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Umfrage

MV-SPD muss um Mehrheit bangen - Grüne legen stark zu

Schwerin / Lesedauer: 4 min

Zwei Jahre vor der nächsten Landtagswahl liegen SPD, CDU und AfD in der Wählergunst fast gleichauf. Eine Zwei-Parteien-Koalition dürfte demnach auch in MV künftig schwierig werden.
Veröffentlicht:27.09.2019, 19:12
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Die in Mecklenburg-Vorpommern regierende SPD hat laut einer Umfrage in der Gunst der Wähler deutlich verloren und muss um ihre Rolle als stärkste politische Kraft bangen. Wenn an diesem Sonntag Landtagswahl wäre, kämen die Sozialdemokraten von Partei- und Regierungschefin Manuela Schwesig auf nur noch 22 Prozent – knapp neun Punkte weniger als bei der jüngsten Landtagswahl 2016, heißt es in einer am Freitag veröffentlichten Forsa-Umfrage im Auftrag des NDR und der „Ostsee-Zeitung”. Der bisherige Koalitionspartner CDU könnte dagegen leicht um zwei Punkte zulegen und käme auf 21 Prozent. Die AfD bliebe wie bei der Landtagswahl 2016 bei rund 20 Prozent.

Größter Gewinner wären die Grünen. Derzeit nicht im Landtag vertreten, kletterten sie im Vergleich zum Wahlergebnis von 2016 um gut sieben Punkte auf 12 Prozent – und erreichten damit das gleiche Ergebnis wie die Linken, die leicht verlören. Die FDP – derzeit ebenfalls nicht im Landtag vertreten – käme laut Umfrage auf 5 Prozent und müsste damit um einen Einzug ins Parlament bangen. Forsa befragte laut NDR und „Ostsee-Zeitung” landesweit vom 18. bis 23. September 1002 Wahlberechtigte.

Manuela Schwesig positiv überrascht

Schwesig hatte angesichts des aktuellen Zustands der Bundespartei wohl mit einem noch schlechteren Umfragewert gerechnet. „Es ist sehr erfreulich, dass wir uns vom schlechten Bundestrend absetzen und stärkste Kraft im Land sind. Das zeigt, dass die SPD hier in Mecklenburg-Vorpommern gute Arbeit leistet, zum Beispiel mit der Einführung der beitragsfreien Kita”, sagte sie. Auch bei der für 2021 geplanten Landtagswahl wolle die SPD wieder stärkste Kraft im Land werden. Das erneut gestiegene Bekenntnis der Bürger zum Leben in Mecklenburg-Vorpommern sei für sie das schönste Ergebnis der Umfrage. Über die gegenüber Januar in der Bevölkerung gewachsenen Zufriedenheit mit ihrer Arbeit äußerte sich Schwesig ebenfalls erfreut: „Das gibt Rückenwind.”

CDU-Landes- und Fraktionschef Vincent Kokert zeigte sich trotz der wieder leicht gestiegenen Zustimmung nicht zufrieden mit dem CDU-Ergebnis und machte deutlich, womit seine Partei künftig bei den Wählern punkten will: „Infrastruktur, Wirtschaft, Arbeitsplätze und Bildung – das sind die Themen, an denen wir weiterhin arbeiten müssen.” Mit 19 Prozent hatte die Union 2016 im Nordosten ihr bislang schlechtestes Ergebnis erzielt. Kokert, der die CDU aller Voraussicht nach als Spitzenkandidat in die Landtagswahl 2021 führen wird, richtete auch den Blick auf den Bund: „Dass die SPD bei einer Bundestagswahl nur noch auf 10 Prozent kommt, bereitet mir langsam Sorge.”

Linke reagier kämpferisch

Für AfD-Landeschef Leif-Erik Holm zeigen die Umfrageergebnisse, dass seine Partei „jetzt auf Augenhöhe mit den ehemaligen Volksparteien” kämpfe. Damit sei das Ziel klar abgesteckt: „Bei der Landtagswahl wollen wir stärkste Kraft werden und die neue Regierung anführen.” Holm mahnte seine Partei, nach den Personaldiskussionen der vergangenen Wochen zügig zur Einigkeit zurückzukehren. Im Juli hatte die AfD Co-Landeschef Dennis Augustin die Parteimitgliedschaft entzogen, nachdem bekannt geworden war, dass dieser an einer NPD-Kaderschulung teilgenommen und dies verschwiegen haben soll.

Die Linke zeigte sich vom Umfrageergebnis ernüchtert und reagierte kämpferisch: „Wir werden weiterhin eine Politik für gute Arbeit, gute Bildung und für ein gutes Leben gestalten. Auf gar keinen Fall werden wir unser Fähnchen in den Wind hängen und beliebig werden”, sagte Fraktionschefin Simone Oldenburg. Wer ein soziales und menschliches Mecklenburg-Vorpommern und ein gutes Bildungssystem wolle, könne auf die Linke vertrauen. „Auch, wenn uns das bislang nur 12 Prozent zutrauen. Wir haben den Anspruch, mehr Menschen in M-V zu überzeugen”, heißt es in einer Mitteilung der Landes-Doppelspitze Wenke Brüdgam und Torsten Koplin.

Die Grünen, die 2016 den Wiedereinzug in den Landtag knapp verpasst hatten, werteten die Umfrageresultate als Zeichen für ein gewachsenes Umweltbewusstsein im Land. „Das Ergebnis zeigt deutlich, dass sich die Menschen eine starke grüne Stimme im Landtag wünschen. Das Land braucht eine parlamentarische Vertretung für echten Klima- und Umweltschutz, ein glaubwürdiges Eintreten für Bildung und Kultur sowie die Stärkung des ländlichen Raumes”, sagte Parteichefin Ulrike Berger. Die niedrigen Werte für die Regierungsparteien SPD und CDU seien die Folge jahrelanger Sparpolitik bei Kommunen, Bildung und Nahverkehr.