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Ehemaliges Nazi-Seebad

Prora soll neues Doku-Zentrum erhalten

Prora / Lesedauer: 2 min

In Prora wachsen die Begehrlichkeiten von Investoren an Block 5. Doch der Landkreis macht den Zuschlag von einer anderen Einrichtung abhängig.
Veröffentlicht:23.01.2018, 22:04

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Jahrelang waren sie Konkurrenten, doch mit fortschreitender Privatisierung der ehemaligen Kraft-durch-Freude-Blöcke in Prora gerieten die Existenzen des Dokumentationszentrums Prora und des Prora-Zentrums in Gefahr. Not schmiedet zusammen. Vergangenes Jahr gründeten beide Einrichtungen den gemeinsamen Dachverein Bildungs- und Dokumentationszentrum Prora, der sich nun um eine gemeinsame Ausstellung im noch freistehenden Teil des Jugendherbergsblockes 5 bemüht.

Jetzt hat der Verein eine von dem Managementberater MuseoConsult für 6500 Euro erstellte Betriebsstudie für eine geschlossene Ausstellung nach modernstem Standard vorgestellt, die in jenem noch nicht sanierten Teil des sogenannten Jugendherbergsblocks 5 entstehen soll. Das Papier empfiehlt eine thematisch erweiterte, zweisprachige Dauerausstellung zur Geschichte Proras in der NS-Diktatur, während der DDR-Zeit und nach der Wende.

Zum 3000 Quadratmeter großen Komplex im Mittelteil des kammartigen Blocks sowie in einem angrenzenden Treppenhaus sollen auch Wechselausstellungen, ein Museumsladen, eine kleine Gastronomie sowie Seminar- und Veranstaltungsräume gehören.

Ausstellungszentrum soll spätestens 2022 eröffnen

Der Block 5 ist derzeit noch Eigentum des Landkreises Vorpommern-Rügen, der einen Verkauf an einen Investor plant. Erste Verhandlungen mit mehreren Interessenten laufen bereits, wie Landrat Ralf Drescher (CDU) betont. Den Zuschlag erhalte nur, wer neben einer Ferienanlage den Erhalt des Ausstellungszentrums garantiere. Anders als die bereits umgebauten oder in der Sanierung befindlichen KdF-Blöcke soll der Gebäudeteil des Dokumentationszentrums in seiner ursprünglichen Form und Fassade weitgehend im Original erhalten bleiben.

Die Kosten für die Blocksanierung und den Aufbau des national bedeutenden Museumsprojekts, das möglichst bis 2022 öffnen soll, dürften sich auf mindestens fünf Millionen Euro belaufen und sollten nach Einschätzung von Vereinschefin Sonja Steffens zu einem Großteil vom Bund und vom Land übernommen werden. Auch der künftige Betreiber soll vor allem in den ersten fünf Jahren öffentlich verstärkt gefördert werden.

Die Experten gehen von jährlichen Ausgaben von rund 750.000 Euro aus. Ein Großteil davon soll durch Eintrittspreise finanziert werden. Erwartet werden jährlich 55.000 bis 140.000 Besucher. Zudem werden Synergieeffekte durch Bildungsprojekte angestrebt, zum Beispiel für Schulklassen, die in der benachbarten Jugendherberge logieren könnten.

Die Leiterin des Prora-Zentrums, Susanna Misgajski, bezeichnete die Studie als sehr zufriedenstellend. „Wir haben die Chance, einen großen gemeinsamen Wurf zu landen, wenigstens einen Teil des unter Denkmalschutz stehenden Prora-Komplexes in seiner Ursprünglichkeit zu erhalten und die Geschichte des Ortes zu dokumentieren.“ Den Plänen zufolge soll auch das Dach des Sechsgeschossers öffentlich zugänglich gemacht werden, damit die Besucher die Gigantomanie des NS-Baus erleben können.