StartseiteRegionalMecklenburg-VorpommernWelchen Jagd-Status sollen Wölfe haben?

Antrag im Bundesrat

Welchen Jagd-Status sollen Wölfe haben?

Schwerin / Lesedauer: 4 min

Teile der Politik und die Agrarlobby wollen dem streng geschützten Tier an den Pelz. Dazu gibt es jetzt einen Antrag in der Länderkammer. MV scheint nicht abgeneigt zu sein.
Veröffentlicht:19.10.2018, 09:54

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Agrarminister Till Backhaus (SPD) steht einem Vorstoß der Bundesländer Sachsen, Brandenburg und Niedersachsen zur Jagd von Wölfen positiv gegenüber. Das sagte ein Sprecher des Landesagrarministeriums dem Nordkurier. An diesem Freitag berät der Bundesrat über den Antrag. Bislang ist die Jagd verboten.

„MV unterstützt das Anliegen des Antrags, angesichts der wachsenden Wolfspopulation staatliche Regelungen zu treffen, die sowohl dem strengen Schutz dieser Tierart als auch dem Sicherheitsbedürfnis der Menschen und den Belastungen der Weidetierhalter gerecht werden“, sagte ein Ministeriumssprecher.

Man sehe aber noch Beratungsbedarf und werde deshalb der Überweisung in die Ausschüsse zustimmen. „Vor Abschluss dieser Beratungen kann deshalb inhaltlich zum Antrag nicht Stellung bezogen werden.“

MV bislang gegen Jagdrecht auf das Raubtier

Vor drei Jahren hatte Backhaus noch eine andere Meinung vertreten und die Aufnahme des Wolfs ins Jagdrecht abgelehnt. „Der Wolf ist international streng geschützt. Das heißt, nur auf internationaler Ebene kann sich der rechtliche Schutzstatus ändern“, sagte Backhaus damals.

Sollte es einmal einen „Problemwolf“ geben, würde das Sicherheits- und Ordnungsgesetz greifen. Das wäre bei einem Tier der Fall, das sich nicht arttypisch verhält und etwa keine Angst vor Menschen zeige.

Drei Länder wollen Jagd ermöglichen

Der Landesbauernverband hatte die Landesregierung aufgefordert, heute im Bundesrat einem Antrag zum Umgang mit dem wachsenden Wolfsbestand zuzustimmen. Brandenburg, Sachsen und Niedersachsen wollen, dass die Bundesregierung ein Konzept erarbeitet, das auch die Jagd auf die Tiere ermöglicht.

Bauernverbands-Vize Manfred Leberecht sagte: „Wir Weidetierhalter hätten uns gewünscht, dass sich auch Mecklenburg-Vorpommern aktiv an der Ausarbeitung des Antrags beteiligt hätte.“

Der Bauernverband bezweifelt, dass der strenge Schutzstatus für den Wolf noch angemessen ist. Der Status werde bisher alle sechs Jahre überprüft. Das sei angesichts der Entwicklung nicht oft genug. 2011 habe es in Deutschland noch 12 Wolfsrudel, 6 Paare und 4 Einzeltiere gegeben, 2017 waren es 56 Rudel, 19 Paare und 2 Einzeltiere mit insgesamt 215 Welpen.

Grüne lehnen Lockerung des Schutzstatus ab

In dem Antrag wird auch eine Änderung der Förderbedingungen verlangt. Bisher können laut EU-Recht nur 80 Prozent der Kosten für Schutzmaßnahmen gefördert werden. Die Bundesregierung solle in Verhandlungen mit der EU-Kommission versuchen, die vollständige Kostenübernahme durchsetzen.

Leberecht mahnte, die Weidetierhaltung könne verloren gehen, wenn es nicht gelinge, die Tiere zu schützen. Die Weiden und offene Landschaften seien auch Lebensraum für Bodenbrüter, Insekten und viele andere Arten.

Die nicht mehr im Landtag vertretenen Grünen lehnen eine Lockerung des Schutzstatus als „Augenwischerei“ ab. „Ohne Frage muss der Umgang mit Problemwölfen dringend rechtssicherer geregelt werden. Jedoch bedarf es dazu keiner Lockerung des Schutzstatus, sondern den Willen einheitliche Regelungen zum Umgang mit Problemwölfen zu treffen“, forderte Landeschefin Claudia Schulz.

Zwei Wolfsrudel in MV nachgewiesen

Gut wäre ihrer Meinung nach auch die Einrichtung einer bundesweiten Expertengruppe, die die fachgerechte Bewertung von Wölfen und vor allem schnelle Entscheidungen über erforderliche Maßnahmen trifft.

Schulz begrüßte aber ausdrücklich die bessere finanzielle Unterstützung des Herdenschutzes und die Honorierung der Weidehaltung durch eine Prämienzahlung, die in dem Bundesratsantrag auch vorgesehen sind.

In Mecklenburg-Vorpommern sind zwei Wolfsrudel nachgewiesen, deren Kernlebensraum im Land liegt: eines in der Ueckermünder Heide, eines in der Kalißer Heide. Ein drittes Rudel hat sich in der Retzow-Jännerstorfer Heide an der Grenze zwischen MV und Brandenburg etabliert.

Seit Jahresbeginn zwölf Übergriffe auf Nutztiere

Das dem Land Brandenburg zugeordnete Rudel der Kyritz-Ruppiner Heide erstreckt seinen Aktionsbereich teilweise auf MV. Ein Rudel bei Löcknitz lebt an der Grenze zu Polen. Außerdem sind je ein Wolfspaar in Jasnitz bei Ludwigslust und in der Nossentiner Heide sowie ein Einzelwolf im Müritz-Nationalpark nachgewiesen.

Seit Jahresbeginn 2018 gab es laut Ministerium in Mecklenburg-Vorpommern zwölf Übergriffe auf Nutztiere, die durch einen Wolf verursacht wurden oder bei denen ein Wolf als Verursacher nicht ausgeschlossen werden konnte. Dabei seien 56 Tiere getötet und 23 verletzt worden.