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Prozess in Rostock

Polizei glaubte Eltern-Mörder Geständnis nicht

Rostock / Lesedauer: 3 min

Ein Rostocker hatte sich am Silvestertag der Polizei gestellt und erklärt, seine Eltern getötet zu haben. Die Beamten glaubten ihm zunächst nicht – und schickten ihn wieder weg.
Veröffentlicht:02.07.2020, 18:01

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Im Rostocker Doppelmord-Prozess gegen einen 39-Jährigen, dem die Tötung seiner Eltern am Silvestertag 2019 vorgeworfen wird, mussten am Donnerstag am Landgericht der Hansestadt drei Polizeibeamte als Zeugen aussagen. Der erste Beamte aus dem Revier Reutershagen schilderte, wie er den Auftrag bekam, den heute Angeklagten zur Blutabnahme und in die Gewahrsamszelle zu bringen.

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Der 39-Jährige wollte sich damals zur Tat äußern, verzichtete sogar auf einen Rechtsbeistand. Er sagte dem Polizisten am Silvestertag, die ganze Nacht wach gewesen zu sein. „Er konnte nicht schlafen, stand dann gegen vier Uhr auf und ging ins Schlafzimmer seiner Eltern“, erinnerte sich der 31-jährige Polizist. Weiter habe der Angeklagte damals geschildert, dass er dann ein Jagdmesser genommen, auf seinem schlafenden Vater gekniet und auf ihn mehrmals eingestochen habe. Die Mutter sei dann wach geworden. Auch auf diese habe er so lange eingestochen, bis sie starb.

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Damals gab der 39-Jährige zu Protokoll, dass sein Vater während der Tat noch strampelte, um sich zu wehren. Seine getötete Mutter, die auf dem Boden des Schlafzimmers lag, habe er noch ins Bett zerren wollen, was ihm jedoch misslungen sei. Nach der Horror-Tat habe er die blutverschmierte Kleidung gewechselt, sein Gesicht von Blutspritzern gereinigt und sich nach 4,5 Litern Bier auf dem Polizeirevier Dierkow gestellt. „Er war ruhig und gefasst, ohne Emotionen“, erinnert sich der Beamte. „Er gab an, schon lange den Wunsch gehabt zu haben, seine Eltern zu töten. Seine Hemmschwelle war in dieser Nacht niedriger als sonst“, führt der 31-Jährige fort.

Polizisten fanden die Leichen im Schlafzimmer

Pikant: Als der 39-Jährige am Silvestertag zum Dierkower Revier kam und den Doppelmord melden wollte, glaubte ihm die Polizei zunächst nicht und schickte ihn wieder weg. „Er saß dann eineinhalb Stunden vor der Wache auf einer Bank, ehe ein Streifenwagen auf den Hof fuhr. Diesen Beamten sagt er dann nochmal, dass er gern einen Mord melden würde“, so die Erinnerung des Beamten. Erst jetzt glaubte ihm die Polizei. Ein Beamter des Dierkower Reviers nahm den Schüssel der 39-Jährigen damals entgegen und musste zur Wohnung, um den Wahrheitsgehalt der Aussage zu überprüfen.

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„Ich habe die Wohnung geöffnet und im Schlafzimmer zwei Leichen gefunden“, beschreibt der Zeuge. Auch er hat den Doppelmörder als „ruhig und kooperativ“ in Erinnerung: „Er war auf der Höhe seiner geistigen Kräfte.“ Seine Streifenpartnerin war die dritte Zeugin an diesem Prozesstag. „Beide Leichen waren mit Blut überströmt, das gesäuberte Messer fanden wir im Wohnzimmer“, beschreibt sie. Auch ihr Eindruck vom Angeklagten deckt sich mit dem ihrer Kollegen: „Er machte einen sehr gefassten Eindruck und wirkte sehr orientiert.“ Und: „Er bat uns, doch mal in der Wohnung nachzuschauen. Was er gesagt hatte, war tatsächlich auch Realität.“ Der Prozess geht am kommenden Mittwoch weiter.