StartseiteRegionalMecklenburg-VorpommernNeue Beweise für braune Vergangenheit von AfD-Chef Augustin

NPD-Affäre

Neue Beweise für braune Vergangenheit von AfD-Chef Augustin

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Am Freitag berät der AfD-Landesvorstand über einen Parteiausschluss seines Co-Vorsitzenden Dennis Augustin. Dem Nordkurier liegen inzwischen weitere Beweise für Augustins Aktivitäten im Jung-Kader der NPD vor. Und die Aussage eines Ex-Kameraden.
Veröffentlicht:04.07.2019, 06:30

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Die NPD-Affäre um den Co-Chef der AfD Mecklenburg-Vorpommern, Dennis Augustin, spitzt sich weiter zu. Augustin schwieg bisher auf die Frage, ob er Mitglied der Jugendorganisation der rechtsextremen NPD war. Jetzt meldet sich ein ehemaliger Weggefährte Augustins zu Wort. Sönke P. war von 1988 bis 1989 stellvertretender Landesvorsitzender der Jungen Nationalisten (JN) in Schleswig-Holstein, außerdem führte er viele Jahre den JN-Kreisverband Rendsburg/Eckernförde an.

Dem Nordkurier sagt er: „Dennis Augustin war definitiv Mitglied der JN”. Er sei damals in einer Clique gewesen, zu der auch Augustins Bruder und der heute ebenfalls in der AfD Mecklenburg-Vorpommern organisierte Ingo C. gehörten. „Die waren eher bürgerlich drauf, weicher als viele andere von uns”, so P. Deswegen seien sie unter vielen jugendlichen Rechtsextremisten der JN oft als „Softie-Gang” verspottet worden. Augustin sei Mitglied im Kreisverband Stormarn gewesen, dessen Vorsitzender Ingo C. war.

„Radikalisierung und Verblödung wurden immer heftiger”

Sönke P. ist heute 49 Jahre alt. Sein Name taucht genau wie der Augustins in der NPD-Parteizeitung „Deutsche Stimme“ (DS) auf. Im Impressum einer Ausgabe der „Jungen Deutschen Stimme“, einer Beilage der DS, ist Dennis Augustin als Mitglied der Redaktionsgemeinschaft aufgeführt. Auch sein heutiger und damaliger Parteifreund Ingo C. wird an mehreren Stellen als Kreischef der JN Stormarn genannt, einen Artikel mit dem Titel „Jugend für NPD” verfasste C. selbst. In einem weiteren Ausschnitt werden sowohl C. als auch Augustin als Ansprechpartner des JN-Kreisverbandes Stormarn gelistet. „Damals hatte die NPD eine Hochphase und auch die JN war sehr stark”, berichtet P. Jeder Kreisverband habe rund 15 bis 20 Mitglieder gehabt. „Wir waren alle Nazis und wir standen weit rechts von den Republikanern”, so P. weiter.

Die Augustin-Brüder und Ingo C. hätten die rechtsextreme Vereinigung irgendwann Anfang der 1990er Jahre verlassen, heute sind sie alle Mitglieder in der AfD. Sönke P. blieb noch einige Jahre länger, trat erst 1997 aus. „Die Radikalisierung und die geistige Verblödung wurde mit den Jahren immer heftiger.” Irgendwann, so P., habe er „diesen ganzen Müll” nicht mehr ertragen können. Während eines Gefängnisaufenthalts – P. musste wegen fahrlässiger Tötung für knapp drei Jahre in den Knast – fand er die nötige Distanz. Danach gab er seine Posten ab und trat aus der Partei aus. Seitdem engagiert sich P. unter anderem in der Flüchtlingshilfe.

Dennis Augustin wollte sich im Nordkurier nicht zu den Aussagen äußern. „Wenn ich nicht weiß, wer etwas sagt, nehme ich dazu keine Stellung. Wer aus der Anonymität heraus handelt, denunziert”, sagte Augustin am Mittwoch. Zu seiner Nennung im Impressum der Jungen Deutschen Stimme sagte Augustin: „Das ist ja grotesk. Das habe ich noch nie gesehen und war ganz sicher nie in einer Redaktionsgemeinschaft dieser Zeitung. Ich kenne nicht eine einzige der im Impressum genannten Personen.”

Freitag wird über Augustins Zukunft entschieden

Auch Augustins Freund und ehemaliger JN-Kreischef Ingo C. sprach mit dem Nordkurier. Er könne weder bestätigen noch dementieren, dass Augustin in der JN war. „Das ist alles schon so lange her, ich kann mich nicht mehr erinnern”. Nach mehrmaligem Nachfragen sagte C., dass er Augustin aus „Burschenschaftskreisen”, nicht aus der JN kenne. Heute hätten die beiden nur noch „sporadischen Kontakt” zueinander.

Dennis Augustin steht innerparteilich unter Druck, seit der Nordkurier vorige Woche Fotos von ihm veröffentlichte, die seine Teilnahme an NPD-Ausbildungslehrgängen belegen. AfD-Bundeschef Alexander Gauland hatte daraufhin die Forderung erhoben, ihn aus der Partei auszuschließen. Am Freitag befasst sich der Landesvorstand der AfD-MV mit der Personalie.