StartseiteRegionalMecklenburg-VorpommernPegels dürre Erklärung zu A20-Dellen (Video)

Autobahn abgesackt

Pegels dürre Erklärung zu A20-Dellen (Video)

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Geht das denn schon wieder los? Kaum führt eine Behelfsbrücke über das A20-Loch bei Tribsees, gibt es andere Abschnitte der Autobahn, die sich absenken. Droht ein neues Desaster?
Veröffentlicht:03.05.2019, 15:46

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Ein eiskalter Wind fegt über den etwa drei Meter hohen Damm, rechts und links der Fahrbahn wiegen sich Büsche und Weiden in den stürmischen Böen. Auf der Autobahntrasse halten sich die wenigsten Verkehrsteilnehmer an das Tempolimit 130, das seit Kurzem auf dem rund 200 Meter langen Abschnitt der A20 zwischen den Anschlussstellen Neubrandenburg-Ost und Friedland gilt. In Bruchteilen von Sekunden rasen die Autos durch die wenige Zentimeter tiefe Senke – der ein oder andere Autofahrer vernimmt durch das kurze Senken und Heben des Fahrzeugs vielleicht ein leichtes Kribbeln in der Magengegend. Ein Hauch von Achterbahngefühl – und weiter geht die Hatz über die Betonpiste.

Was für die Autofahrer (noch) eine kleine Episode ist, schlägt in großen Teilen der Öffentlichkeit hohe Wellen – erneut verursacht die A20 mit Fahrbahnabsenkungen für überregionale Schlagzeilen. Nachdem im Herbst 2017 ein Autobahnabschnitt zwischen Tribsees und Bad Sülze komplett im Moor versank, sind es jetzt laut Verkehrsministerium Setzungen bis zu fünf Zentimetern.

„Es bestand und besteht keine Gefahrenlage an einem der beiden betroffenen Streckenabschnitte bei Neubrandenburg und Tessin. Ein Grundbruch wie an der A20 bei Tribsees ist an keinem der beiden Abschnitte zu erwarten“, beschwichtigt Landesverkehrsminister Christian Pegel (SPD). „Dort herrschen völlig andere geologische Verhältnisse. Die A20 bei Sanitz und bei Neubrandenburg liegt auf Torfschichten mit einer Stärke von maximal einem Meter. Bei Tribsees gründet die Autobahn dagegen auf bis zu 15 Meter dicken Moor- und Torfschichten.“ Pegels Botschaft hinaus ins Land ist klar: „Berichte über eine Gefährdung sind unnötige und unbegründete Panikmache.“

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„Nur was durchsickert, wird auch öffentlich gemacht“

Das sieht Mignon Schwenke, verkehrspolitische Sprecherin der Linksfraktion, ganz anders. „Nach Dammbruch, Brüll-Beton und Blasen-Asphalt – was erwartet uns noch auf der A20?“, ätzt Schwenke in Richtung Minister. Und noch etwas bringt den Puls der Linken in den roten Bereich: „Nur was durchsickert, wird auch öffentlich gemacht“, kritisiert Schwenke die Salamitaktik des Ministeriums.

Um politisch Druck zu machen, hat die Linksfraktion gleich eine Kleine Anfrage an die Landesregierung hinterher geschickt – Tenor: „Wer billig baut, baut doppelt.“ Die 320 Kilometer lange A20 durch die Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Schleswig-Holstein war als „Verkehrsprojekt Deutsche Einheit“ Anfang der 2000er Jahre gebaut worden.

Um das Projekt seinerzeit möglichst zügig zu realisieren, hatte der damalige Verkehrsminister Günter Krause (CDU) ein sogenanntes Beschleunigungsgesetz auf den weg gebracht. Kritiker behaupten bis heute, dass das Gesetz vor allem beschlossen wurde, um Einsprüche von Bürgern schneller abschmettern zu können. Unabhängig davon macht Pegel deutlich: „Durch die extreme Trockenheit im vergangenen Jahr kam es zu einer Austrocknung der Torfschichten. Die Eigenlast der Autobahn führte dann zu den Setzungen im Zentimeterbereich, wie sie an verschiedenen Straßen im Land immer wieder auftreten.”