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Freizeittreff mit Kulturanspruch

Studentenclubs sind noch immer gefragt

Greifswald / Lesedauer: 3 min

Zum Leben eines Studenten gehört trotz des immer verschulteren Studiums das Kneipenleben. Wie schon zu DDR-Zeiten spielen die Studentenclubs in den Hochschulstädten Mecklenburg-Vorpommerns eine große Rolle. Bei aller Tradion ist aber auch Wandel angesagt.
Veröffentlicht:30.03.2014, 13:50
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Studentenclubs sind trotz der massiven Veränderungen nach der Wende in den Universitäten im Osten Deutschlands immer noch eine feste Einrichtung. Dies hat sicher mit der langen Tradition der Clubs zu tun. Wegen der Vereinsstruktur sind die Getränke oft billiger, und die jungen Leute können ausgiebig tanzen, lauten die in einer Umfrage der Nachrichtenagentur dpa am häufigsten genannten Argumente. Viele Clubs werden noch von Studenten selbst betrieben.

"Wenn man die ganze Woche in den Hörsälen gesessen hat, kann man dort richtig abtanzen", berichtet die AStA-Referentin Magdalene Majeed von der Universität in Greifswald, wo es vier Clubs gibt. Sie findet die Clubs in Studentenhand besser. "Man fühlt sich gleich viel wohler, irgendwie zu Hause."

Zu DDR-Zeiten hatte Rostock 14 Clubs

In der DDR hatte jede Sektion, der frühere Name einer Fachschaft, ihren eigenen Club, der mit sehr viel Engagement geführt wurde. Generationen von Studenten konnten sich ihre Verbindungen aufbauen. "Das war eine Keimzelle für Netzwerke", berichtete etwa der Sprecher der Hansestadt Rostock, Ulrich Kunze, der auch die Entwicklung der Clubs nach der Wende in seiner Heimatstadt genau verfolgt hat. "Sie leisten auch heute einen wichtigen Beitrag für die studentische Gemeinschaft."

Zu DDR-Zeiten gab es in Rostock 14 Clubs. So zum Beispiel den LT-Club für die Sektion Landtechnik, ST-Club stand für Schiffstechnik, Meli für Meliorisation, was heute für Landschaftspflege stand. Der SBW-Club für Sozialistische Betriebswirtschaft hatte dagegen wie viele andere auch nach der politischen Wende keine Chance mehr.

Verein kann günstiger wirtschaften als Konkurrenz

Die Betreiber der verbliebenen Clubs haben sich früh darum gekümmert, ihre Einrichtung in der Vereinsstruktur in die "Neuzeit" zu transferieren. So zeichnen sich die Clubs durch eine zunehmende Professionalität und immer weiter reichenden Angeboten aus. Bis hin, dass auch die Generation Ü-50 durchaus Gefallen an diesen Lokalitäten hat. Dabei können sie als Verein um einiges günstiger wirtschaften als die Konkurrenz.

Daher betrachtet der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband die Clubs mit eher gemischten Gefühlen. "Die Clubs haben nicht mehr den Anstrich wie früher, als es für Studenten nur Schmalzstulle und Bier gab", sagte Dehoga-Geschäftsführer Matthias Dettmann. Sie sind für jeden geöffnet, was dann problematisch wird, wenn nebenan eine reguläre Diskothek betrieben wird, die mit einem anderen Konstendruck arbeiten muss. Es müsse nun abgewartet werden, wie das künftige Mindestlohngesetz mit der Problematik umgehen wird.

Trash-Partys derzeit besonders angesagt

Der Geschäftsführer des Rostocker LT-Clubs, Witzan Schmidt, war dort schon vor der Wende engagiert. Heute bietet der Club neben Disco, Lounge und diversen Veranstaltungen auch einen Fitnessbereich. Trotzdem ist die DDR-Vergangenheit präsent, es gibt viele Geschichten beispielsweise über die Aktivitäten der Stasi in den Clubräumen oder über den Zusammenhalt unter den früheren Besuchern.

In Wismar treffen sich die jungen Leute vor allem im Block 17 und in der alten Mensa. Beide Clubs gehen auf studentische Initiativen zurück und wurden durch Studenten auch über die Wende gerettet. Tanzveranstaltungen und Motto-Partys ziehen vor allem an den Wochenenden ein großes Publikum an. "Trash-Partys mit Musik aus den 80ern und 90ern kommen derzeit ganz gut an", sagt Nils Lachnet vom Block 17. Doch hilft der Club in Haus 17 auf dem Campus Studenten seit geraumer Zeit mit einem Kaffee auch beim Start in den Tag.