StartseiteRegionalMecklenburg-VorpommernZwei Menschen waren im brennenden Supermarkt

Großbrand in Greifswald

Zwei Menschen waren im brennenden Supermarkt

Greifswald / Lesedauer: 3 min

Die Zündelei an einem Supermarkt in Greifwald hätte deutlich schlimmere Folgen haben können. Als der Brand ausbrach, befanden sich zwei Menschen im Gebäude-Komplex. Das hat auch Folgen für die Ermittlungen.
Veröffentlicht:22.05.2018, 11:03

Artikel teilen:

Beim Brand in einem Supermarkt-Komplex in Greifwald sind Menschenleben in Gefahr gewesen. Wie ein Polizeisprecher sagte, hielten sich zum Zeitpunkt des Brandausbruchs am Sonntag zwei Mitarbeiterinnen einer Bäckerei in dem Gebäude auf. Sie seien aber rechtzeitig auf das Geschehen aufmerksam geworden und hätten sich in Sicherheit bringen können.

Nach Zeugenhinweisen nahm die Polizei kurz nach dem Brand zwei Jugendliche unter dringendem Tatverdacht fest. Die 14 und 15 Jahre alten Schüler räumten in ihren Vernehmungen ein, in einem Unterstand an zwei Plastikeinkaufskörben gezündelt zu haben. Zwar löschten sie die Flammen, nach ersten Erkenntnissen glomm ein Stoffbeutel aber weiter und entzündete sich wieder. Die Flammen griffen dann wegen starker Winde auf die Fassade über.

Gegen die Eltern wird nicht ermittelt

Weil Personen gefährdet wurden, wird gegen die beiden wegen des Verdachts der fahrlässigen besonders schweren Brandstiftung ermittelt. Die Jugendlichen wurden nach ihrer Vernehmung wieder auf freien Fuß gesetzt. Gegen ihre Eltern wird gegenwärtig nicht ermittelt, etwa wegen Vernachlässigung der Aufsichtspflicht. „Die Jungs sind alt genug”, führte der Polizeisprecher an.

Auf die Schüler könnten allerdings enorme Schadenersatzforderungen zukommen. Laut Polizei ist der verursachte Schaden mit 6,5 Millionen Euro deutlich höher als bislang angenommen. In dem Supermarkt-Komplex an der Lomonossowallee in Greifswald-Schönwalde I sind je einer Filiale von Rewe, Penny Markt und dem Lila Bäcker untergebracht. Der Rewe-Markt wurde nahezu vollständig zerstört. Die Feuerwehr konnte ein Übergreifen auf die anderen Märkte verhindern. Sie wurden aber durch Löschwasser und Rauchentwicklung ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen.

Mittlerweile hat die Staatsanwaltschaft Stralsund die Ermittlungen gegen die Jugendlichen aufgenommen. Zunächst würden die Aussagen der 14 und 15 Jahre alten Jugendlichen mit den Erkenntnissen des Brandursachenermittlers abgeglichen, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Sascha Ott am Dienstag. Dann werde geprüft, ob das Feuer fahrlässig oder vorsätzlich gelegt wurde und ob es sich um eine einfache oder schwere Brandstiftung handele. Nach Abschluss der Ermittlungen werde entschieden, ob Anklage gegen die beiden erhoben werde.

Während der Löscharbeiten, bei denen teilweise rund 100 Feuerwehrleute im Einsatz waren, sorgten zeitweise Schaulustige für Probleme. Die Polizei forderte die Schaulustigen mit Lautsprecherdurchsagen dazu auf, Abstand zu den Löscharbeiten zu halten. „Offenbar haben sich einige sogar Pizza dorthin bestellt”, sagte der Polizeisprecher.

Ärger mit Schaulustigen

Auch in den sozialen Medien der Polizei löste der Brand viel Resonanz aus. Teils hätten Beleidigungen in Richtung der Eltern der Jugendlichen gelöscht werden müssten, führte die Polizei an. Allerdings profitierten die Behörden von der Aufmerksamkeit der Bürger. Die Ermittler konnten den Angaben zufolge bei der Suche nach den Tätern unter anderem auf Fotos und Videos im Internet von der Brandentstehung zurückgreifen.

Der Brand lockte viele Schaulustige an.
Der Brand lockte viele Schaulustige an. (Foto: Fred Zädow)

Auf fahrlässige besonders schwere Brandstiftung steht laut Gesetz eine Haftstrafe von bis zu drei Jahren. Allerdings handelt sich sich bei den Tatverdächtigen um Jugendliche, gegen die im Falle einer Anklage nicht nach strengeren Erwachsenenstrafrecht verhandelt werden würde. Auch wer für den Schaden aufkommt, ist noch unklar.

Ähnlicher Fall in den USA: 36 Millionen Dollar Strafe

Wie teuer das Täter kommen kann, zeigt ein aktueller Fall in den USA. Ein Richter hat einen 15-Jährigen im US-Bundesstaat Oregon wegen Brandstiftung zu einer Geldstrafe von mehr als 36 Millionen Dollar verurteilt. Er hatte mit einem Feuerwerkskörper eine Großbrand in einer Schlucht ausgelöst, die eine Fläche von der doppelten Größe der Insel Sylt erfasste. Er wurde auch angewiesen, 152 Entschuldigungsbriefe an die vom Brand betroffenen Menschen und Institutionen zu schreiben.