Viele Haushalte in Mecklenburg-Vorpommern erhielten vor Kurzem ein "Extrablatt für die Landtagswahl", das von einer Organisation namens "Verein zur Erhaltung der Rechtstaatlichkeit und der bürgerlichen Freiheiten" herausgegeben wurde. Das Blatt ist eine Wahlwerbe-Zeitung für die Alternative für Deutschland (AfD) vor der Landtagswahl in MV am kommenden Sonntag.
Auf Nordkurier-Nachfrage teilte der Verein mit, dass in Mecklenburg-Vorpommern 90 Prozent und in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz jeweils rund 80 Prozent aller Haushalte beliefert wurden. Um diese Abdeckung zu gewährleisten, müssten insgesamt 7,83 Millionen Exemplare gedruckt worden sein.
Die Druckerei "Nordost-Druck" der Nordkurier-Mediengruppe hat diese Zahlen durchgerechnet. Den Angaben zufolge betragen die reinen Produktionskosten rund 163.050 Euro. Bei einer konservativen Schätzung eines Gewinnzuschlags von zehn Prozent wären dem Verein Gesamt-Druckkosten in Höhe von 179.360 Euro entstanden.
Größter Parteispender der vergangenen Jahre
Hinzu kommen die Versandkosten der Zeitungen. Sie sind als sogenanntes "unadressiertes Mailing" verschickt worden. Nach branchenüblichen Preisen liegen die gerundeten Kosten für das Versenden der Zeitungen bei 883.990 Euro. Der Verein hat somit weit über eine Million Euro allein in die Verteilung der Wahlwerbe-Zeitungen investiert.
Hinzu kommt eine unbekannte Summe für Wahl-Plakate in drei Bundesländern und Redaktions- und Verwaltungskosten, über die es keine belastbaren Informationen gibt. Wäre die Zuwendung des Vereins eine Parteispende an die AfD gewesen, wäre der Verein mit einem Schlag der größte Parteienspender der vergangenen Jahre.
Bundestag fordert Stellungnahme ein
Angaben des Deutschen Bundestages zufolge waren die drei größten Parteispender in den Jahren 2016 bis 2014 der Verband der Metall- und Elektroindustrie Baden-Württemberg mit 805.000 Euro, der Verband der Bayrischen Metall- und Elektroindustrie mit 658000 Euro und die Firma Daimler mit 600.000 Euro - alle Jahre und alle Parteien zusammengerechnet.
Mit über einer Millionen Euro würde der ominöse Stuttgarter Verein sofort die Spitzenposition einnehmen. Nach NDR-Informationen hat die Bundestagsverwaltung bereits eine Stellungnahme der AfD-MV eingefordert. AfD und Verein haben gegenüber dem Nordkurier bestritten, miteinander in Verbindung zu stehen oder gestanden zu haben.