Pfefferspray, Wasserwerfer, Flaschenwürfe – das waren einige der Bilder von den Corona-Protesten der vergangenen Woche. Mehrere Tausend Menschen hatten sich an den Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen beteiligt, mehrere Hundert wiederum am Gegenprotest. Nach Ausschreitungen in Rostock sollte der Montagabend diesmal friedlicher verlaufen, ein Demonstrationszug wurde gar nicht erst angemeldet. Doch auch die Versammlung am Stadthafen konnte nicht wie geplant stattfinden. Das teilte die Polizei am frühen Abend unter anderem über den Nachrichtendienst Twitter mit.
Dieser Beitrag wurde am Montagabend laufend aktualisiert
Auflösung noch vor Beginn
Auf der Haedge-Halbinsel hatten die Maßnahmengegner eine Art Straßenfest angekündigt. Noch vor dem geplanten Beginn um 18 Uhr hatten die Organisatoren allerdings mitgeteilt, die Veranstaltung nicht zu eröffnen. Begründet wurde die Entscheidung damit, dass ihm die gewünschte Fläche auf der viel befahrenen L22 am Stadthafen nicht zugewiesen worden sei. Die Stadt hatte die Ablehnung wiederum mit Sicherheitsbedenken begründet.
Daraufhin löste sich die Demonstration auf. „Die Teilnehmer werden gebeten, sich friedlich von der Örtlichkeit zu entfernen. Halten Sie die Straße frei und folgen Sie den Anweisungen der Polizei”, so der Aufruf der Rostocker Polizei, nach der Ansage der Veranstalter. Zu dem Zeitpunkt hatten sich bereits mehrere Hundert potenzielle Teilnehmer versammelt, die anschließend in kleineren und größeren Gruppen durch die Stadt zogen.
#hro2401
Der Versammlungsleiter hat soeben mitgeteilt, die Versammlung auf der Haedge-Halbinsel nicht zu eröffnen. Die Teilnehmer werden gebeten, sich friedlich von der Örtlichkeit zu entfernen. Halten Sie die Straße frei und folgen Sie den Anweisungen der Polizei!— Polizei Rostock (@Polizei_Rostock) January 24, 2022
Maskenpflicht vorgeschrieben
Anwesende berichten, dass nur wenige Menschen vor Ort die vorgeschriebene Maskenpflicht eingehalten hätte. Bei der Demonstration vor einer Woche war das ähnlich gewesen. Auch dort war es zur vorzeitigen Auflösung der Veranstaltung gekommen, anschließend aber auch zu Flaschen- und Böllerwürfen gegen die Polizei. Trotz der Absage finden Gegenproteste auf dem Neuen Markt statt.
Protest in vielen Städten
Die Ordnungsbehörden erwarten am Montagabend allerdings noch weitere Veranstaltungen gegen die Corona-Maßnahmen im Land. Darunter in den Städten Greifswald, Neubrandenburg, Waren, Neustrelitz, Anklam und Pasewalk.
Ergänzung 18.38 Uhr - Angespannte Lage in Rostock
Nach Auflösung der Versammlung am Stadthafen bewegen sich viele der Teilnehmer in Gruppen durch die Rostocker Innenstadt. Dabei berichten Augenzeugen erneut von gewalttätigen Szenen. Erneut würden Böller explodieren, Teilnehmer der verhinderten Demo gegen die Corona-Maßnahmen seien mit Wasser übergossen worden. Die Polizei versuche derweil zu verhindern, dass die rivalisierenden Gruppen am Neuen Markt aufeinandertreffen.
Ergänzung 18.57 Uhr - Video aus Pasewalk
In Neubrandenburg haben Gegen-Demonstranten mit einer Kerzen-Aktion an die Todesopfer der Pandemie im Bundesland erinnert. Währenddessen haben sich in Pasewalk nach Nordkurier-Schätzung rund 300 Menschen versammelt, um gegen die Schutzmaßnahmen und eine mögliche Impfpflicht zu demonstrieren. In Rostock bestätigte die Polizei inzwischen die Festnahme eines 22-Jährigen. Er soll Böller auf Polizeibeamte geworfen haben.
Ergänzung 19.17 Uhr - "Spaziergang" in Anklam
Auch wenn sich schon in den vergangenen Wochen immer wieder Gegner der Corona-Maßnahmen in Anklam zusammengefunden hatten, wurde für Montagabend erstmals ein sogenannter Spaziergang angemeldet, an dem Demonstrationszug nahmen mehrere Hundert Menschen teil. In Rostock hat die Polizei derweil Zugänge zum neuen Markt abgeriegelt, wohl um eine Störung der Gegenprotest-Veranstaltung zu verhindern.
