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AfD-interne Vorwürfe

Wird der Schweriner Landtag für Sexpartys missbraucht?

Schwerin / Lesedauer: 3 min

Die Streitigkeiten innerhalb der MV-AfD erreichen einen neuen Höhepunkt: Aus der Partei heraus wird einem Abgeordneten vorgeworfen, wilde Feiern im Landtag zu veranstalten.
Veröffentlicht:18.10.2021, 17:32

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Saufgelage in den Fraktionsräumen, der Besuch freizügiger Damen in den späten Abendstunden und angebliches Video-Material von vergnüglichem Treiben im Plenarsaal: In einem anonymen Schreiben, das dem Nordkurier vorliegt, werden schwere Vorwürfe gegen ein Mitglied der AfD-Fraktion im ehrwürdigen Schweriner Schloss erhoben.

Es gibt offenbar keine handfesten Beweise

Auch ein Parteimitglied aus Greifswald nutzt seinen Facebook-Auftritt, um von diesen und weiteren Vorwürfen zu berichten. Thomas Kerl, gegen den aktuell ein Parteiausschlussverfahren läuft, fordert in einem Video Zuschauer auf, ihm Beweise für die Anschuldigungen zu liefern. Womit allerdings auch klar ist: Ihm selbst liegen offenbar keine Beweise vor. Auch auf die Nennung des Namens des in dem anonymen Schreiben beschuldigten Abgeordneten verzichtet Kerl.

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In dem anonymen Schreiben wiederum heißt es, das Wachpersonal des Landtags berichte von „regelmäßig nachts in den Fraktionsräumen veranstalteten Saufgelagen, zu dem auch leicht bekleidete Mädchen geladen sind”. Über Videokameras sollen Wachleute demnach mitverfolgt haben, wie sich der AfD-Politiker im Plenarsaal „mit dem ein oder anderen dieser Mädchen vergnügte”.

Plenarsaal ist eigentlich immer abgeschlossen

Der beschuldigte Abgeordnete weist auf Nordkurier-Nachfrage die Vorwürfe von sich und prüft nach eigenen Angaben aktuell, rechtliche Schritte einzuleiten. Aus Fraktionskreisen hieß es zudem, die Geschichte sei schon allein deshalb unglaubwürdig, weil der Plenarsaal immer abgeschlossen sei. Wolle ein Abgeordneter ihn außerhalb der Sitzungen betreten, gehe dies zwar grundsätzlich – dann aber nur unter ständiger Anwesenheit eines Wachmanns.

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Auch die Verwaltung des Landtages ist in der Angelegenheit aktiv, ermittelt aber nicht gegen einen Abgeordneten. Verwaltungsmitarbeiter gehen dem Vorwurf nach, „es habe Fehlverhalten des Haussicherheitsdienstes des Landtages gegeben”, teilt der Pressesprecher der Landtagsverwaltung dem Nordkurier mit. Konkret gehe es um den unerlaubten Aufenthalt von Personen im Schweriner Schloss. „Auch der Plenarsaal soll unrechtmäßig betreten worden sein”, so der Sprecher am Montag.

Es ist fraglich, ob das Sex-Video überhaupt existiert

Ob es bereits erste Erkenntnisse nach Befragung des Wachpersonals gibt, und wie ein weiteres Verfahren aussehen würde, falls sich die Vorwürfe bestätigten, beantwortete der Landtagssprecher dem Nordkurier nicht. Einem Beitrag der Schweriner Volkszeitung zufolge, die zuerst über die Anschuldigungen berichtete, werden von der Video-Überwachung im Plenarsaal keine Aufzeichnungen erstellt. Demnach ermittelt Landtagsdirektor Armin Tebben in dem Fall, der die zu prüfenden Anschuldigungen als „möglicherweise strafrechtlich relevant” einstuft, sollten sie sich bewahrheiten.

Dem Nordkurier gelang es am Montag zunächst nicht, einen Beweis für die Existenz des angeblichen Sexvideos im Plenarsaal zu finden. Es ist also durchaus möglich, dass es sich nur um boshaftes Geraune innerhalb einer von Intrigen zerrütteten Partei handelt.