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Titanic-Fan

Staatskanzlei-Chef Patrick Dahlemann sticht in See

Schwerin / Lesedauer: 4 min

Ministerpräsidentin Manuela Schwesig kehrt aus ihrem Urlaub zurück, Staatskanzlei-Chef Patrick Dahlemann geht in selbigen. Was treibt den 34-jährigen Vorpommer an?
Veröffentlicht:30.07.2022, 06:50

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Patrick Dahlemann ist nicht bange – vor wenigen Tagen betrat der in dieser Woche 34 Jahre alt gewordene SPD-Politiker aus Vorpommern furchtlos die europäische Bühne. In Brüssel bereitete Dahlemann nicht nur die für September avisierte auswärtige Kabinettssitzung der Landesregierung Mecklenburg-Vorpommerns vor, der enge Vertraute von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig stieß mit seinem Vorschlag, den 9. Mai künftig als Wahltag für das europäische Parlament auch gleich zum Feiertag zu machen, eine kontroverse Debatte an.

Dazu: Noch ein Feiertag für MV? Wirtschaft ätzt gegen Regierung

Abgebrochenes Studium, steile Karriere

Trotz des entfachten politischen Gegenwinds lässt sich der jüngste Staatskanzlei-Chef in der MV-Geschichte nicht umpusten. So wie auch zu Beginn seiner Amtszeit im vergangenen Herbst, als er von Schwesig überraschend zum Chef der Staatskanzlei gekürt worden war und sich die Opposition über Wochen an Dahlemanns vermeintlich nicht vorhandener Qualifikation für diesen Job mächtig abgearbeitet hatte.

Und auch der Vorwurf von CDU, FDP und Grünen, mit seiner Doppelfunktion als Macher in der Staatskanzlei und gleichzeitiger Landtagsabgeordneter gegen die politische Etikette zu verstoßen, atmete der ehemalige Vorpommern-Staatssekretär standhaft weg. Und schaltete jetzt in den Angriffsmodus: „Am Ende haben die Attacken der Opposition ihr mehr geschadet, als mir.“

Dahlemann öfter sichtbar als seine Vorgänger

Dahlemann räumt dabei durchaus ein, dass er nach Schwesigs Anfrage, ob er den Job als Chef der Staatskanzlei machen wolle, „riesengroßen Respekt vor der Aufgabe gespürt hat“ – doch der Bammel hielt ihn nicht davon ab, das Ruder in der Machtzentrale der MV-Regierung zu übernehmen. Auffällig allemal: Dahlemann tritt deutlich häufiger und heftiger ins Rampenlicht der medialen Öffentlichkeit als seine Vorgänger in der Staatskanzlei, vertritt die Ministerpräsidentin schon mal auf bundespolitischer Ebene.

Doch wo lässt ein junger Politiker die zum Teil heftigen Attacken gegen seine Person? Geht Dahlemann am Ende des Tages Holzhacken oder springt zur Abkühlung und Abhärtung allabendlich in den Schweriner See oder ins Stettiner Haff? „Nein“, sagt der 34-Jährige. „Meine Kraftquelle und mein größter Rückhalt sind meine Frau und meine kleine Tochter. Wenn ich zu Hause bin, bin ich zu 100 Prozent zu Hause. Das erdet.“

Dies gelte auch für seine Wahlkreisarbeit, die bei ihm als Abgeordneter höchste Priorität genieße. „Die Termine am Wochenende in meiner Heimat und das stetige Gespräch mit den Bürgern zeigen mir, was die Menschen fühlen, welche Sorgen sie haben. Mein Herz schlägt für Vorpommern – dies ist Motivation für meine tägliche Arbeit. Dafür ackere ich“, beschreibt Dahlemann seinen inneren Kompass.

Trotz Klimakrise ein Kreuzfahrt-Fan

Apropos Kompass: Der 34-Jährige ist ein großer Fan von Kreuzfahrten und steuert im am Samstag beginnenden Urlaub die englische Hafenstadt Southampton an. Von dort lief vor über 100 Jahren die Titanic zu ihrer letzten Fahrt aus – in Southampton gibt es ein Titanic-Museum, das den historisch interessierten Kreuzfahrer Dahlemann besonders anzieht, wie er sagt.

Bei der Kreuzfahrt ist der Corona-Test ebenfalls inkludiert – die weitere Pandemie-Entwicklung wird den Chef der Staatskanzlei auch gleich nach seinem Urlaub mit Sicherheit weiter beschäftigen. In einer Runde mit allen anderen Bundesländern seien die Vorbereitungen auf einen wahrscheinlichen dritten Herbst- und Corona-Winter bereits vorangetrieben worden. „Masken in Innenräumen und Impfkampagnen sind das Mindeste, was wir wohl benötigen werden“, sagt Dahlemann – betont aber auch, dass es extrem wichtig sei, die „Akzeptanz der Maßnahmen in der Bevölkerung zu erreichen“. Motto: Viele Bürger sind mittlerweile hinsichtlich von Einschränkungen höchst empfindlich geworden.

Lust auf ein Ministeramt, Herr Dahlemann?

Ein großes Thema in der Pandemie war und ist die mangelnde Digitalisierung beispielsweise im Gesundheits- und Bildungswesen. Ein großes Thema, in dessen Zusammenhang Dahlemann eine große Forderung stellt: „Alles, was der Bürger vom Staat will, muss digital zu erledigen sein“, fordert er und dürfte dabei auch seine ländlich geprägte Heimatregion besonders im Blick haben, die bei Behördengängen oft lange Anreisen von den Bürgern abfordert. Daran etwas zu ändern, es wird ein weiter Weg.

Doch wie geht der politische Weg von Patrick Dahlemann in den nächsten Jahren weiter? Hat er Lust auf ein Ministeramt in der Landesregierung? Der Vorpommer ist aber schon zu sehr Polit-Profi, als dass er sich von solchen Fragen noch aufs Glatteis führen ließe. Und so antwortet er: „Chef der Staatskanzlei ist das schönste Amt, das ich mir vorstellen kann.“ Die Ministerpräsidentin wird es gerne hören.

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