Rechtsextremismus
Tagung zu rechtsextremistischer Musik in Rostock
Rostock / Lesedauer: 2 min
Experten aus ganz Deutschland diskutieren am Freitag und Samstag in Rostock auf einer Fachtagung über neue Entwicklungen in der rechtsextremistischen Musikszene. Die Stile der Musik hätten sich ausdifferenziert, dies erschwere es, ihren ideologischen Gehalt zu erkennen, erklärte Musikprofessorin Yvonne Wasserloos von der Rostocker Hochschule für Musik und Theater (HMT).
Zu der Tagung „Rechtsextremismus – Musik und Medien” erwarten die Organisatoren rund 70 Teilnehmer, unter anderem aus Musikwissenschaft und -pädagogik, Politik- und Geschichtswissenschaft.
Nazimusik nicht leicht erkennbar
Früher sei Nazimusik in Form von Rechtsrock leicht zu identifizieren gewesen, sagte Wasserloos. Doch zunehmend würden Inhalte verschleiert, etwa indem „das Eigene thematisiert wird, nicht mehr das Fremde”. Ein Beispiel dafür sei die Südtiroler Band „Frei.Wild” mit ihren vordergründig heimatliebenden Texten, die mit dieser Grauzone spiele und selbst ursprünglich aus dem politisch rechten Bereich komme.
Indem sich Bands harmlos oder unpolitisch gäben, versuchten sie, den Einstieg in die extrem rechte Musikwelt zu erleichtern. Ein Mittel dazu ist laut Wasserloos die Verbreitung von Musik und Videos über soziale Medien, bei denen die Urheber nicht sofort als Neonazis erkennbar sind.
Materialien für den Unterricht
Die Experten wollen Informationen zum Beispiel für Lehrkräfte zusammentragen, die in der politischen Bildung zum Einsatz kommen sollen. Bekämpfungsmöglichkeiten stünden bei der Tagung aber nicht im Mittelpunkt, sagte die Professorin für Musikpädagogik, Isolde Malmberg: „Wir rufen nicht zu Gegenmaßnahmen auf, sondern stellen Informationen bereit.” Die Multiplikatoren seien auf gute Materialien angewiesen, um Demokratieerziehung zu leisten.
Welche Rolle Mecklenburg-Vorpommern beim Geschäft mit rechter Musik spiele, sei schwer zu sagen, erklärte Wasserloos. „Das sind Zahlen, an die man kaum herankommt.” Laut Innenministerium stammen zehn Neonazibands aus dem Land, die teilweise auch international erfolgreich seien und Verbindungen zum hierzulande verbotenen militanten Blood & Honour-Netzwerk hätten.
2016 gab es den offiziellen Zahlen zufolge zehn Szene-Konzerte. Schwerpunkte seien Szene-Objekte in Salchow (Landkreis Vorpommern-Greifswald) und das so genannte „Thing-Haus” in Grevesmühlen (Landkreis Nordwestmecklenburg).