StartseiteRegionalMecklenburg-VorpommernNitrat-Werte im Grundwasser sorgen in MV für Zündstoff

Dünge-Streit

Nitrat-Werte im Grundwasser sorgen in MV für Zündstoff

Schwerin / Lesedauer: 3 min

Nach aktuellen Berechnungen soll die Verunreinigung des Grundwassers in MV stark zugenommen haben. Doch wie belastbar sind diese Zahlen?
Veröffentlicht:06.01.2022, 11:02

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Mitten in den Streit um Düngeeinschränkungen in Mecklenburg-Vorpommern sind neue Zahlen zur Nitratbelastung des Grundwassers geplatzt. Nach einer Auswertung von Proplanta, einem Informationsportal für die Landwirtschaft, sind im Gegensatz zum Bundestrend in den meisten Landkreisen in MV innerhalb eines Jahres die Nitratwerte deutlich gestiegen: In der Seenplatte und in Vorpommern Greifswald um knapp ein Fünftel, im Landkreis Rostock um zwei Drittel. Deutschlandweit errechnet Proplanta für 2020 an den insgesamt 665 einbezogenen Messstellen dagegen ein Minus von sieben Prozent. Als ein Verursacher für die Belastung von Teilen des Grundwassers gelten stickstoffhaltige Düngemittel.

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Derzeit wird im Land hinter verschlossenen Türen mit Hochdruck an einer Neufassung der Düngeverordnung gefeilt, nachdem das Greifswalder Oberlandesgericht Klagen von Bauern gegen die seit Anfang 2021 geltende Verordnung stattgegeben hatte. Aus Sicht von Landwirten sind zu viele Gebiete als gefährdet eingestuft. Liefern die neuen Daten Agrarminister Till Backhaus (SPD) den gewünschten Rückenwind, um doch strengere Auflagen durchzusetzen?

Das Ministerium gibt Entwarnung: In die „nicht sachgerechte“ Hochrechnung durch Proplanta auf die Ebene von Landkreisen sei mit knapp 50 nur eine geringe Anzahl von Messstellen im Land eingeflossen. Das Land verwende stattdessen vierjährige Zeitreihen des Messnetzes mit mehr als 500 Punkten. Auch das Umweltbundesamt verweist auf Nachfrage darauf, dass mit Nitrat verunreinigte Grundwasserkörper nicht mit dem Gebiet eines Landkreises identisch seien.

Der Bauernverband sieht ein anderes Problem

Wichtiger als einzelne Ausreißer sei aus Sicht des Umweltbundesamtes die Tatsache, dass sich in Deutschland insgesamt kein deutlicher Rückgang bei der Nitratbelastung feststellen lasse. „Die Werte schwanken eher auf geringem Niveau“, kritisierte Grundwasser-Experte Falk Hilliges. Problem seien nicht die Messstellen, sondern ein Überschuss an ausgebrachten Nährstoffen auf den Feldern.

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Das sehen die Landwirte anders: Von Bauernverbänden beauftragte Gutachter hatten zuvor bemängelt, dass Teile des Messnetzes nicht vorschriftsgemäß arbeiten. Zudem habe sich herausgestellt, dass sich Verunreinigungen oft nicht der Landwirtschaft zuschreiben ließen. Bei Überschreitungen zulässiger Werte an einzelnen Messstellen seien die Ursachen zu ermitteln, um die Probleme lösen zu können, heißt es vom MV-Bauernverband.

Dessen ungeachtet bleibt das Agrarministerium bei seiner Sichtweise: Erhöhte Nitratgehalte im Grundwasser würden in der Regel in Gebieten auftreten, die landwirtschaftlich genutzt seien. Von daher seien wegen des hohen Anteils der landwirtschaftlichen Nutzung von etwa 62 Prozent an der Gesamtfläche des Landes viele Gebiete betroffen. Bauern befürchten in den als „rote“ Zonen eingestuften Regionen wirtschaftliche Verluste aufgrund geringerer Erträge, wenn die Düngergabe um ein Fünftel reduziert werden muss.

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