StartseiteRegionalMecklenburg-VorpommernSo gefährlich sind Munitions-Reste bis heute

2. Weltkrieg

So gefährlich sind Munitions-Reste bis heute

Rostock / Lesedauer: 3 min

Der Waldbrände bei Lübtheen zeigen mal wieder, wie gefährlich Munitionsreste im Boden Mecklenburg-Vorpommerns sind. Was kann man dagegen tun? Fragen und Antworten.
Veröffentlicht:04.07.2019, 08:06
Artikel teilen:

Ist bekannt, um welche Munition es sich bei den Waldbränden in Lübtheen handelt?

Auf der Fläche des ehemaligen Arsenals wird Munition ab Kaliber 3,7 bis 30,5 Zentimeter gefunden, auf dem alten Übungsplatz ist Munition aller Kaliber zu finden. Angefangen von Gewehr- über Panzermunition 100 Millimeter und Resten von Panzerabwehrlenkraketen.

Ist diese Situation mit anderen Gebieten in Deutschland vergleichbar?

Es gibt in Deutschland Übungsplätze, die nach einer ähnlichen Nutzung ebenfalls Probleme haben. Solange der Übungsplatz militärisch genutzt wurde, bestanden die jetzt vorhandenen Probleme mit dem Brandschutz nicht. Die Erhaltung der Brandschneisen erfolgte durch die Platzfeuerwehr. In Lübtheen sind die Probleme mit dem Brandschutz erst durch die Umnutzung als „Kulturerbefläche“ aufgetreten, da die Forsten die alten Brandriegel, Schneisen und Wege nicht mehr unterhalten durften. Auch kümmert sich die Bundesforst bislang nicht um verbliebenen Munitionsreste. Es gibt dringenden Handlungsbedarf.

Gibt es Schätzungen, wie viele Flächen betroffen und wie viele Tonnen Munition noch im Boden zu finden sind?

Dazu liegen keine genauen Informationen vor. Neue Flächen werden nach Auswertung von Luftbildern oder Bauarbeiten entdeckt, alte Flächen ändern sich. Sie werden größer, wenn neue Daten vorliegen und kleiner, wenn Teile von Munition geräumt werden.

Gibt es Schätzungen, wie lange es dauern wird, bis der Großteil der Munition in Deutschland entfernt ist?

Es ist bereits jetzt absehbar, das sich bundesweit noch weitere Generationen mit den Resten der Kriege beschäftigen müssen.

Welche Kosten entstehen jährlich durch die Munitionsaltlasten?

Das Bundesfinanzministerium gibt an, dass 2018 knapp 28 Millionen Euro an die Bundesländer für die Beseitigung „reichseigener“ Munition erstattet wurden.

Wie hoch ist die Gefahr der Selbstentzündung?

Grundsätzlich besteht diese Gefahr immer bei Munition. Dabei ist es unerheblich, ob es sich um Reste aus Bombardierung, Schießbetrieb oder um alte Sprengstellen handelt. Pulver und Sprengstoffe sind chemisch stabil und somit auch noch mehr als 74 Jahre nach Kriegsende funktionsfähig. Für die Entstehung von Waldbränden ist es jedoch wahrscheinlicher, dass Waldbrände durch unachtsames Verhalten wie das Wegschmeißen von Kippen, Müll oder Glasscherben entstehen.

Welche Gefahr besteht beispielsweise für Pilzsammler?

Bei richtigem Verhalten besteht keine konkrete Gefahr für Pilzsucher und Erholung suchende Bürger. Wichtig ist es, dass mögliche Kampfmittel im Wald der Polizei gemeldet werden. Dabei zählt schon der Verdacht. Jede Meldung hilft und dient der allgemeinen Gefahrenabwehr. Munition sollte nicht angefasst werden. Fundstellen sind zu markieren.

Gibt es genügend Fachleute, die die Arbeit erledigen können?

Personal muss nachgezogen und ausgebildet werden. Für die Belastungen in Mecklenburg-Vorpommern wird das Land mit dem Bund zu beraten haben, welche Wege gegangen werden. Entweder der Bund finanziert zusätzliches Personal für den Munitionsbergungsdienst des Landes oder er beauftragt entsprechende Fachfirmen.