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Corona-Pandemie

Wie groß sind die Defizite bei Schülern in MV?

Schwerin / Lesedauer: 3 min

Durch den coronabedingten Ausfall von großen Teilen des Präsenzunterrichts haben die Schüler in MV Defizite angehäuft. Mit Testverfahren und Lernstandserhebungen sollten diese ermittelt werden.
Veröffentlicht:08.10.2021, 05:56

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Die Herbstferien in Mecklenburg-Vorpommern gehen am Freitag zu Ende – der Start ins Schuljahr 2021/22 liegt mittlerweile über neun Wochen zurück. Es war ein Start in ein besonders Schuljahr – geprägt durch Rückstände im Unterrichtsstoff. Deshalb startete das Bildungsministerium in Schwerin ein Aufholprogramm. Dazu gehörten spezielle Testverfahren und auch die traditionellen Lernstandserhebungen.

Letztere sind in den ersten vier Wochen des Schuljahres absolviert worden – allerdings liegen die Ergebnisse aus dem August dem Bildungsministerium in der Landeshauptstadt noch nicht vor. Nach Auskunft eines Ministeriumssprechers habe man in den vergangenen Wochen eine spezielle Um- und Abfrage entwickelt, um in die Schulen im ganzen Land hineinzuhorchen. Das Ministerium gehe davon aus, dass die Ergebnisse dieser großen Umfrage Mitte Oktober vorliegen könnten.

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Individuelle Förderung geplant

Mit anderen Worten: Erst rund zweieinhalb Monate nach dem Schulstart sind die jeweiligen Lernstände der Schüler im Ministerium bekannt. Das heißt, dass auch erst dann entsprechend reagiert werden kann. Aus den Schulen ist in dem Zusammenhang unter anderem zu hören, dass man eine Strategie bei der Kompensation der Defizite vermisse.

Ein Ministeriumssprecher hält dagegen: „Die Lernstandserhebungen waren auf die jeweilige Lerngruppe ausgerichtet. Sie wurden dezentral und in Verantwortung der einzelnen Schule beziehungsweise Lehrkraft durchgeführt und ausgewertet. Ziel ist es, dass die anschließende Förderung auf die jeweiligen Schülerinnen und Schüler individuell ausgerichtet ist.“

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Gewerkschaft fordert „Vorfahrt für Bildung“

Das Bildungsministerium habe die Lehrkräfte dabei besonders unterstützt. So stünden den Schulen zusätzlich 2,5 Millionen Euro für Materialien zur Verfügung, die auch für Lernstandserhebungen verwendet werden konnten.

Das aber reicht zumindest der Lehrergewerkschaft (GEW) nicht. „Rückblickend müssen wir feststellen, dass die Lernstandserhebungen flächendeckend nicht gut gelungen sind“, erklären die beiden GEW-Landesvorsitzenden Annett Lindner und Maik Walm. Die Lehrervertreter eint die Sorge, dass im Zuge der Wahlen und der anstehender Koalitionsverhandlungen in Mecklenburg-Vorpommern nun womöglich für längere Zeit mit einem Stillstand zu rechnen sei.

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„Dabei ist der Handlungsdruck hoch“, sagt Maik Walm. „Weitere Verzögerungen gehen zu Lasten des Bildungserfolges der Schülerinnen und Schüler, sie gehen aber auch zu Lasten der Gesundheit und Arbeitszufriedenheit der Pädagogen, die in der Folge krank werden, Stunden reduzieren oder früher aus dem Beruf aussteigen.“

Vor diesem Hintergrund macht der Gewerkschafter deutlich: „Bildung muss Vorfahrt haben und das sollte sich in einem konkreten Programm für die ersten 100 Tage einer neuen Regierung auch widerspiegeln!“ Ob dies gelingt? Fakt dürfte aber sein, dass die Corona-Pandemie den Fokus auf die enormen Probleme in der Bildungslandschaft in MV gelegt hat.