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Nachwuchs

So geht es den Eisbär-Zwillingen im Rostocker Zoo

Rostock / Lesedauer: 4 min

Am 14. November 2021 kamen zwei kleine Eisbären im Rostocker Zoo zur Welt. Wie sie sich entwickeln und wann Besucher sie erstmals live im Zoo sehen können, lesen Sie hier.
Veröffentlicht:19.01.2022, 10:45
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Gut zwei Monate sind die Rostocker Eisbär-Zwillinge nun alt. „Die Augen sind offen. Sie haben ein schönes, dichtes Fell und dicke Bäuchlein, weil sie gut von ihrer Mutter versorgt werden.” Zoodirektorin Antje Angeli schwärmt von den beiden, die derzeit noch mit ihrer Mutter Sizzel in der dunklen Wurfhöhle des Polariums, der Rostocker Heimat der Eisbären, leben. Und eine Stimme haben sie auch schon: „Wenn sie Hunger haben, geben sie auch die entsprechenden Geräusche ab.”

Geschlecht noch unbekannt

Die beiden noch namenlosen Eisbär-Babys, die bei Geburt am 14. November etwa ein halbes Kilo wogen, haben inzwischen ein Gewicht von fünf bis sechs Kilogramm, schätzt Angeli. „Wir haben das große Glück, dass Sizzel eine fantastische Mutterrolle eingenommen hat, obwohl sie zum ersten Mal Jungtiere hat. Sie hat vom ersten Tag an alles richtig gemacht.” Dabei entwickeln sich die beiden durchaus unterschiedlich. Das eine könne schon die ersten Schritte machen, auch wenn es manchmal noch wackelig sei. Das zweite schlafe meistens und sei noch nicht so agil.

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Noch sind die Geschlechter der beiden unbekannt. „Bald steht die erste und einmalige Untersuchung an”, kündigt die Zoodirektorin an. Wenn Sizzel – ein sehr selbstbewusstes Raubtier – in der Nachbarbox zum Fressen ist, werde das Tor zwischen ihr und den Jungen geschlossen. Dann werden die Tiere rasch untersucht und gewogen. „Die Jungtiere werden immer größer. Wenn sie zu groß und zu stark sind, können wir sie ohne Gefahr für uns nicht mehr untersuchen.”

Jeder zweite junge Eisbär stirbt

Die drei Eisbären werden permanent mit einer Infrarot-Kamera überwacht, berichtet Zoo-Kuratorin Daniela Lahn. So konnte beispielsweise bei der Mutter beobachtet werden, dass sie ihre Fettreserven langsam aufgebraucht hat. Sie wurde unruhig, lief herum und es wurde begonnen, sie mit Futter zu versorgen. Nur in absoluten Notfälle gebe es für die Tierpfleger die Möglichkeit einzugreifen.

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„Wir drücken die Daumen”, sagt der Sprecher des Verbands der Zoologischen Gärten, Sebastian Scholze. Die Bären seien immer noch in der kritischen Phase, die Sterblichkeit von jungen Eisbären liege bei etwa 50 Prozent. „Das ist eine sehr heikle Angelegenheit.”

Gleichzeitig sei die Geburt der Zwillinge für den Artenschutz ein wichtiges Ereignis. Die klimatische Entwicklung in der Arktis sei so besorgniserregend, dass vielleicht der Punkt komme und Eisbären nur noch in Zoos lebten, sagte Scholze. Jeder Zuchterfolg trage dazu bei, dass eine Population in Zoos lebe, die genetisch gesund sei. „Der Eisbär ist ein absolutes Botschaftertier.”

Eisbärenbabys auch in Schweden, Dänemark und Schottland

In diesem Zusammenhang gibt es auch gute Nachrichten: Wie Angeli berichtet, sind Ende November und Mitte Dezember weitere Eisbär-Zwillinge im schwedischen Orsa beziehungsweise im dänischen Kolind geboren worden. In Schottland kam Mitte Dezember ein Einzeltier zur Welt. Angeli weiß das so genau, weil der Rostocker Zoo das Internationale Zuchtbuch für Eisbären führt.

Noch können die Besucher des Rostocker Zoos die Eisbären nur über Video im Internet und im Zoo auf Bildschirmen bestaunen. Abhängig vom Wetter sollen Besucher im März die Tiere auch draußen auf der großen Anlage des Polariums bewundern können. „Dann kommt das schöne Alter, wenn sie baden, herumtollen und die Mutter ärgern.”

„Fiete” lebt jetzt in Ungarn

Und im Alter von etwa zwei Jahren werde Sizzel dann signalisieren, dass die Zeit für die Trennung gekommen ist. „Dann wird sie den Jungen gegenüber ungnädig”, sagt Angeli. Die Jungen werden dann umziehen müssen, genauso wie der letzte Eisbär-Nachwuchs Fiete. Er wurde im Dezember 2014 in Rostock geboren, der frühere Publikumsliebling lebt jetzt im Zoo Sóstó in Ungarn.