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Zahl der Jungstörche auf niedrigem Niveau

Waren / Lesedauer: 3 min

Mehr als 60 Jungstörche sind in der Müritzregion geschlüpft. Das ist gut –aber viel zu wenig. Dennin den Dörfern kommen immer weniger Adebare auf die Welt. Eine Entwicklung, die auch anderswo zu beobachten ist.
Veröffentlicht:17.08.2019, 11:00

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Gäbe es die Einwanderer aus Polen oder Schweden nicht, tja, dann wäre es um die Storchen-Population in der Müritzregion wohl noch schlechter bestellt, als sie es ohnehin schon ist. Davon sind Hans-Dieter Graf und Wilhelm Erichson überzeugt. Beide Männer haben seit Jahrzehnten die Entwicklung der Weißstörche im Blick – Graf die in der nordöstliche Müritzregion, Erichson die im südlichen Bereich.

Ihre mit Hilfe der Storchenbetreuer in den Dörfern akribisch geführte Statistik zeigt: Die Zahl der Storchenpaare, die Jungen aufziehen, nimmt kontinuierlich ab. Die Störche, die aus Polen oder auch Schweden hier brüten, polieren die schlechte Bilanz für 2019 etwas auf. „Dass Störche aus anderen Ländern bei uns brüten, wissen wir genau, denn einige von ihnen sind mit Ringen versehen. So können wir ablesen, woher sie kommen. Warum aber die Störche, die in den Vorjahren hier geboren wurden, als erwachsene Tiere nicht wieder zurückkommen, um hier zu brüten, das wissen wir nicht“, sagt Wilhelm Erichson.

Die Zahl der Jungen, die hier aufwachsen und Ende August dann in den Süden ziehen, hat sich auf einem niedrigen Niveau eingepegelt. 67 Junge sind in diesem Jahr insgesamt in der Müritzregion geschlüpft und aufgewachsen. Das hört sich auf den ersten Blick gar nicht so schlecht an. Vergleicht man diese Zahl jedoch mit den Vorjahren, ergibt sich ein anderes Bild.

Im Jahr 2000 wurden in der Region 141 Jung-Störche aufgezogen – fast doppelt so viele wie in diesem Jahr. Die Zahl der erfolgreichen Brutpaare, also die, die tatsächlich Junge groß gezogen haben, hat sich verringert und ist in den vergangenen Jahren langsam, aber stetig gefallen.

Dabei, so muss es Hans-Dieter Graf feststellen, sieht die Situation im Bereich rund um Waren noch schlechter aus als im Röbeler Bereich. Obwohl das beobachtete Gebiet mit rund 1048 Quadratkilometern deutlich größer ist als der Röbeler Bereich mit rund 665 Quadratkilometern, werden dort immer weniger Weißstörche geboren. Die Gesamtzahl ist mit 34 Jungen rund um Waren genauso gering wie in Röbel, wo dieses Jahr 33 Jungvögel aufgezogen wurde.

„Im Röbeler Bereich gibt es noch viel mehr Wiesen, Flächen, wo die Störche Nahrung finden. Die großräumige Landwirtschaft trägt ihren Beitrag dazu bei, dass die Störche immer weniger Nahrung finden“, meint Graf. Er und sein Kollegen Erichson sind sich aber einig, dass nicht allein die Landwirtschaft schuld an dem Rückgang der Störche ist. „Es ist wohl ein ganzer Strauß an Ursachen, der Klimawandel spielt bestimmt eine Rolle“, meint Erichson. Nistangebote gibt es in der Müritzregion ausreichen, es existiert sogar ein Überangebot.

Den beiden altgedienten Storchenbetreuern macht der Abwärtstrend bei Jungstörchen Sorgen. Dabei sehen sie nicht nur eine Veränderung der Storchen-Population in der Müritzregion, sondern im ganzen Land. „2004 gab es in Mecklenburg-Vorpommern noch rund 14200 Brutpaare, im vergangenen Jahr waren es 666. Das ist ein Rückgang in wenigen Jahren um mehr als die Hälfte“, rechnet Hans-Dieter Graf vor. Er ist sich sicher, dass die Zahlen, die bald für 2019 vorliegen werden, noch schlechter aussehen werden.

Nicht verwunderlich also, dass Mecklenburg-Vorpommern seinen Platz 2 in der bundesweiten Rangliste verloren – „Niedersachsen hat uns überholt“, meint Graf. In Süddeutschland, das weiß er von Fachtagungen, gibt es ein anderes Bild: Hier erstarken die Storchen-Populationen. „Was dort anders ist? Dort gibt es noch kleinteiligere Landwirtschaft“ erklärt Wilhelm Erichson.