Ergänzung 19.42 Uhr - Große Demo in Neubrandenburg
Die Lockerungen, die Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) am Abend ankündigte, dürften die Maßnahmen-Gegner kaum besänftigen. In Neubrandenburg schätzt die Polizei, dass sich knapp 2000 Menschen an dem Protest beteiligt hätten. Einige Hundert waren es außerdem in den Städten der Müritz-Region. Nach ersten Informationen der Polizei soll es am Rande einer Demo zu einem Vorfall gekommen sein, bei dem der Bundestagsabgeordnete Johannes Arlt (SPD) angegangen wurde. Details dazu liegen noch nicht vor.
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Ergänzung 20.06 Uhr - Buh-Rufe und Beleidigungen
Die Informationen der Polizei zu einem Übergriff auf den Bundestagsabgeordneten Johannes Arlt am Rande der Demo in Waren hat dieser selbst auf Nordkurier-Anfrage relativiert. Er hatte sich mit einer Rede an die Demo-Teilnehmer gewandt, war allerdings ausgebuht und verbal attackiert worden. Zu körperlichen Angriffen sei es nicht gekommen.
Ergänzung 20.17 Uhr - Kein Gegenprotest in Greifswald
Im Greifswalder Nieselregen versammelten sich am Montag rund 600 Demonstranten der Bewegung „Mein Körper, meine Freiheit“ um gegen eine geplante Impfpflicht und gegen einschneidende Maßnahmen in der Corona-Politik zu demonstrieren. Eine Gegendemonstration hatte es diesmal nicht gegeben. Andreas Pieper, Organisator der Kundgebung, erklärte, viele Menschen hätten Angst vor der Impfung und falsch-positiven Tests. Martin Klein, der Organisator des an die Kundgebung anschließenden Spazierganges durch die Innenstadt, zeigte sich begeistert. Es gebe viel Zuspruch aus der Bevölkerung, erklärte er. Man versuche sehr bewusst durch Wohngebiete zu spazieren und wolle gesehen werden, so Klein.
Ergänzung 20.53 Uhr - Kleinere Städte, kleinere Demos
Aus mehreren Regionen des Landes hat die Polizei inzwischen Zusammenfassungen des Demo-Geschehens geliefert. Es deutet sich an, dass der offizielle Teil des Abends, mit Ausnahme kleinerer Vorfälle, weitgehend friedlich verlaufen ist. Im Kreis Rostock sind laut Polizei nicht ganz 1000 Menschen auf den Straßen gewesen, die Inspektion in Güstrow schreibt in ihrer Mitteilung, es seien "ca. 853" gewesen. Die größten Ansammlungen habe es in Güstrow (400) und Teterow (180) gegeben. Die Polizeiinspektion für den Kreis Ludwigslust-Parchim schreibt von "zusammen etwa 740 Personen". Die größte Veranstaltung habe demnach mit rund 200 Teilnehmern in Parchim stattgefunden. In Boitzenburg seien Polizisten und einige Teilnehmer kurzzeitig aneinandergeraten, die Situation habe sich aber gewaltfrei lösen lassen. "Überdies wurde festgestellt, dass mehrere Teilnehmer die Stimmung unter den Demonstrierenden bewusst angeheizt hatten. Die Polizei stufte eine aus über 50 Personen bestehende Gruppe als konflikt- bzw. gewaltbereit ein", heißt es in der Mitteilung. Allerdings ist auch die Rede davon, dass einige Versammlungsteilnehmer nicht mit den Corona-Protesten in Verbindung gestanden hätten. Woraus die Polizei das schließt, ließ sie zunächst offen. Die Pressestelle war für eine Nachfrage am Abend nicht erreichbar.
Ergänzung 21.39 Uhr Friedlicher Protest in Vorpommern und Schwerin
Für den Kreis Vorpommern-Rügen meldete die Polizeiinspektion in Stralsund am späten Montagabend. Auch hier kam es zu keinen größeren Zwischenfällen. An den Demonstrationen in Stralsund, Grimmen, Bergen, Ribnitz-Damgarten und Barth hätten rund 1500 Menschen teilgenommen. Die einzige etwas größere Gegendemo habe in Stralsund mit rund 60 Teilnehmern stattgefunden.
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Für die Landeshauptstadt Schwerin berichtet die Polizei von rund 2000 Teilnehmern beim Protest gegen die Corona-Politik. Die Protestversammlung "Solidarität statt Verschwörungstheorien" habe 35 Teilnehmer gezählt. Auch hier sei es nicht zu Störungen gekommen.
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