StartseiteRegionalMecklenburg-VorpommernSchwesig und Merkel zoffen sich um Schulschließung

Corona-Pandemie

Schwesig und Merkel zoffen sich um Schulschließung

Schwerin / Lesedauer: 4 min

Lockdown light, harter Lockdown, Mega-Lockdown: Eine zunehmend verzweifelte Politik suchte in einem achtstündigen Showdown einen Ausweg aus der Corona-Pandemie.
Veröffentlicht:19.01.2021, 23:34

Artikel teilen:

Irgendwann mittendrin in der zähen Nervenschlacht zwischen Länderchefs und Kanzlerin prallten die Meinungen von Manuela Schwesig und Angela Merkel frontal aufeinander. Die MV-Ministerpräsidentin, so hieß es aus Teilnehmerkreisen, machte deutlich, dass man bei den Schulschließungen nicht alles von den Kindern abverlangen könnte und gleichzeitig die Arbeitgeber beim Homeoffice für ihre Mitarbeiter kaum Zugeständnisse machen würden – eine Attacke in Richtung Kanzlerin, die seit Wochen dafür eintritt, die Schulen bis auf eine Notbetreuung dicht zu machen. Merkel polterte zurück, dass sie sich nicht anhängen ließe, die Kinder zu quälen und Arbeitnehmerrechte zu missachten.

Mehr lesen: In MV besucht fast die Hälfte der Kinder derzeit Kita oder Hort, weniger sind es in der Schule. Scharfe Kritik der neuen Lockdown-Regeln kommt von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft.

MV geht bei Schulen und Kitas weiter eigenen Weg

Eine Auseinandersetzung, die exemplarisch für das mehrstündige harte Ringen beim Kampf um die richtige Strategie gegen das Virus stand. Auf der einen Seite die Hardliner Merkel und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, auf der anderen Seite die durchaus moderatere Position der SPD-Länderchefs. Und so machte Manuela Schwesig in einer mehrstündigen Videositzung, die bis in den späten Abend andauerte, immer wieder deutlich, dass es Mecklenburg-Vorpommern nicht reichen würde, nur die Notbetreuung in den Schulen zuzulassen. Im Nordosten sollen weiter, wie schon seit dem 11. Januar, die Abschlussklassen in den Genuss von Präsenzunterricht kommen.

Mehr lesen: Hier finden Sie die aktuellen Regelungen für MV.

Für die Klassen 1 bis 6 gilt weiter der Appell an die Eltern, die Kinder möglichst zu Hause zu lassen. Damit geht MV erneut einen eigenen Schul-Weg. Denn im Gipfel-Beschluss heißt es, dass der Lockdown bis zum 14. Februar fortgesetzt wird – inklusive geschlossener Schulen und der Aussetzung der Präsenzpflicht. Analog soll dies auch für die Kitas gelten. Trotz des MV-Weges: Für die Schulen in MV bedeutet es in Anbetracht der noch zweiwöchigen Winterferien, dass die Schulen – mit den genannten Ausnahmen – bis Ende Februar geschlossen bleiben.

MV-Wirtschaft sieht „etwas Licht und viel Schatten”

Schärfere Schulregeln sollen in MV ab nächsten Montag für die Landkreise Mecklenburgische Seenplatte, Vorpommern-Greifswald und Ludwigslust-Parchim gelten. Aufgrund der dortigen Inzidenz über 150 soll die Notbetreuung nur für Eltern greifen, die in systemrelevanten Berufen arbeiten. Reaktionen auf den Gipfel gab es am späten Dienstagabend bereits aus der Wirtschaft in MV.

Sven Müller, Geschäftsführer der Vereinigung der Unternehmerverbände, sprach von „etwas Licht und viel Schatten”. „Es ist gut, dass nun auch im Bund angekommen ist, dass es eine Strategie zum Einstieg in den Ausstieg bedarf. Eine Verordnung zur Verpflichtung von Homeoffice braucht niemand und ist weltfremd. Wir werden uns sehr konkret mit dem Entwurf des Bundesarbeitsministeriums auseinandersetzen. Homeoffice, mobiles Arbeiten und Hygienestandards am Arbeitsplatz werden jetzt schon umgesetzt. Die Verordnung sehen wir als einen versteckten Einstieg in das von Arbeitsminister Heil gewollte Gesetz zum Homeoffice. Dieses lehnen wir strikt ab.”

Müller weiter: „Die jetzt wieder in Aussicht gestellte Ausdehnung der Hilfen liest sich gut, allein es fehlt derzeit der Glaube. Hier muss endlich Verbindlichkeit an den Tag gelegt werden. Ankündigungen gibt es genug.”

Anteil der positiven Corona-Tests in MV gestiegen

Unabhängig vom Gipfel am Dienstag wurden gestern in MV 18 weitere Tote im Zusammenhang mit dem Coronavirus gemeldet. Damit erhöhte sich die Gesamtzahl auf 327, wie aus dem Lagebericht des Landesamtes für Gesundheit und Soziales hervorgeht. Die Zahl der Ansteckungen in den vergangenen sieben Tagen je 100.000 Einwohner sank leicht auf 117,8. Das höchste Infektionsgeschehen wies der Landkreis Vorpommern-Greifswald mit einer Inzidenz von 199 auf. Bei mehr als 100 lag dieser Wert auch an der Mecklenburgischen Seenplatte (191), Ludwigslust-Parchim (159,1) und in der Stadt Schwerin (112,9). Weniger als 50 Infizierte je 100.000 Einwohner hatte die Hansestadt Rostock mit 44,5.

Und noch eine Zahl ließ gestern aufhorchen: Der Anteil der positiven Ergebnisse bei Corona-Tests ist in MV weiter gestiegen. In den ersten beiden Januarwochen lag diese Quote bei 8,29 Prozent. Dies ist den Angaben zufolge ein Höchstwert. Der bisherige Höchstwert lag demnach bei 6,58 Prozent im Dezember.

+++ Lesen Sie hier die aktuellen Corona-Regeln +++