte, Ringstorff habe viel bewegt für Mecklenburg-Vorpommern. Er habe besonnen gehandelt und mit Sinn und Verstand agiert. Der Anklamer SPD-Mann Dr. Uwe Schultz erinnerte sich daran, wie er als leidenschaftlicher Kämpfer für Vorpommern auch mal mit dem Mecklenburger Ringstorff aneinandergeraten war. Gleichwohl sei der Kontakt immer gut und fair gewesen. Ringstorff habe mit seiner Meinung nicht hinterm Berg gehalten und dennoch ein feines Gespür für Ironie gehabt.
Auch der SPD-Landtagsabgeordnete Andreas Butzki hat seinen Parteifreund als typischen Mecklenburger in Erinnerung, ruhig und zupackend. Sein Tod sei ein großer Verlust. Manfred Dachner, Landtagsabgeordneter der SPD aus Neubrandenburg, würdigte Ringstorff als „großen Staatsmann“. Eine Begegnung sei ihm besonders in Erinnerung geblieben. „Zu seinem 60. Geburtstag hatte er um Spenden gebeten. Da kam viel Geld zusammen und 3000 D-Mark davon gingen an den PSV Neubrandenburg, dessen Vorsitzender ich damals war“, so Dachner.
Auch vom politischen Konkurrenten kamen lobende Worte. Man habe mit ihm Vereinbarungen treffen können und diese seien – anders als häufig in der Politik – auch unverbrüchlich eingehalten worden, hob Jürgen Seidel hervor, der 2006 als CDU-Spitzenkandidat angetreten war und danach als stellvertretender Ministerpräsident an Ringstorffs Seite das Land mitgestaltet hatte. „Er hatte diese typische mecklenburgische Art, etwas knorrig, aber warmherzig“, sagte Seidel.
Stets der Heimat und dem Plattdeutschen verbunden
Die Heimatverbundenheit und die Freude am Plattdeutschen hätten ihm zurecht den Ruf eines echten Mecklenburgers eingebracht, würdigte der ehemalige CDU-Landtagsabgeordnete Bernd Schubert aus Ducherow den ehemaligen Landesvater. Ein Punkt, an den auch Cornelia Nenz, viele Jahre Direktorin des Fritz-Reuter-Literaturmuseums in Stavenhagen und bis Oktober Vorsitzende des Landesheimatverbandes, erinnerte. „Ohne Harald Ringstorff und Horst Klinkmann hätte ich den Vorsitz nicht übernommen“, sagte sie und lobte auch: „Ringstorff sprach ein ganz vorzügliches Plattdeutsch, das er sehr geliebt hat.“
Harald Ringstorff habe achtzehn Jahre die Landespolitik geprägt, als Oppositionsführer, als Wirtschaftsminister und vor allem als Ministerpräsident, hob Matthias Crone (CDU), früher stellvertretender Regierungssprecher unter Ringstorff, hervor. „Er stand für seine Überzeugungen ein – beständig, manchmal kantig und kämpferisch. Kein Ideologe, sondern ein Praktiker, der viel über die Seele seiner Landsleute wusste. Er wurde zum anerkannten Landesvater, der sein Land echt und unverfälscht repräsentierte.“