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„Notmaßnahme“

MV-Verkehrsministerium nimmt Bahn zwei Strecken weg

Schwerin / Lesedauer: 3 min

Züge der Ostdeutschen Eisenbahngesellschaft sollen ab Dezember sowohl auf einer Strecke nach Rügen als auch nach Züssow rollen. Der bisherige Betreiber Deutsche Bahn zieht den Kürzeren.
Veröffentlicht:18.04.2019, 06:40

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Auf den Gleisen zwischen Rostock und Stralsund sowie weiter nach Sassnitz auf Rügen beziehungsweise Züssow (Landkreis Vorpommern-Greifswald) werden ab Dezember nicht mehr die Regionalzüge der Deutschen Bahn, sondern der Ostdeutschen Eisenbahngesellschaft GmbH (ODEG) rollen. Das teilte das Schweriner Verkehrsministerium auf Nordkurier-Anfrage mit.

Grundlage für die überraschende Neuvergabe des Streckenbetriebs ist demnach eine „Notmaßnahme“. Im Normalfall wird der Betrieb der Strecken nach einer Ausschreibung vergeben. Die aktuelle Vereinbarung mit der Deutschen Bahn für die beiden betroffenen Strecken läuft im Dezember aus. Eine Ausschreibung sei in diesem Fall „wegen verschiedener noch nicht abschließend geklärter Parameter“ nicht möglich gewesen, heißt es aus Schwerin. Dabei spielten vor allem der geplante integrierte Taktfahrplan des Landes und die Einführung des sogenannten Deutschlandtaktes eine Rolle.

Der Deutschlandtakt ist eine Initiative unter Federführung des Bundesverkehrsministeriums, die das Bahnfahren pünktlicher, schneller und die Anschlüsse direkter und verlässlicher machen sollen. „Das bedeutet für Bahnkunden: Optimale Verbindungen, kürzere Aufenthalte an den Bahnhöfen und kürzere Fahrzeiten. Die Züge sind künftig öfter und schneller überall“, warb Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) zu Beginn des Vorhabens. Es sei „das größte Projekt im Eisenbahnbereich seit der Bahnreform von 1994“, so der Bundesverkehrsminister.

ODEG-Auftrag gilt für zwei Jahre

Dass man im Landesverkehrsministerium entschieden hat, der Bahntochter DB Regio nun mittels Notmaßnahme den Betrieb zweier MV-Strecken wegzunehmen wird damit begründet, „dass die Vorteile einer Beauftragung der ODEG überwiegen“, teilte eine Ministeriumsprecherin dem Nordkurier mit. Bei dieser Entscheidung ist offenbar auch berücksichtigt worden, dass DB Regio in einem anderen Teil des Landes „voraussichtlich ebenfalls im Wege einer Notmaßnahme“ zum Zuge kommen wird: Dies ist im Teilnetz „Ostseeküste-West“ der Fall, konkret auf der Strecke Rostock-Hamburg.

Die Züge der ODEG werden ab dem 15. Dezember zwischen Rostock und Sassnitz bzw. Züssow rollen. Der Auftrag gilt für zwei Jahre. Nach Angaben des Schweriner Verkehrsministeriums erfolgt der Fahrplanwechsel am 14. Dezember um 24 Uhr. Beim Fahrgastverband „Pro Bahn“ in Mecklenburg-Vorpommern ist die Information über den Wechsel mit Überraschung zur Kenntnis genommen worden. Man hoffe, dass dieser keine negativen Auswirkungen für Fahrgäste habe, hieß es.

Änderungen bei Preisen oder Reisezeiten?

Ob sich durch den neuen Betreiber tatsächlich Änderungen bei Fahrkartenpreisen oder Reisezeiten ergeben werden, wollte die ODEG auf Nordkurier-Anfrage nicht beantworten. „Zu laufenden Verfahren geben wir keinen Kommentar“, so eine ODEG-Sprecherin. Die Deutsche Bahn reagierte nach NDR-Angaben überrascht und wollte das Vorgehen prüfen. Eine richtige Ausschreibung für die von der „Notmaßnahme“ betroffenen Strecken ist laut Verkehrsministerium „im Laufe des Jahres 2019 beabsichtigt.“

Mit privaten Betreibern von Bahnstrecken haben Passagiere in Mecklenburg-Vorpommern gute Erfahrungen. Über 15 Jahre war die in Neubrandenburg angesiedelte Ostmecklenburgische Eisenbahngesellschaft (OME), später Ostseeland Verkehr GmbH (Ola), auf wichtigen Strecken unterwegs und bei den Kunden beliebt. Doch Ende 2013 hatte die Verkehrsgesellschaft des Landes ebenfalls über eine Notvergabe der Ola die Strecken entzogen und diese wieder von der DB Regio bedienen lassen.