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Sanierung

Rettung für Greifswalds historische Gewächshäuser

Greifswald / Lesedauer: 3 min

Für die 2014 wegen Einsturzgefahr geschlossenen historischen Gewächshäuser im Botanischen Garten Greifswald ist Rettung in Sicht. Die Sanierung soll 2020 abgeschlossen sein.
Veröffentlicht:29.08.2019, 12:46

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Die historischen Gewächshäuser im Botanischen Garten in Greifswald, die 2014 wegen Einsturzgefahr geschlossen worden waren, sollen bis 2020 fertig saniert sein. „Derzeit werden die Stahlkonstruktionen schrittweise entglast, anschließend sandgestrahlt und korrosionsfest versiegelt“, sagte der wissenschaftliche Leiter des Botanischen Gartens, Dr. Peter König, dem Nordkurier. Die Baumaßnahmen sollen Ende kommenden Jahres abgeschlossen werden.

„Ab 2021 werden wir mit der Wiedereinrichtung und Bepflanzung beginnen, um die tropischen Pflanzensammlungen der Öffentlichkeit und der studentischen Ausbildung wieder zugänglich zu machen.“ Ein Großteil der seltenen Pflanzen sei zwischenzeitlich nach Rostock ausgelagert worden. Derzeit stünden nur wenige wärmeliebende Pflanzen wie Sukkulenten, Farne, Orchideen, Bromelien und Wasserpflanzen in Greifswald zur Verfügung.

Sturm hätte alles ins Wanken bringen können

Die als Denkmal von historischer Bedeutung eingestufte Gewächshausanlage besteht aus drei Komplexen, dem Palmen-, dem Cycadeen- und dem Tropenhaus. Auf einer Gesamtfläche von 300 Quadratmetern wuchsen hier 417 Pflanzenarten, darunter Raritäten wie eine Wildbanane, ein alter Buddha-Baum und seltene Palmfarne.

Doch vor fünf Jahren mussten die 130 Jahre alten Gewächshäuser auf Anweisung der Bauaufsicht geräumt und stillgelegt werden, weil laut eines Gutachtens die Gefahr bestand, dass ein Sturm die verrostete Eisenkonstruktion ins Wanken bringen oder zumindest die Verglasung lösen könnte.

Errichtet wurde die Anlage zwischen 1884 und 1886 in der damals noch üblichen Nietkonstruktion, ähnlich wie der Pariser Eiffelturm oder die als „Blaues Wunder“ bekannte Loschwitzer Brücke bei Dresden. Bundesweit gibt es nur noch wenige in Originalsubstanz erhaltene Großgewächshausanlagen, zum Beispiel in Pillnitz (1859), Karlsruhe (1863) und Frankfurt am Main (1869).

Garten stand anfangs anderswo

Die Sanierung der bedrohten Greifswalder Anlage kostet rund vier Millionen Euro. Rund 1,4 Millionen Euro steuert der Bund bei. Weitere 120.000 Euro hatten vor allem Greifswalder Bürger und Firmen gespendet. Die Universität stellte 350.000 Euro aus Eigenmitteln zur Verfügung, und der Rest von über zwei Millionen Euro kommt vom Land.

Der Botanische Garten Greifswald wurde 1763 gegründet und damals zunächst zwischen dem Universitätshauptgebäude und der Stadtmauer angelegt. Im Jahre 1886 wurde er an seinen heutigen Standort verlagert.

Elemente waren stark verrottet

Auf der zwei Hektar großen Fläche entstand ein Komplex aus drei großen Gewächshäusern – dem Warmhaus, dem zentralen Palmenhaus und dem Kalthaus, was heute als Cycadeenhaus genutzt wird. Diese drei Häuser bilden nach über 100 Jahren Nutzung den Kern der mittlerweile 14 Gewächshäuser mit 1.330 Quadratmetern Glasfläche. Zwei Drittel davon sind Besuchern zugänglich.

Für die Anfertigung verwendete der Baumeister Hofmann seinerzeit Schiffsstahl mit hohem Schlackeanteil, der hoher Luftfeuchtigkeit standhält. Die ursprüngliche Doppelverglasung wurde in den 1950er Jahren gegen einfache Glasscheiben ausgetauscht. Die genietete Stahlkonstruktion wies zuletzt erhebliche Korrosionsschäden aus, insbesondere im Bereich der Fußpunkte, der Sockelprofile und Regenrinnen. Tragende Elemente der Verglasung waren teilweise stark verrottet.