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Obergrenze

Wolf jagt den MV-Landtag in den Wahlkampfmodus

Schwerin / Lesedauer: 2 min

Der Streit wird immer bissiger ausgetragen: Noch nie gab es so viele Wölfe in MV, noch nie war ihr Appetit so groß – und der Wahlkampf steht vor der Tür....
Veröffentlicht:25.09.2020, 06:13

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Beate Schlupp ist als Vize-Präsidentin des Landtags von Mecklenburg-Vorpommern für einen ordnungsgemäßen Ablauf der Sitzungen verantwortlich. Doch nicht nur im Parlament macht sich die CDU-Politikerin für die Einhaltung von Regeln stark, auch auf den weiten Weiden des Flächenlandes im Nordosten der Republik soll Ordnung herrschen. Und die ist nach Auffassung von Schlupp mächtig durcheinander gekommen – einer der Unruhestifter ist der Wolf.

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„Wir haben alleine 63 Rissvorfälle in diesem Jahr, bei dem 217 Schafe, Kälber oder zuletzt sogar Damwild vom Wolf getötet worden sind“, sagte Schlupp gestern in einer von ihr initiierten Landtagsdebatte zur Zukunft der Weidetierhaltung in Wolfs-Zeiten. „Jeden Morgen treten die Weidetierhalter ihren Kontrollgang mit Angst an und stellen sich die Frage: ,War er wieder da, der Wolf?‘“ Die zunehmende Zahl der Wölfe in MV – aktuell sind nach Auskunft aus dem Landwirtschaftsministerium wohl elf Rudel bekannt – sei für Schäfer und Landwirte eine wirtschaftliche und seelische Belastung, so Schlupp.

Förderung von Wolf-Präventionsmaßnahmen

Und dies vor dem Hintergrund, dass es den Weidetierhaltern bereits seit Jahren schlecht gehe. Die CDU-Politikerin: „Der Kampf um die Fläche, die mangelnde Strategie und fehlende Abstimmung zwischen infrastrukturellen, energetischen und tierschutzrechtlichen Interessen haben viele Weidetierhalter zur Aufgabe ihres Betriebes gezwungen.“ Vor diesem Hintergrund forderte Schlupp eine Obergrenze beim Wolfsbestand – „denn nur dann kann man Wolfsmanagement betreiben“. Zusätzlich machte sich Schlupp für eine 100-prozentige Förderung von Präventionsmaßnahmen, mit denen sich Weidetierhalter vor dem Wolf schützen könnten, stark.

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Bei der oppositionellen AfD kam die Schlupp-Initiative gar nicht gut an. „Wenn Sie Ihre Kritik am SPD-geführten Landwirtschaftsministerium ernst meinen würden, müssten Sie jetzt die Große Koalition verlassen“, schleuderte Ralf Borschke deutliche Worte in Richtung CDU. „Warum haben Sie denn keinen offiziellen Antrag zur Einführung einer Obergrenze ins Parlament gebracht?“, fragte Borschke seine Kollegin – und hatte die Antwort gleich parat: „Weil Sie nur ein bisschen meckern wollen, damit es so aussieht, als würden Sie sich kümmern.“

Anschließend schaltete Borschke endgültig in den Wahlkampfmodus. „Der Wolf ist von roten Ideologen gewollt“, wetterte der AfD-Mann und sprach von einem „Ökosozialismus, den die SPD in der Agrarpolitik praktiziere“. Verbal-Attacken, die der zuständige SPD-Landwirtschaftsminister nicht kontern konnte – Till Backhaus weilte auf einem auswärtigen Termin. Mit Wolfgang Weiß sprang ein Linkspolitiker der SPD ein wenig zur Seite. „Vielleicht hilft uns der Wolf ja noch bei der Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest.“