StartseiteRegionalMecklenburg-VorpommernNach Fahrplanwechsel aufs Abstellgleis

Bahn streicht Züge in der Region

Nach Fahrplanwechsel aufs Abstellgleis

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Ab Mitte Dezember gelten für die Regionalbahnen neue Abfahrtszeiten, die durchgehende Südbahn steht vor dem Aus. Ein Nordkurier-Leser hat schon entdeckt, wo außerdem Züge eingespart werden.
Veröffentlicht:26.10.2014, 20:16
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Unser Leser Stephan Bunge traute seinen Augen kaum, als er sich im Internet den neuen Fahrplan der Deutschen Bahn angeschaute: Plötzlich taucht nach dem 14. Dezember ein Regionalexpress auf der Linie Neustrelitz-Neubrandenburg nicht mehr auf. Gestrichen wird in der Nacht zu Sonnabend der „Lumpensammler“ ab 0.25 Uhr.

Bahn-Kunde Bunge kennt die Folgen: „Das schmerzt besonders, wenn man aus Berlin oder von weiter herkommt. Verabschiedet sich die Landesregierung nun still und leise aus der Region?“ Welche Regionalzüge wann und wo fahren, bestimmt das Schweriner Verkehrsministerium – in den Schienen-Nahverkehr fließen millionenschwere Subventionen.

Fahrplanwechsel birgt reichlich Zündstoff

Doch die Behörde drückt sich darum, die Veränderungen öffentlich zu begründen: Trotz fast einwöchiger Frist bleibt die Nordkurier-Frage unbeantwortet.

Das mag daran liegen, dass der aktuelle Fahrplanwechsel reichlich Zündstoff birgt. Ab Mitte Dezember wird die durchgehende Südbahn Neustrelitz-Waren-Hagenow eingestellt – gegen diese Absicht laufen Klagen der betroffenen Landkreise.

Dabei hätte das oft gescholtene Ministerium auch Positives zu berichten, wie der Fahrgastverband Pro Bahn ermittelt hat. Zwar wird am Wochenende der Frühzug von Neubrandenburg ab 4.29 Uhr nach Neustrelitz ebenfalls „beerdigt“ – dafür gibt es anderswo einen Nachschlag. Darunter sind eine zusätzliche tägliche Spätverbindung von Güstrow nach Neubrandenburg ebenso wie neue Abendzüge von Stralsund nach Pasewalk oder von Rostock nach Berlin. Pendler, die früh zur Arbeit müssen, können künftig schon eine Stunde eher ab Stralsund oder Demmin nach Neubrandenburg aufbrechen.

Stückelverkehr auf der Südbahn-Strecke

Woher das Geld für die Zusatzzüge künftig kommt, hat das Ministerium bisher nicht durchblicken lassen. Gut möglich, dass Einsparungen aus der gekappten Südbahn auch in andere Routen fließen. Zusätzliche finanzielle Spielräume existieren nicht, weil Preissteigerungen bei den Anbietern dafür sorgen, dass weniger Kilometer gefahren werden können.

Außerdem lässt sich das Land die S-Bahn von Rostock nach Warnemünde etwa 4,7 Millionen Euro im Jahr zusätzlich kosten, wie aus einer Antwort des Ministeriums auf eine Anfrage der Grünen hervorgeht. Von dem Aufschlag wird unter anderem ein verkürzter 7,5-Minuten-Takt der Rostocker S-Bahn finanziert – für die Südbahn bleibt nur Geld für einen Stückelverkehr mit Bus und Bahn übrig.

Angesichts des anstehenden Fahrplanwechsels wünscht sich der Fahrgastverband Pro Bahn von Verkehrsminister Christian Pegel (SPD) eine Informationspolitik, die Betroffene früher auf Änderungen von Routen und Zeiten einstimmt. Pro Bahn-Landessprecher Marcel Drews verweist auf das Nachbarland Brandenburg, in dem seit zehn Jahren im Frühjahr auf Regionalkonferenzen über die Angebote „erfolgreich“ diskutiert und informiert wird.