StartseiteRegionalMecklenburg-VorpommernZahl der Drogendelikte in MV erreicht Höchststand

Knapp 6000 Fälle

Zahl der Drogendelikte in MV erreicht Höchststand

Schwerin / Lesedauer: 3 min

Die Zahl der Drogenvergehen in Mecklenburg-Vorpommern nimmt weiter zu. Experten haben eine Vermutung, woran das liegen könnte. Auch das Internet spielt eine Rolle.
Veröffentlicht:04.07.2018, 16:19
Artikel teilen:

In Mecklenburg-Vorpommern hat die Zahl der aufgedeckten Drogenvergehen im Jahr 2017 einen neuen Höchststand erreicht. Wie das Landeskriminalamt am Mittwoch in Rampe bei Schwerin mitteilte, wurden knapp 6000 Rauschgiftdelikte registriert und damit fast neun Prozent mehr als im Jahr zuvor. Trotz einiger Schwankungen zeige sich über die vergangenen zehn Jahre hinweg eine deutlich steigende Tendenz, sagte der Kriminalbeamte Michael Simoni bei der Präsentation der Ermittlungsergebnisse. 2008 habe die Polizei im Nordosten noch in 3350 Fällen ermittelt.

Der Bezug illegaler Drogen über das Internet und die Debatte um die Legalisierung des Cannabiskonsums tragen nach Meinung Simonis dazu bei, dass die Hemmschwelle gegenüber dem Gebrauch illegaler Drogen sinkt. Zwar seien auch im Nordosten alle gängigen Drogen verfügbar. Doch zeigten die Sicherstellungen, dass Marihuana, Amphetamin und Ecstasy am weitesten verbreitet seien. Das besonders gefährliche Crystal Meth wurde laut Simoni nicht gefunden.

Mit knapp 25.000 sichergestellten Amphetamin-Tabletten seien in etwa so viele gefunden worden wie jeweils in den drei Jahren zuvor. Die Zahl der Ecstasy-Pillen lag 2017 mit knapp 19.000 hingegen fünf Mal so hoch. Allerdings sei darunter auch ein Großfund mit 16.000 Tabletten. Haschisch, das aus der Cannabispflanze gewonnene Harz, spiele heute eine deutlich geringere Rolle als vor zehn Jahren, die Sicherstellung von Marihuana bewege sich mit 56 Kilogramm aber auf dem Niveau der Vorjahre. Laut Simoni hob die Polizei im Vorjahr im Land 21 illegale Hanfplantagen aus und stellte dabei etwa 5700 Pflanzen sicher.

Heroin spielt in MV untergeordnete Rolle

Heroin spiele in Mecklenburg-Vorpommern eine eher untergeordnete Rolle. Sechs Gramm habe die Polizei im Vorjahr gefunden. Dazu kamen 832 Gramm Kokain. „Das sind eher die Drogen der Großstädte”, sagte Simoni. Allerdings sei der Polizei im April dieses Jahres in einer Obstlagerhalle in Valluhn (Kreis Ludwigslust/Parchim) mit 123 Kilogramm Kokain ein Zufallsfund von beträchtlichem Ausmaß gelungen. Die Ermittlungen dazu liefen noch. Den Angaben zufolge wird ein Gramm Kokain im Straßenverkauf mit 50 bis 70 Euro gehandelt.

Laut Kriminalstatistik wurden 2017 rund 95 Prozent der erfassten Drogenfälle aufgeklärt. Doch müsse im Bereich illegaler Drogen mit einer hohen Dunkelziffer gerechnet werden. „Bei der Rauschgiftkriminalität handelt es sich um Kontrolldelikte, die Polizei muss aktiv suchen. Dealer und Käufer verbinden gemeinsame Interessen. Anzeigen gibt es da höchst selten”, erklärte Simoni.

Zahl der Drogentoten in MV gesunken

Die in Relation zur Bevölkerung meisten Drogendelikte im Land wurden laut Statistik in Schwerin und Rostock registriert. Mit 523 Fällen je 100.000 Einwohner verzeichnete die Landeshauptstadt die doppelte Intensität wie der Landkreis Vorpommern-Greifswald. Im Vergleich etwa zu Berlin und Hamburg sei aber auch dieser Anteil sehr gering, sagte Simoni. Nach einem Anstieg über drei Jahre hinweg sank die Zahl der Drogentoten im Land von neun auf fünf.

Wie aus der Statistik weiter hervorgeht, stieg die Zahl der von Jugendlichen verübten Drogendelikte mit 16 Prozent stärker an als in älteren Altersgruppen. Das aber hänge auch damit zusammen, dass nach dem Geburtenknick 1990 wieder mehr Kinder geboren wurden und der Anteil der 14- bis 21-Jährigen wieder zunimmt. Auf diese Altersgruppe entfielen im Vorjahr 1700 Drogendelikte.

Daher bleibe die Drogenprävention in Schulen und Vereinen eine weiterhin wichtige Aufgabe, sagte Simoni. Das Landeskriminalamt kündigte für den Herbst eine neue Plakataktion an. Die Motive der Großkalender für Schulen seien von Lehramtsstudenten in Greifswald entworfen worden.