StartseiteRegionalMecklenburg-VorpommernVorpommerns berühmte Fußmatte ist heute ein Museumsstück

Wahl in Greifswald

Vorpommerns berühmte Fußmatte ist heute ein Museumsstück

Greifswald / Lesedauer: 3 min

In wenigen Wochen wählt Greifswald einen neuen Bürgermeister. Das weckt Erinnerungen an einen Skandal um eine Fußmatte, der deutschlandweite Schlagzeilen machte.
Veröffentlicht:30.04.2022, 06:37

Artikel teilen:

Sie ist verstaubt und wirkt verschlissen. Vor sieben Jahren, unmittelbar nach der Stichwahl um das Amt des Greifswalder Oberbürgermeisters, sprach ganz Deutschland über diese rotbraune Fußmatte. Der Wahlsieger Stefan Fassbinder (Grüne), der mit gerade mal 15 Stimmen gegen den Gegenkandidaten Jörg Hochheim von der CDU gewonnen hatte und bis dahin als Historiker im Pommerschen Landesmuseum gearbeitet hatte, ließ die legendäre Matte in das Museumsdepot bringen. Ausgestellt wurde Deutschlands berühmtester Fußabtreter bislang nicht.

Lesen Sie auch: Wolfs-Attacke in Greifswald hat politisches Nachspiel

Wahl-Skandal vor sieben Jahren

Im Mai 2015 waren die Einwohner aufgerufen, sich zwischen den beiden Kandidaten für das höchste Amt im Rathaus zu entscheiden. Vor einem der zahlreichen Wahllokale hatte seinerzeit besagte Fußmatte so gelegen, dass sie eine der Zugangstüren zum Urnenraum offenhielt. Irgendwann war der Bodenlappen verrutscht und die Tür blieb für etwa 90 Minuten verschlossen.

Nach der Wahl ging ein Einspruch eines Bürgers ein, der wegen der vor verschlossener Tür stand, später ein zweites Mal zum Wahllokal ging, um dann zu wählen. Nicht auszuschließen war also, dass während der eineinhalb Stunden mehrere Wähler ihre Stimme nicht abgaben, weil sie vor einer verschlossenen Tür standen.

Lesen Sie auch: Eine Millionen Euro aus Greifswald für die Grünen

Der Matten-Streit ging vor Gericht

Mit der Wahlpanne hatte sich zunächst der Wahlprüfungsausschuss auseinandergesetzt. Später erklärte die Bürgerschaft die Wahl zwar für gültig, doch die Geschichte nahm damit noch lange kein Ende.

Die Posse um eine verrutschte Fußmatte blieb bundesweit weiterhin Gesprächsthema. Denn der hauchdünn unterlegene Gegenkandidat Hochheim bestand auf einen neuen Urnengang und klagte gegen den knappen Wahlausgang. Im Januar 2016 verlor er vor dem Greifswalder Verwaltungsgericht.

Das Gericht hielt dem Fußmatten-Vorwurf entgegen, dass der Gesetzgeber sich den Wähler als „mündigen und engagierten Aktivbürger” vorstelle, der sich von seinem Vorhaben nicht gleich abbringen lasse, wenn eine Tür des Wahllokals verschlossen sei: „Zumal es ja wirklich nur das war”, sagte der Richter: „Das Wahllokal war als solches klar zu erkennen und es gab einen zweiten Eingang.” Die verrutschte Fußmatte rechtfertige es nicht, die Wahl wiederholen zu lassen. CDU-Mann Hochheim akzeptierte schließlich das Urteil.

Lesen Sie auch: Gericht weist Klage gegen Greifswalder OB-Wahl ab

Was wird nun aus der Matte?

Seitdem befindet sich das sichergestellte Streitobjekt unter Verschluss. Konkrete Ausstellungspläne gebe es für die Fußmatte derzeit nicht, sagt Museumssprecherin Julia Kruse. Die Dauerausstellung zur pommerschen Geschichte reiche nur bis zum Jahr 2007, als Polen dem Schengener Abkommen beigetreten sei. Auch in den aktuell geplanten Sonderausstellungen werde die Fußmatte keine Rolle spielen. „Ich will aber nicht ausschließen, dass es irgendwann einmal eine Sonderausstellung mit der Matte geben könnte.“