Ungewohnte Szenen in der Greifswalder Einkaufszeile. Am Samstag gegen 14 Uhr bauten sieben Menschen einen Stand direkt gegenüber der H&M-Filiale auf. Mit Megafon klärten sie über ihre Aktion auf: „Wir wollen niemanden verurteilen, der bei H&M einkauft, wir wollen nur darauf hinweisen, dass H&M keine existenzsichernden Löhne zahlt.” Die Protestler gehören zu dem Kabutze e.V., einer offene Nähwerkstatt in Greifswald.
Die Aktion ist kreativ angelegt. In einem kleinen Mitmach-Theaterstück, bei dem fünf, als Näherinnen verkleidete Protestler den „H&M-Boss” jagen. Dieser hat die Existenzlöhne auf den Rücken geklebt. Schaut er hin und sieht, dass sich eine Näherin um die gerechten Löhne bemüht, muss sie wieder hinter die Linie und von vorne anfangen. Die Greifswalder wurden angehalten mitzumachen.
Deutschlandweite Aktion
Nebenbei werden die Passanten informiert, dass das durchschnittliche Nettoeinkommen bei einem H&M-Zulieferer im EU-Mitgliedsland Bulgarien bei umgerechnet 98 Euro pro Monat liege. Das sei nicht einmal die Hälfte des gesetzlichen Mindestlohnes. Dieser liegt bei 204 Euro. Sie beziehen ihre Informationen von „Turn around H&M”, einer Kampagne der Organisation clean clothes campaign (CCC).
Die Proteste fanden in mehreren deutschen Städten statt, unter anderem auch Berlin und Dresden. Mit den Aktionen, soll die weltweit zweitgrößte Mode-Kette an eine Ankündigung vom November 2013 erinnert werden. Nach der Rana-Plaza-Katastrophe in Bangladesch mit 1134 Toten stellte das schwedische Unternehmen eine „Roadmap hin zu fairen Existenzlöhnen in der Textilindustrie“ vor. Rund 850.000 Textilarbeiter sollten Existenzlöhne erhalten.
Laut der CCC ist davon fünf Jahre später ist davon keine Rede mehr: Die „Roadmap“ findet sich mittlerweile nicht mehr auf den Internetseiten von H&M.
In der nächsten Woche sollen weitere Aktionen in Greifswald zu dem Thema folgen. Unter anderem ein Kinoabend im Koeppenhaus.