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Studie

Schweineställe sind Reservoir für neue Grippeviren

Greifswald / Lesedauer: 2 min

In Schweineställen vermehren sich Grippeviren besonders gut und bilden immer neue Varianten. Darunter sind auch Erreger, die vom Tier auf den Menschen überspringen.
Veröffentlicht:28.07.2020, 13:39
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Schweinehaltungen sind einer Studie zufolge wichtige Reservoire für neue Grippeviren, die teilweise auf den Menschen übergehen können. Wissenschaftler des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) auf dem Riems bei Greifswald und des Universitätsklinikums Freiburg untersuchten mit Partnern mehr als 18.000 Einzelproben aus annähernd 2500 Agrarbetrieben in Europa, in denen bei Schweinen Atemwegserkrankungen auftraten. Die Studie ist am 27. Juli im Fachmagazin „Cell Host & Microbe” veröffentlicht worden, teilte das FLI am Dienstag mit.

Der Erreger der jüngsten Grippepandemie beim Menschen, Influenza A(H1N1)/2009, gelangte laut FLI sofort 2009 in Europa in Hausschwein-Bestände. Der Erreger hat laut Studie eine herausragende Bedeutung für das stark anwachsende Repertoire neuartiger Virusvarianten im Schwein. Untersucht wurden Schweinehaltungen in Deutschland und weiteren 16 europäischen Ländern. In mehr als der Hälfte der Betriebe wurden ganzjährig Influenzavirusinfektionen gefunden. Es dominieren vier Viruslinien mit unterschiedlicher geografischer Verteilung. Daraus entstehen zunehmend neue Virusvarianten.

Ein Schwerpunkt der Studie war die Untersuchung des möglichen Übertragungspotenzials der Viren auf den Menschen. Die Forschungen ergaben, dass aufgrund der Ähnlichkeiten zu humanen Viren einige Varianten über dieses zoonotische Potenzial verfügen. Das hätten Versuche mit Frettchen bestätigt, die als Tiermodell für humane Influenza dienen. „Einige der Schweine-Influenza-Viren haben bereits eine wichtige Barriere für die Übertragung auf den Menschen überwunden. Das erhöht das Risiko deutlich”, erklärte Martin Schwemmle vom Universitätsklinikum Freiburg.

Eine Verringerung der Influenzaviren in Schweinebeständen würde eine Übertragung auf den Menschen und die weitere Ausbreitung verringern, für mehr Tierwohl und geringere wirtschaftliche Verluste sorgen. Der „One Health-Gedanke” ließe sich hier erfolgversprechend in praktische Projekte zum gegenseitigen Nutzen von Mensch und Tier umsetzen, sagte Timm Harder vom FLI.